Kölner Musikhochschule„Großen Teil des Studiums verbringen wir zu Hause”

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Die Hochschule für Musik und Tanz Köln ist derzeit für Unterricht geschlossen.

Köln – Seit nun drei Semestern lernen die knapp 100.000 Studierenden an den Kölner Hochschulen unter Pandemie-Bedingungen. Das bedeutet in erster Linie viel Online-Unterricht und wenig Veranstaltungen auf dem Campus. Die angehenden Akademiker der Hochschule für Musik und Tanz Köln sind allerdings besonders auf den Präsenzunterricht angewiesen. Mit seinem Instrument kann man zwar auch zu Hause üben, sinnvoller ist es aber mit dem Dozenten oder gleich mit anderen Musiker kleineren oder größeren Gruppen. „Man kann sich das wie bei Sportlern vorstellen, die auch nicht zu Hause trainieren können“, sagt eine Studentin, die namentlich nicht genannt werden möchte.

Die Studentin kritisiert, dass der Unterricht seit Wochen und Monaten vor allem online stattgefunden habe. Man habe zwar online vorspielen oder Übungsvideos an Dozenten schicken und die Proben anschließend besprechen können. Möglich war es auch, in Übungsräume der Hochschule für zwei Stunden am Tag zu proben. „Einen großen Teil des Studiums verbrachten wir zu Hause.“ Insbesondere seien Proben in größeren Runden nicht möglich gewesen, die etwa für Studierende im Bereich Kammermusik und Orchester aber notwendig seien. „Das reicht für ein künstlerisches Studium nicht aus.“ Die Studentin fürchtet nun Wettbewerbsnachteile, wenn sie sich nach dem Studium bewirbt. Denn an anderen Musikhochschule, wie etwa in München, gebe es auch Proben mit mehreren Musikern.

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Nun haben Studierende eine Petition aufgesetzt, mit der man sich eigentlich für bessere Studienbedingungen einsetzen wollte. 180 Studierende sollen diese unterschrieben haben. Zuletzt forderten die Studierenden mehr Unterricht in der Hochschule, und auch Übungen in größeren Gruppen etwa für Kammermusik sollten ermöglicht werden. Das sollte vor Ort durch Schnelltests ermöglicht werden - die Hochschule sollte ein Testzentrum einrichten. Doch weil sich die Lage in der Pandemie fast wöchentlich ändert, musste die Petition schon zweimal geändert werden.

Zunächst baute die Hochschule zwar kein Testzentrum auf, bot aber Schnelltests an. Nun darf wegen der seit dieser Woche geltenden Bundesnotbremse die Musikhochschule gar nicht öffnen. Mit einem Schnelltest können Studierende immerhin die Übungsräume betreten. Zumindest das Buchungssystem sei seit dieser Woche besser geworden, räumt die Studentin ein.

Prüfungen sollen verschoben werden

Ihre Petition wollen die Hochschüler nun ändern, die aktuelle Version steht noch nicht online. Kernforderungen sind nun, dass das laufende Semester nicht voll gewertet wird und Unterrichtsstoff später, wenn die Pandemielage es erlaubt, nachgeholt werden kann. Zudem sollen die Studierenden, die es wollen, ihre Prüfungen verschieben können. Der Asta der Hochschule unterstützt die Petition bisher nicht. Zwar seien die Regeln an der Hochschule streng, die Einrichtung sei aber an Vorgaben von Land und Stadt gebunden.

Rektor bietet Gespräch an

Rektor Heinz Geuen sieht vieles anders. Er verweist darauf, dass die Hochschule so viel Präsenzunterricht angeboten habe, wie es unter Pandemiebedingungen eben möglich sei. „Wir unterrichten seit Mai vergangenen Jahres digital und in Präsenz“, so Geuen. Im Sommer 2020, als sich die Corona-Lage etwas entspannt hatte, seien sogar Proben in Gruppen im Hof möglich gewesen. Richtig sei freilich, dass seit dem Herbst keine Gruppen zusammen spielen könnten. Die Möglichkeiten zu üben seien aber nicht gering. Bis zu 400 Menschen hielten sich mit tagesaktuellen Schnelltests in den vergangenen Wochen in der Hochschule auf. Wegen der Bundesnotbremse und den hohen Inzidenzwerten in Köln sei die Musikhochschule für den Unterricht seit Montag geschlossen.

Geuen zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Studierenden bislang anonym blieben wollen und auch nicht das Gespräch mit der Hochschulleitung suchen. Bislang sei nicht geplant Prüfungen und Semester zu verschieben. „Man vergisst immer, dass auch viele Abiturienten ab Sommer in die Hochschule hineinwollen.“ Das könne aber nur gelingen, wenn auch einige Studienplätze wieder frei werden.

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