Kölner Münzfreunde„Es sind viele Fälschungen in Umlauf“

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Vereinsmitglied Andreas Henseler besitzt selbst rund 1600 Münzen - und ist fasziniert von der historischen Vergangenheit seiner Schätze.

  • Andreas Henseler zum 60-jährigen Bestehen der "Kölner Münzfreunde" - Konkurrenz durch das Internet

Köln – Erst hatte das Internet sie fast in die Krise gestürzt, als digitale Börsen den Tauschtreffen der Kölner Münzfreunde den Rang abliefen, und sich Mitglieder zurückzogen. „Aber viele haben dann gemerkt, dass man da auch leicht mal die Katze im Sack kauft“, sagt Andreas Henseler (70), Leiter des Numismatischen Kolloquiums der Münzfreunde. In diesem Jahr wird der Verein 60 - und die Mitgliederzahl ist wieder auf 40 gestiegen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat Henseler zum Jubiläumsgespräch getroffen.

Herr Henseler, jüngst feierten die Kölner Münzfreunde ihr 60-jähriges Bestehen. Ist Münzsammeln nicht nur noch ein Hobby für alte Männer?

Natürlich sind viele alte Männer in der Szene unterwegs - in den Vereinen wie auf den Sammlertreffen. Aber in letzter Zeit beobachten wir, dass da auch wieder vermehrt junge Leute auftauchen. Das Interesse an Geschichte - das ja häufig auch mit dem Münzsammeln verbunden ist - wächst. Große Nachwuchssorgen haben wir aber dennoch.

Was macht die Faszination des Münzsammelns aus? Ist es diese Geschichtsverbundenheit, die Sie gerade ansprachen?

Bei mir ist das jedenfalls so. Es gibt natürlich Sammler, die meinen, dass das eine Geldanlage wäre. Das ist es nicht! Denn der Sammler gibt für eine Münze oder Medaille immer mehr aus, als sie wert ist. Und auch wenn der Wert manchmal anwächst - genauso oft fällt er auch. Das gleicht sich aus. Es gibt natürlich verrückte Sammler, die bereit sind, jeden Preis zu zahlen. Davon muss man sich aber frei machen, denn das ist zerstörerisch. Es gibt da zum Beispiel eine Goldprägung zum 150. Geburtstag von Karl Marx, ein 20-Mark-Stück. Die Münze wurde für den DDR-Staatratsvorsitzenden Walter Ulbricht gemacht und ist jetzt in einem Berliner Museum. Der Wert dieses Einzelstücks ist unvorstellbar hoch, quasi unbezifferbar.

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Sie sagen es: Ein Hobby, das ganz schön ins Geld geht. Wie interessant ist das Münzsammeln vor diesem Hintergrund heute überhaupt noch für junge Leute?

Gerade, wenn man als junger Mensch eine Sammlung anlegt, sollte man sich auf nicht allzu teure Objekte konzentrieren. Es gibt preiswerte Objekte, mit denen man schöne und interessante Sammlungen anlegen kann. Zum Beispiel eine Notgeldsammlung mit Münzen und Medaillen aus der Inflationszeit der Weimarer Republik - oder Porzellanmünzen.

Schreiben die Münzfreunde ihren Mitgliedern denn vor, welche Münzen sammelwürdig sind und welche nicht?

Nein - da sammelt natürlich jeder ganz nach seinem Gusto. Wir haben zum Beispiel einen Sammler von der Küste bei uns, der Schiffsmotive sammelt. Ich sammele alles, was mit Köln zusammenhängt, dann das Erzbistum und Preisvergleichsmedaillen. Oder natürlich können auch die Münzen aus dem Euroraum ein Sammelgebiet sein - gerade für junge Leute.

Münzen haben eine lange Geschichte in Köln. Schon die Römer etablierten hier eine erste reguläre Münzstätte. Mehrere Tausend Jahre später gründeten sich die Münzfreunde. Wie kam es dazu?

Ehrlicherweise muss man eingestehen, dass die Wurzeln etwas im Dunkeln liegen. Wir wissen, dass es die ersten organisierten Münzsammler zu Zeiten der Weimarer Republik gab - ein entsprechender Verband saß in Düsseldorf. Da waren wohl auch Kölner als Mitglieder dabei, denn hier gab es in dieser Zeit keine organisierten Münzsammler. Während der Nazizeit gab es dann eine der Diktatur gleichgeschaltete Münzgilde - und die war wiederum die Vorläuferorganisation für die Münzfreunde.

Nun sind Sie ja auch schon seit 20 Jahren Mitglied bei den Kölner Münzfreunden. Wissen Sie aus dieser Zeit eine ganz besondere Anekdote zu berichten, die Ihnen nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist?

Nein, das nicht. Aber ich kann erzählen, was mir seit meinem Ruhestand (Anm. d. Red.: Henseler war lange Jahre Beigeordneter der Stadt Köln und als Diplom-Ingenieur Gründungsgeschäftsführer des Odysseum in Deutz) am Münzsammeln so gut gefällt: Es gibt überall in Deutschland Vereine wie uns - die treffen wir regelmäßig, oft ganze Wochenenden lang.

Wie wichtig ist für Sie als Münzsammler in Zeiten des Internets denn noch ein solcher Münzverein als Tauschmöglichkeit vor Ort?

Das ist schon ein Stück Heimat. Man hat Vertrauen zu den Leuten im Verein und kann sich auf sie verlassen, wenn die einem ein Stück anbieten, das man noch nicht in der Sammlung hat. Es sind ja auch ganz schön viele Fälschungen in Umlauf.

Wie sind solche Fälschungen denn zu erkennen?

Das ist wirklich nicht so einfach. Bei historischen Münzen kommt es darauf an, ob die Konturen scharf sind. Fälschungen sind meistens nicht geschlagen wie historische Münzen, sondern gegossen. Im direkten Vergleich erkennt man aber doch oft Qualitätsunterschiede, wenn man die Münzen vor sich hat - allein ein Foto im Internet ist da weit weniger aussagekräftig.

Regelmäßig Tauschtage und Treffen

Ihr Jubiläum haben die Münzfreunde bereits mit einer großen Feier begangen. Nun lassen sie die Schweizer Medailleurin Maya Grabert eigens zum Anlass eine Wismutmedaille in 30-facher Auflage anfertigen - und verkaufen diese zum Preis von 70 Euro. Wer sich für das Sammlerstück interessiert, kann sich per Mail an Andreas Henseler wenden.

Wer sich für den Verein interessiert, kann an den Treffen jeden dritten Dienstag eines Monats im Kölnischen Stadtmuseum an der Zeughausstraße teilnehmen (bitte um 18 Uhr am Seiteneingang klingeln). Oder man kommt zu den Tauschtagen, die an jedem zweiten Samstag ab 12 Uhr im Bürgerzentrum Ehrenfeld, Venloer Straße 429, stattfinden. (ram)

andreas.henseler@netcologne.de

www.koelner-muenzfreunde.de

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