Weihnachtskrippe in Köln-DeutzDer Dank der Kanzlerin hängt neben Kinderwünschen

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Bäcker Reiner Hütten (M.) und die Lehrerinnen Jennifer Meis und  Stephanie Dahmen  (l.) sowie  die Schulleiterinnen Petra Sauerborn und Julia Einwächter (r.)

Deutz –  Bald wieder ohne Maske im Unterricht sitzen dürfen. Oma und Opa an Weihnachten umarmen können. Eine Impfung bekommen, die wieder ein Stück Normalität erlaubt. Es sind Wünsche, die Kölner Grundschulkinder in dieser Adventszeit überschattet von der Corona-Krise aufgeschrieben haben. Sie hängen nun in einer beleuchteten Krippe auf der Deutzer Freiheit – neben einem handschriftlichen Gruß der Bundeskanzlerin.

Krippe vor Bäckerei Hütten

Es schüttet an diesem Mittag im Dezember. Doch die Frauen und Männer, die sich vor dem Geschäft von Bäcker Reiner Hütten versammelt haben, stehen im Trockenen, unter den Holzplanken einer Krippe, die seit einigen Tagen auf dem Bürgersteig steht. In der Krippe haben sämtliche Klassen der zwei Deutzer Grundschulen sowie der Kita St. Heribert ihre Weihnachtswünsche aufgeschrieben. „Hier versammeln sich gerade oft noch bis in die Nacht hinein Menschen und lesen“, erzählt Hütten. Er war es auch, der die Aktion in diesem Jahr erstmalig ins Leben gerufen hat. Eigentlich helfen ihm die Kinder der Deutzer Grundschulen regelmäßig, die Tannenbäume vor seinem Ladenlokal zu schmücken – in diesem Jahr war alles anders.

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Kinder zweier Deutzer Grundschulen haben ihre Weihnachstwünsche in der Krippe vor der Bäckerei Hütten hinterlassen. 

Kinder durften nicht schmücken

Die Bäume stehen zwar auch in diesem Jahr wieder geschmückt auf dem Bürgersteig, doch die Kinder durften beim Schmücken nicht helfen, um Menschenansammlungen vor dem Geschäft wegen Corona zu verhindern. Deshalb ist Hütten auf die Idee mit der Wunschkrippe gekommen. „Der Gedanke hat mich bis in die Träume verfolgt“, erzählt der Bäcker- und Konditormeister. Von seinem Mehllieferanten ließ er sich schließlich Holzpaletten geben, schraubte aus ihnen die Krippe zusammen. Nun hängen dort mehr als 400 bunte Wunschzettel; die meisten unter dem Eindruck der Corona-Krise geschrieben . „Das ist Thema bei uns in allen Klassen, an allen Schulen, zu jeder Zeit – das müssen die Kinder erstmal aufarbeiten“, sagt die Schulleiterin der Katholischen Grundschule (KGS) am Gotenring, Petra Sauerborn. Es sind Kinderwünsche, wie sie wohl nur im Jahr 2020 zu Papier gebracht werden können: Der Wunsch, bald wieder in den Urlaub fahren zu dürfen, der Wunsch, dass die Menschen doch mehr Abstand halten mögen. „Es ist erstaunlich, mit welcher Gelassenheit die Kinder die Maßnahmen mittragen, aber alle wünschen sich für ihren Alltag wieder ein Stück mehr Normalität“, sagt Sauerborn.

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Wunsch nach weniger Rassismus

Aber auch den Wunsch nach einem Ende der Massentierhaltung, nach weniger Rassismus oder einer Welt ohne Klimawandel haben sie zu Papier gebracht. „Wir haben uns auch gewundert: Bei vielen Wünschen sind die Kinder die besseren Erwachsenen“, sagt Jennifer Meis, Lehrerin an der Gemeinschaftsgrundschule Gotenring. Wer genau hinschaut, der entdeckt festgetackert neben den beschriebenen Sternen in der Wunschkrippe einen laminierten weißen Zettel. Es ist die Kopie eines handgeschriebenen Briefs von Kanzlerin Angela Merkel an den Bäcker Hütten. Auf Kölsch hatte er ihr Zitat „Wir schaffen das“ in Zuckerguss auf Backwaren verkauft, auch als positives Zeichen. Merkel erfuhr über den SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich davon – und revanchierte sich mit der handgeschriebenen Danksagung. Für die Bürger im Stadtteil, sagt Sauerborn, ist die beleuchtete Krippe auf der Deutzer Freiheit jetzt auch ein Licht in einer sonst düsteren Zeit. Sie soll noch bis Mitte Januar stehen bleiben.  

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