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Erste Gage war eine Tüte BonbonsKölner Schauspielerin Lotti Krekel wird 80 Jahre alt

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Lotti Krekel und Ehemann Ernst Hilbich

Lotti Krekel und Ehemann Ernst Hilbich

Köln – Sie stand viele Jahre im Millowitsch-Theater auf der Bühne, moderierte im Radio die „Närrische Hitparade“, feierte mit Karnevalsliedern Erfolge und wirkte in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen ebenso wie in Hörspielen mit. An diesem Montag wird Lotti Krekel, die mit ihrem Mann Ernst Hilbich im Kölner Süden wohnt, 80 Jahre alt.

Geboren in Roetgen bei Aachen, wuchs sie in Köln auf. Ihre Karriere habe „im zarten Alter von fünf Jahren“ begonnen, erzählt sie. Der Schauspieler Hans Müller-Westernhagen, Vater des Rock-Sängers Marius Müller-Westernhagen, sah sie an der Hand ihrer Mutter; die beiden kannten sich.

Kinderfunk des damaligen NWDR

„Ob ich nun so vorwitzig oder niedlich geguckt habe – ich weiß es heute nicht mehr. Jedenfalls gab er meiner Mutter den Tipp, einmal mit mir im Kinderfunk des damaligen NWDR in der Dagobertstraße vorzusprechen. Ich konnte noch nicht lesen und schreiben. Meine ersten Rollen sprach ich auswendig, auf einem Stuhl stehend, ins Mikrofon. Eine Tüte Bonbons, eine Limonade und ein Freifahrtschein für die Straßenbahn – das war meine erste Gage.“

Dann kam das Fernsehen. „Ich war zehn Jahre alt. Das erste Studio war in der alten Universität in Köln aufgebaut. Dort standen zwei Kameras auf dreibeinigen Holzstativen. Es wurde alles live übertragen, Aufzeichnungen gab es noch nicht.“ „Kindlich ehrgeizig“ sei sie gewesen und eine gute Schülerin, sagt Lotti Krekel. Als sie zwölf war, gingen ihre Klassenkameradinnen aufs Gymnasium. „Das wollte ich auch. Aber es kostete damals noch Schulgeld, und das hatte meine Mutter nicht. Aber sie war so wundervoll und sagte immer: Du musst lernen, lernen, lernen – du schaffst es trotzdem!“ Ein Jahr später schickten die Lehrer das Mädchen auf die Aufbaurealschule für besonders begabte Kinder, die nichts kostete.

„Die ersten zwei Jahre bei Willy waren hart“

Danach ging Lotti Krekel auf die Höhere Handelsschule. Sie war gerade 16, da kam ein Telegramm in die Schule, geschickt von Willy Millowitsch. Mit ihm hatte sie viele Hörspiele gemacht, jetzt bot er ihr die Tochter-Rolle der Paula Klinke im Schwank „Die spanische Fliege“ an. Die Aufführung wurde vom WDR live übertragen – damals ein echter Straßenfeger.

So wurde sie schnell bekannt. „In der Straßenbahn, auf dem Weg zur Schule, überall wurde ich angestarrt.“ Elf Jahre blieb Lotti Krekel bei Millowitsch und spielte meistens seine Tochter, sodass die Leute dachten, sie sei es auch im wirklichen Leben. „Die ersten zwei Jahre bei Willy waren hart“, erzählt sie weiter. „Ich wollte gerne den Abschluss der Höheren Handelsschule haben, aber unbedingt auch weiterhin Theater spielen. Oft stand Willy selbst unten auf der Straße vor der Schule, meist, bevor der Unterricht beendet war, und hupte laut. Heute noch kriege ich rote Ohren wegen all der Schwindeleien, die ich mir ausdenken musste, um mit Willy pünktlich an irgendeinen Gastspielort zu kommen. Willy machte seinem Ärger Luft: Was brauchst du die Schule, du gehst ja doch zum Theater.“

Rausschmiss nach Artikel

Der Abschied vom Millowitsch-Theater nach elf Jahren kam plötzlich. Ein Journalist einer Boulevardzeitung hatte diese Ente in die Welt gesetzt: Die junge Schauspielerin suche einen Mann für eine Nacht, um ein Kind zu bekommen. „Willy tobte! Er schaute mich auf der Bühne nicht mehr an, es war unerträglich. Ich gab meine Rolle zurück und hatte nichts. Kein Engagement, keine Kontakte, nichts.“ Im Nachhinein betrachtet sei der Bruch mit Willy Millowitsch „der Anfang meiner Solo-Karriere“ gewesen, sagt sie.

Schon nach kurzer Zeit bekam sie vom WDR das Angebot, die „Närrische Hitparade“ zu moderieren. Zunächst im Hörfunk, dann viele Jahre im Fernsehen. Und sie sang ihre ersten Hits im Karneval, „Mir schenke dä Ahl e paar Blömcher“, „Ene Besuch im Zoo“ und „Freu dich, wenn du noch jet laache kanns“. Damit öffneten sich die Türen zum Show-Geschäft. Mit Ernst Hilbich spielte sie im Millowitsch drei Jahre vor ausverkauftem Haus in „Schneider Wibbel“, danach in „Charleys Tante“. Daraus entstand privates Glück: „Wir wollten das eigentlich nicht“, sagt sie. „Aber wir haben uns verliebt… und lebten 27 Jahre in wilder Ehe zusammen. Man muss sich schließlich erst mal kennen lernen.“ 2003 heiratete das Paar.

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Die letzte Serie drehten sie gemeinsam 16 Jahre lang am Rheinufer in Köln-Mülheim: „Die Anrheiner“. Dabei war auch ihre knapp elf Jahre jüngere Schwester Hildegard. 2013 starb Hildegard Krekel mit 60 an Krebs. „Dass ich meine kleine Schwester so früh verloren habe, ist ein Schmerz, den ich niemals überwinden kann. Sie fehlt mir wie die Luft zum Atmen, jeden Tag. Ich träume davon, dass wir uns irgendwann wiedersehen.“

Immer noch sei sie „jeden Tag voll beschäftigt“, sagt Lotti Krekel. Sorgen bereitet ihr die Makuladegeneration – eine Augenkrankheit – ihres 90-jährigen Mannes. „Ich träume davon, dass mein Ernst wieder besser sehen kann. Er kann fast nichts mehr sehen, aber er erträgt es bewundernswert geduldig.“

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