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SanierungsstauKultur im Wartestand – So steht es um die Kölner Museen

7 min
Die Visualisierung zeigte, wie die Historische Mitte Kölns aussehen sollte. Doch der Neubau des Stadtmuseums kam nicht.

Die Visualisierung zeigte, wie die Historische Mitte Kölns aussehen sollte. Doch der Neubau des Stadtmuseums (links) kam nicht.

Immer wieder machen die sanierungsbedürftigen städtischen Museen Probleme. Ein Überblick.

Erst musste das Museum für Angewandte Kunst (MAKK) seine Kapazitäten halbieren, weil der Brandschutz Probleme macht. Und Anfang Juli machte die Stadt das Museum für einen Tag zu, weil das Glasdach möglicherweise herunterfallen kann. Mittlerweile ist der Zugang wieder möglich – allerdings nur über einen Tunnel aus Baugerüst.

Es steht nicht gut um die Kölner Museen: Über Jahrzehnte wurden sie nicht ausreichend in Schuss gehalten, jetzt zeigen sich die Probleme im Alltag, während die Stadt in den nächsten Jahren ohnehin schon viele Schulden macht und wenig Geld hat. Ein Überblick über den Zustand der neun städtischen Museen plus des NS-Dokumentationszentrums.

Römisch-Germanisches Museum (RGM)

Das Römisch-Germanische Museum (RGM).

Das Römisch-Germanische Museum (RGM).

Seit Ende 2018 stellt das Römisch-Germanischen Museums (RGM) nicht mehr in dem Gebäude am Welterbe Dom aus. Laut Verwaltung gehörte es „zu den bestbesuchten archäologischen Museen in Deutschland“. Doch die Stadt musste das RGM schließen, weil sie das denkmalgeschützte Gebäude von 1974 nicht rechtzeitig saniert hatte, obwohl der Bedarf seit mehr als einem Jahrzehnt bekannt war. In den Jahren vor der Schließung musste die Verwaltung den Brandschutz immer Jahr für Jahr verlängern.

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Für die Sanierung sind 169,3 Millionen Euro geplant. 2026 soll der Bau beginnen, 2029 soll die Ausstellung wieder öffnen. Erst Ende 2019 hatte das RGM im umgebauten Belgischen Haus interimsweise eröffnet. Das deutlich kleinere Haus steht rund 1,5 Kilometer entfernt an der Cäcilienstraße nahe dem Neumarkt.

Der neue Standort wirkt sich drastisch auf die Besucherzahlen aus: In den vier Jahren vor seiner Schließung am Roncalliplatz kamen jährlich im Schnitt knapp 183.000 Gäste. Diese Zeiten sind vorbei, im Jahr 2024 beispielsweise besuchten nur knapp 38.000 Menschen den Interimsstandort.

Museum Ludwig/Philharmonie

Museum Ludwig und Philharmonie.

Museum Ludwig und Philharmonie.

Das Museum zählt laut Stadt „zu den bedeutendsten Sammlungen von Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts weltweit“. Der Gebäudekomplex von 1986 direkt am Dom ist die große Unbekannte: Wie berichtet, hatte die Verwaltung 2021 eine Kostenübersicht erstellt, welche Szenarien einer Sanierung denkbar sind und was sie kosten könnten.

Unter anderem ging es darum, ob die Häuser geöffnet bleiben können und ob es beispielsweise für die Philharmonie einen Interimsstandort braucht. Demnach soll die teuerste Variante 1,1 Milliarden Euro kosten, die günstigste 780 Millionen Euro. Es handelte sich um eine erste grobe Schätzung.

Erst eine tiefere Analyse sollte belastbarere Summen nennen. Die Verwaltung teilte zu dieser Voruntersuchung mit: „Zu diesem Projekt war ein eigener Planungsbeschluss in Vorbereitung, bis die Maßnahme durch Oberbürgermeisterin Henriette Reker depriorisiert wurde.“ Der Grund war die „desolate“ (O-Ton Reker) Haushaltslage Kölns.

Das belegt auch der städtische Haushalt: In der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt Köln über die nächsten fünf Jahre waren Haushalt 2023/2024 insgesamt 34,6 Millionen Euro vorgesehen. Im aktuellen Haushalt für 2025/2026 sind es nur noch 8,5 Millionen Euro.

Zur Frage, was es konkret heißt, dass die OB dem Projekt die Priorität entzogen hat, sagte der Sprecher: „Welche Prioritäten neue Ratsmehrheiten nach der OB- und Kommunalwahl (am 14. September, Anmerkung der Redaktion) setzen, wird sich dann zeigen.“ Laut des Sprechers kann aktuell kein Zeitpunkt für die Generalsanierung benannt werden.

Kölnisches Stadtmuseum (KSM)

Das Kölnisches Stadtmuseum von innen.

Das Kölnisches Stadtmuseum von innen.

Seit März 2024 stellt das KSM im umgebauten früheren Modehaus Sauer in der Innenstadt aus, weil das denkmalgeschützte Zeughaus, erbaut zwischen 1594 und 1606, aufgrund eines Wasserschadens ab 2017 nicht mehr nutzbar war. Dort war das Museum ab 1958 für rund 60 Jahre untergebracht.

Ursprünglich sollte das KSM in einen Neubau als direkter Nachbar des RGM ziehen. Doch das Großbauprojekt „Historische Mitte“ sagte die Hohe Domkirche vor eineinhalb Jahren aus Finanzgründen ab. Gemeinsam hätten Stadt und Domkirche anstelle des sanierungsbedürftigen Kurienhauses ein Bürohaus für Kirche, KSM und RGM gebaut und anstelle des kleinen RGM-Studienhauses wäre das neue Museum für das KSM entstanden. Kosten: 207 Millionen Euro.

Nun ist unklar, was mit dem Kurienhaus und dem Studienhaus passiert. Erste Ideen sehen ein Schaufenster für städtische Kultureinrichtungen vor, fix ist das aber nicht. Eine reine Sanierung hatte die Stadt 2018 auf 24,2 Millionen Euro geschätzt.

Reker hatte auch eine Rückkehr ins Zeughaus thematisiert, doch voriges Jahr dem Projekt ebenfalls die Priorität entzogen. Eine Sanierung inklusive Erweiterung war vor Jahren einmal auf 91 Millionen Euro taxiert worden. Und im Mai hatte die Stadt mitgeteilt, dass der Treppenturm nicht mehr sicher sei (wir berichteten).

„MiQua“

Die MiQua-Baustelle.

Die MiQua-Baustelle.

Vor dem Historischen Rathaus können Besucher im MiQua auf einem 600 Meter langen Rundgang 2000 Jahre Stadtgeschichte erleben. Im Gebäude darüber befindet sich das Jüdische Museum. Mittlerweile sind 190 Millionen Euro vorgesehen. Das Museum soll Mitte 2028 eröffnen, ursprünglich sollte es mal 2019 so weit sein. Und statt 190 Millionen Euro waren mal 51,8 Millionen Euro veranschlagt. Die Stadt baut das Museum, der Landschaftsverband Rheinland betreibt es.

Museum für Ostasiatische Kunst (MOK)

Das Museum für Ostasiatische Kunst Köln.

Das Museum für Ostasiatische Kunst Köln.

In der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt Köln über die nächsten fünf Jahre waren für die Sanierung des MOK am Aachener Weiher im Haushalt 2023/2024 insgesamt 17,4 Millionen Euro vorgesehen. Im aktuellen Haushalt für 2025/2026 sind es nur noch 10,6 Millionen Euro über fünf Jahre.

Dort hat die Verwaltung auch den Zustand des denkmalgeschützten Hauses von 1977 festgehalten: „Die Bausubstanz und technischen Anlagen des Museums befinden sich in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand und müssen saniert werden.“

Auf die Frage, was es für Museen wie das MOK bedeutet, noch Jahre auf eine grundlegende Sanierung warten zu müssen, teilte ein Sprecher mit: „Dies bedeutet, dass der Betrieb der Museen so lange wie möglich aufrechterhalten wird. Parallel wird ein externes Büro mit den Vorarbeiten zur Sanierung beauftragt. Dies erfolgt im Regelfall über eine Bedarfsfeststellung und einen Planungsbeschluss.“

Heißt: Der Rat muss das Geld freigeben – wenn die Verwaltung ihm einen Vorschlag macht. Doch auch beim MOK sagte Reker: keine Priorität.

Der Sprecher teilte mit: „Nicht aufschiebbare Reparaturen werden ausgeführt. Der Zeitpunkt einer grundlegenden Sanierung hängt von den Erkenntnissen zum jeweiligen baulichen Zustand ab.“ Das gilt für alle Häuser.

Museum für Angewandte Kunst (MAKK)

Das Museum für Angewandte Kunst.

Das Museum für Angewandte Kunst.

Beim MAKK ist es anders als beim MOK und dem Museum Ludwig: Im vergangenen Haushalt waren dafür 31,5 Millionen Euro vorgesehen, jetzt sind es bis 2029 insgesamt 71 Millionen Euro. Doch das bedeutet nicht, dass das MAKK vor dem MOK oder dem Ludwig saniert wird.

Im Januar sagte ein Sprecher: „Andere Sanierungsmaßnahmen wie beispielsweise die Generalinstandsetzung des Wallraf-Richartz-Museum (WRM) wurden terminlich vorgelagert. Wann und in welcher Reihenfolge weitere Sanierungsmaßnahmen beginnen, ist noch nicht konkretisiert.“

Auch zum MAKK heißt es im Haushalt: „Die Bausubstanz und technischen Anlagen des Museums befinden sich in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand und müssen saniert werden.“ Doch auch hier sagte Reker: keine Priorität.

Das Museum verfügt laut eigener Aussage über rund 250.000 Objekte, sie reichen vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert.

NS-Dokumentationszentrum

Außenansicht des NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln am Appellhofplatz.

Außenansicht des NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln am Appellhofplatz.

Bis 2029 soll die Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum im EL-DE-Haus in der Innenstadt bis 2029 neu konzipiert werden. Insgesamt kostet das 10,7 Millionen Euro. Das Haus bleibt geöffnet. Laut eigener Aussage ist es die größte lokale NS-Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland.

Wallraf-Richartz-Museum (WRM)

Das Wallraf-Richartz-Museum muss saniert werden.

Das Wallraf-Richartz-Museum muss saniert werden.

Das Museum besitzt laut Stadt eine der wichtigsten Sammlungen mittelalterlicher Malerei weltweit. Ab September 2026 wird das WRM von 2001 komplett für die Generalsanierung geschlossen, Mitte 2028 soll die Wiedereröffnung gleichzeitig mit der Fertigstellung des Wallraf-Erweiterungsbaus erfolgen. Beide Häuser werden über einen Tunnel unter der sie trennenden Straße verbunden. Die Sanierung ist mit 29 Millionen Euro veranschlagt, der schon laufende Erweiterungsbau mit 129,7 Millionen Euro.

Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM)/Museum Schnütgen

Eine Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum im Jahr 2022.

Eine Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum im Jahr 2022.

Im Kulturzentrum am Neumarkt (KAN) sind unter anderem das RJM und das Museum Schnütgen untergebracht. Ersteres ist ein ethnologisches Museum, letzteres zeigt mittelalterliche Kunstwerke. 2010 eröffnete das KAN, doch schon 2011 gab es Wasserschäden, später folgte unter anderem eine defekte Sprinkleranlage. Es kam zu einem Prozess.

Am Ende kam eine überraschende Lösung in Form eines Vergleichs: Die Arbeitsgemeinschaft der beteiligten Firmen übernahm den Betrieb für zehn Jahre, die Stadt bezahlt sie dafür, aber alle Prozesse sind beendet.