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Kölner Veedels-Vetreter„Wir brauchen eine Lösung des Obdachlosenproblems“

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DPA Obdachloser Symbolbild

(Symbolbild)

Köln – Es muss jetzt dringend etwas passieren: „Die rasante Abwärtsentwicklung, die Verwahrlosung der Innenstadt, der Vandalismus hat derart Fahrt aufgenommen, dass wir befürchten, die Innenstadt kippt“. Ruth Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein fand  am Dienstag im „Veedelszimmer“ auf dem Eigelstein  deutliche Worte. Stadtrat, Verwaltung, aber auch die Kölner hätten – vielleicht aus falsch verstandener Toleranz oder aus kölschem Laissez-faire – zu lange zugesehen bei der „völlig aus dem Ufer laufenden Partyszene, bei der Verwahrlosung der Menschen, die auf der Straße leben“.

Fäkalien, Unrat, leere Spritzen

Die Situation sei nicht mehr hinnehmbar, weder am Eigelstein, im Severinsviertel, noch auf der Hohen Straße, erklärten am Dienstag die Vertreter des Bürgervereins Eigelstein, der Interessengemeinschaft ABC Südstadt, des Stadtmarketing Köln und Andreas Hupke, ehrenamtlicher Bezirksbürgermeister Innenstadt. Gemeinsam fordern sie die Stadt auf, „endlich zu handeln“. Alkoholkranke Wohnungslosen müssten besser betreut und geschützt werden, aber auch die Anwohner und Gewerbetreibenden.

Die Obdachlosen-Szene, so die Veedels-Vertreter, werde immer jünger, internationaler, aggressiver, da immer stärkere Drogen konsumiert würden.  Anwohner, Geschäftsleute, Gäste der Außengastronomien würden belästigt und angepöbelt, Läden überfallen, Passanten angebettelt. „Zwischen Fäkalien, Unrat und leeren Spritzen will man mit seinen Kindern kein Eis essen“, so Annett Polster vom Stadtmarketing Köln. Ordnungsdienste könnten da immer nur kurzzeitig für Ruhe sorgen. „Wir müssen ein Gesamtkonzept finden“, so Polster und ihre Mitstreiter. „Wir wollen Rat und Verwaltung aufrütteln. Wir brauchen jetzt eine Lösung, damit die Veedel sicher und lebenswert sind.“

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Eine starre, konzeptlose Verwaltung

Die Stadt, das habe man nun über Jahre erleben müssen, gebe ihre  Verantwortung mehr oder weniger ab, erklärte Ruth Wennemar. „Bei unseren Gesprächen ernten wir von den Dezernenten  Schulterzucken, teilweise Ahnungslosigkeit der Amtsleiter. Wir werden gefragt, ob wir denn gute Rezepte hätten. Die sind ohne jeden Ehrgeiz, starr, ohne Konzept“, so Wennemar. Es könne doch nicht sein, dass Anwohner und Bürger die Verantwortung der Behörden übernehmen sollen.

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Die Initiative der vier Veedelsvertreter fordert ein Kolloquium, auf dem internationale Spezialisten ihre Best Practice-Modelle vorstellen, wie andere Großstädte das Wohnungslosen- und Drogenproblem lösen. „Wir brauchen eine Task Force, die sich um die Menschen kümmert“, fordern die Ehrenamtlichen. Es brauche einen „ämter-übergreifenden Projektleiter »Obdachlosigkeit« in der Verwaltung“.

Die Bedingungen für den Zugang zu Notschlafplätzen müssten geändert werden. Es sei realitätsfern zu fordern, die Alkoholkranken dürften abends nur unterkommen, wenn sie nüchtern sind. Es brauche ein Tiny Houses-Programm und eine konsequente Ahnung ordnungs- und rechtswidriger Verhaltensweisen. Zugleich brauche es mehr Hilfsprogramme für die Wohnungslosen.  

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