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Traditionsgeschäfts City Kerzen„Tatort“-Experten decken sich in Kölner Geschäft mit Filmblut-Variationen ein

Lesezeit 3 Minuten

Hannelore Dietrich ist seit 40 Jahren Inhaberin des Geschäfts City Kerzen

Innenstadt – Blut spenden kann man an dieser Adresse nicht, aber käuflich erwerben kann man den roten Saft auf Wunsch sogar literweise und in verschiedenen Farbnuancen. Es gibt dunkles, helles, Krustenblut, Schorfblut und Blutkapseln zum Zerbeißen.

Es gibt transparentes Blutpulver, welches erst beim Besprühen Farbe annimmt, und es gibt Blutkissen, die man sich unters Hemd stopfen kann, wo es dramatisch zerplatzt, sobald man draufhaut.

Kein Wunder, dass Hannelore Dietrich regelmäßig von Dietmar Bär und anderen „Tatort“-Experten Besuch bekommt, die sich in dem kleinen Geschäft zwischen Opernhaus und Neumarkt mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Filmblut-Variationen eindecken.

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Vor ein paar Jahren brachte der Postbote ein Paket, in dem leider eine Literflasche beschädigt war, was den Transporteur zu der leicht fassungslosen Frage veranlasste: „Haben Sie etwa ein Schwein bestellt?“

Seit 1949 besteht das Geschäft „City Kerzen“ und ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht (nur) das drinsteckt, was draußen draufsteht. Denn neben Hunderten von Kerzen in allen Varianten und Größen sowie Sonderdekorationen wie Dom, Narrenkappe oder Konfetti verfügt der Laden, der früher „Theaterdrogerie“ hieß, über ein Riesensortiment an Theaterschminke und allem, was man für eine narrensichere Maskerade benötigt.

„Bützfest, schweißfest, kratzfest und wischfest“, betont Inhaberin Dietrich, die am ersten April ihre 50-jährige Geschäftszugehörigkeit begeht. Ihr zur Seite steht Mitarbeiter Frank Kramer, ein Mann, der seit 30 Jahren im Karneval tanzt und seit einem Vierteljahrhundert dem Ballett der Cäcilia Wolkenburg angehört.

City Kerzen bietet alles, was man für die jecke Gesichtsverwandlung benötigt und darüber hinaus sämtliches Zubehör, das bei Bühne und Fernsehen im Gesicht zum Einsatz kommt: schrille Wimpern, die nicht nur von Leuten wie Travestiekünstlerin Olivia Jones geschätzt werden; Clownschminke, Neonschminke, farbige Lippenstifte, Farbsprays für die Haare, Teufelsöhrchen aus Latex, Hexennasen oder Körperkleber.

Seit Tagen ist erkennbar, dass die wandelnde 4711-Flasche an den närrischen Tagen wieder viel unterwegs sein wird, denn schon jetzt verkaufen Dietrich und Kramer am laufenden Band türkisfarbene und goldene Gesichtsfarbe.

City Kerzen, Am Alten Posthof 8, 50667 Köln.

Telefon: 0221-2578324

Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10-19 Uhr,

samstags 10-18 Uhr.

www.citykerzen.de

Daneben gibt es natürlich über Aschermittwoch hinaus das Sortiment für den Bühnenstar mit unzähligen Schwammtypen, Pinseln in allen Größen und Stärken, Konturenstiften, Lidschatten sowie dermatologisch aufgebauter Schminke zum Abdecken von Narben, Rötungen, Tätowierungen. Wer möchte, bekommt „Jugendrot“ fürs Dekolleté – umgangssprachlich auch gerne „Busenfeuer“ genannt wird.

Dank all dieser Hilfsmittel geht bei Dietrich nahezu die gesamte Kölner Schauspielprominenz ein und aus – von Willy Millowitsch seinerzeit angefangen, über Frank Wolter, den man aus den Winnetou-Verfilmungen kennt, Roncalli Weißclown Francesco Caroli oder Kammersängerin Edda Moser.

Bürsten und Pflegelinien

Sowohl für die Karnevalisten als auch für die Bühnenprofis eignen sich die verschiedenen Soft-Putty-Produkte, ein Weichplastik, mit dem man Narben, Warzen, Augenbrauen formen oder Wangen aufpolstern kann. Zum Sortiment gehören darüber hinaus Haarbürsten und diverse Hautpflegelinien.

Hannelore Dietrich ist ein echt kölsches Mädchen, vor 64 Jahren im Severinsklösterchen geboren und in Rodenkirchen aufgewachsen. Da sie eine Cousine hatte, die Drogistin war und ihr deren Tätigkeitsbereich „schon immer gefiel“, sprang ihr mit 14 Jahren eine Zeitungsannonce ins Auge, in der ein Lehrmädchen gesucht wurde. „Was die will, das will die“, erklärte Dietrichs Mutter dem künftigen Lehrherrn beim Vorstellungsgespräch und fügte hinzu: „Die schafft das schon.“

Inzwischen sind 40 Jahre vergangen, seitdem Hannelore Dietrich das Traditionsgeschäft als Inhaberin führt.