Kölner Politiker vor Dezernenten-WahlStefan Charles „brennt für die Kultur“

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VII Stefan Charles

Stefan Charles ist seit Oktober Kulturdezernent.

Köln – Eine „große Trittsicherheit auf dem kulturellen Parkett“ bescheinigt Oberbürgermeisterin Henriette Reker dem Mann, der die kommenden acht Jahre die kulturellen Geschicke der Stadt lenken soll. Stefan Charles, 54 Jahre, geboren im Kanton Freiburg in der Schweiz, soll neuer Dezernent für Kunst und Kultur werden – der Kulturmanager setzte sich in dem von einer externen Personalberatung begleiteten Auswahlverfahren durch.

„Ich traue ihm zu, die vielfältigen Herausforderungen, vor denen die Kultur in Köln steht, professionell zu bewältigen und die Kölner Kulturlandschaft so aufzustellen, dass Köln seinen Ruf als internationale Kulturmetropole stärken kann“, sagte OB Reker am Montag. Stefan Charles wird sich nun den Ratsfraktionen vorstellen und soll am kommenden Montag vom Stadtrat gewählt werden.

Charles mit breiter kultureller Erfahrung

Der studierte Kulturmanager Charles bringt ausweislich seines Lebenslaufs eine breite kulturelle Erfahrung mit. Zunächst war er in der Musikbranche tätig, unter anderem bei BMG und EMI in Berlin, dann stieg er als Geschäftsführer bei einer Veranstaltungsgesellschaft in Zürich ein. Zwischenzeitlich wirkte er als Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste, bevor er 2011 als kaufmännischer Direktor ans Kunstmuseum in Basel wechselte.

Ein weiterer Wechsel führte ihn als Quereinsteiger zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen, ebenfalls in der Schweiz: Von 2017 bis Oktober 2020 war Charles Abteilungsleiter Kultur beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Dort ging er auf eigenen Wunsch – und war, wie er in einem Interview sagte, für seine weitere Laufbahn nicht festgelegt: „Da bin ich offen, so lange die Lernkurve nach oben zeigt.“ Er interessiere sich jedenfalls sehr für die Resonanz zwischen der Kultur und Themen der Digitalität und der Nachhaltigkeit, sagte Charles 2020.

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Nun also Köln. „Er brennt für die Kultur – und er bringt die nötige Energie mit“, sagte CDU- Fraktionschef Bernd Petelkau, der Charles als Mitglied der Auswahlkommission bereits persönlich kennengelernt hat – die CDU hatte sich im Bündnisvertrag mit den Grünen und Volt das Vorschlagsrecht für das Kulturdezernat gesichert. Auch der Bündnispartner sieht die Personalie positiv. „Ich freue mich, dass das Dezernat wieder besetzt wird – und ich freue mich, Stefan Charles kennen zu lernen“, so Christiane Martin, Fraktionschefin der Grünen im Rat.

Die Opposition signalisiert ebenfalls verhaltene Zustimmung: „„Wir sehen uns Herrn Charles jetzt erstmal an und werden die Personalie mit dem Willen prüfen, dass die bestmögliche Lösung für die Kultur in Köln gefunden wird. Sollte das so sein, werden wir dieser Lösung keine Steine in den Weg legen“, sagte SPD-Fraktionschef Christian Joisten. Selbstverständlich werde man nach den jüngsten Ereignissen um die Wahl von Niklas Kienitz aber auch das Besetzungsverfahren genau unter die Lupe nehmen, so Joisten weiter.

Linke sind gegen Stefan Charles als Kölner Kulturdezernent 

Widerstand kommt dagegen von den Linken, die noch am Montag das Bewerbungsverfahren formal beanstandeten und auch juristische Schritte nicht ausschlossen. Der Grund: Die legitimierten Mitwirkungs- und Kontrollrechte der Ratsmitglieder seien beeinträchtigt worden. So habe man bei der Akteneinsicht in das Verfahren lediglich anonymisierte Bewerbungsprofile bekommen, beklagte Fraktionssprecherin Güldane Tokyürek.

Die FDP, die die letzten drei Dezernenten aus Protest gegen die Ausweitung des Stadtvorstands nicht mitgewählt hatte, will Stefan Charles nun ebenfalls zunächst einmal kennenlernen. „Wir sind ja grundsätzlich eher von der konstruktiven Truppe“, sagte Parteichef Lorenz Deutsch mit Blick auf die Wahl im Rat. Die Vita des Kandidaten lese sich jedenfalls vielversprechend.  

Stimmen aus der Kultur zu Charles

Marcus Dekiert, Direktor Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud: „Mit Stefan Charles ist fraglos ein ausgezeichneter Kandidat für das Amt des Kulturdezernenten gefunden worden. Er bringt als ehemaliger kaufmännischer Direktor des bedeutenden Kunstmuseums Basel Erfahrung und Kompetenz mit, die für die reiche Kölner Museumslandschaft von großem Nutzen sein wird.

In Basel hatte er wesentlichen Anteil an der reibungslosen Errichtung des dortigen Erweiterungsbaus von Christ & Gantenbein. Dass diese Architekten nun auch den Erweiterungsbau des Wallraf verantworten, darf als glückliche Fügung betrachtet werden. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.“

Yilmaz Dziewior, Direktor Museum Ludwig: „Wir begrüßen diesen Vorschlag sehr. Köln ist eine tolle Stadt für Kultur. Diese zu stärken ist eine wichtige Aufgabe.“

Stefan Bachmann, Intendant Schauspiel Köln: „Ich freue mich, ihn bald kennenzulernen und bin gespannt auf seine Ideen.“

Louwrens Langevoort, Philharmonie-Intendant: „Ich habe ihn noch nicht kennen gelernt, aber viel über ihn gehört. Er hat eine interessante Vita. Wir wünschen ihm und uns allen viel Erfolg.“ 

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