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Schock-Werner zu Kölner SchandfleckenDer Hansaring ist die „Haltestelle des Grauens“

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Die S-Bahn und KVB-Haltestelle Hansaring in Köln. 

Köln – Schon in meiner aktiven Zeit am Dom ging mir der Ruf einer gewissen Hartnäckigkeit voraus. Manche finden mich penetrant. Aber dazu stehe ich. Vor allem dann, wenn ich auf anhaltenden Schlendrian und Wurstigkeit von Behörden stoße, die zulasten der Bürgerinnen und Bürger gehen.

Deshalb komme ich in meiner Kolumne heute erneut auf die S-Bahn- und KVB-Haltestelle Hansaring zu sprechen, eine der wichtigen innerstädtischen Knotenpunkte im öffentlichen Personennahverkehr.

Angewidert auf der Rolltreppe

Nach wie vor sind die Bereiche zwischen den Bahnsteigen in einem derart widerlichen und verwahrlosten Zustand, dass mich jedes Mal der Zorn packt, wenn ich hier ein- oder aussteigen muss.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Mülleimer, denen sich seit Wochen niemand genähert haben kann, der hier und in der Umgebung für die Sauberkeit zuständig ist. Glasflächen, die von Dreck und Taubenkot blind sind. Rolltreppen, auf denen man angewidert zur Mitte hin ausweicht und die Arme eng anlegt, um nur ja nicht mit den schmierigen Brüstungen und seitlichen Wandflächen in Berührung zu kommen.

Gelungene Architektur der 1990er Jahre

Dabei gehört die Anlage, die die unterirdischen Bahnsteige mit der Straße verbindet, zu den wirklich gelungenen Beispielen im Baukonzept für die Kölner U-Bahn. Dass die von Manfred Stein 1990 neu gestaltete Architektur mit ihrem ursprünglich mal leuchtenden Blau und Rot nach 30 Jahren mal einen frischen Anstrich verdient hätte, erwähne ich eigentlich nur mit einem kraftlosen Seufzer.

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Schön schrecklich, schrecklich schön! Mit der Liebe der Kölner zu ihrer Stadt führen Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner und Chefkorrespondent Joachim Frank den Leserinnen und Lesern des „Kölner Stadt-Anzeiger“ regelmäßig Höhe- und Tiefpunkte im Stadtbild vor.

Im DuMont Buchverlag sind zwei Bände mit gesammelten Kolumnen, ergänzt um Originaltexte, erschienen. Erhältlich auch als E-Book und im KStA-Shop

Kein Fahrgast von Bahn und KVB, aber auch keine Passantin und kein Passant haben es verdient, derart miserabel behandelt, fast möchte ich sagen abgestraft zu werden. Und es ist mir ein Rätsel, wie die Verantwortlichen ihrer Kundschaft und der Allgemeinheit so etwas zumuten können. Aber ich habe ja nach wie vor den Verdacht, dass „Verantwortung“ hier genau darin besteht, sie immer bei anderen zu suchen.

Kölner Wirrwarr

Anders als zum Beispiel am Ebertplatz, am Friesenplatz oder am Neumarkt, gleichfalls viel frequentierten Haltestellen, kommen am Hansaring verschiedene Zuständigkeiten zusammen, nämlich die der Deutschen Bahn, der Stadtreinigung und der KVB. In Köln riecht das immer gleich nach Wirrwarr.

Auch die „Kölner Anti-Spray-Aktion“ (KASA), die sich andernorts große Verdienste um ein ansprechendes Stadtbild erworben hat, scheint sich am Hansaring nicht vorgewagt zu haben. Und die Tauben, denen Tierfreunde eigens einen Taubenschlag errichtet haben, um sie von der Haltestelle wegzulocken, wollen sich einfach nicht an das halten, was wohlmeinende Menschen sich so alles ausdenken.

Auch Dezernentin Andrea Blome scheiterte

Nun könnten Sie mich fragen, ob ich dieses Knäuel denn nicht mal entwirren wolle, bevor ich mich ständig neu aufrege. Ich habe das versucht. Und nicht nur ich: Das Ratsmitglied Regina Börschel (SPD) versprach nach meinem vorigen Artikel Abhilfe. Die Dezernentin Andrea Blome schaltete sich persönlich ein, als sie noch für Verkehr zuständig war.

Nachdem sie im Februar 2020 meine vorige Kolumne gelesen hatte, rief sich mich umgehend an: Sie sei just am Tag vorher selbst am Hansaring vorbeigekommen und ganz entsetzt gewesen. Sie wolle sich nun umgehend darum kümmern. Doch offenbar ist sogar eine so taffe Frau wie sie an dieser Aufgabe gescheitert.

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So ist und bleibt der Hansaring die vergessene „Haltestelle des Grauens“. Ob sich das nach dem dritten Anlauf ändert? Vielleicht gelingt es ja diesmal, irgendjemanden aufzurütteln, dem Verantwortung noch etwas bedeutet. Ich bleibe jedenfalls dran. Versprochen. Aufgezeichnet von Joachim Frank

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