„Stoffe sind das Allergrößte“Kölnerin verwandelt alte Sitzmöbel zu Schmuckstücken

Inhaberin Agnieszka Pasek
Copyright: Martina Goyert
Köln – Manchmal ist es schwierig, mit ein oder zwei Begriffen zu beschreiben, wofür ein Laden steht und was man dort bekommt. Das trifft auch auf „Objets trouvés", das Geschäft von Agnieszka Pasek auf dem Gottesweg zu. Sie selbst ist eine Frau mit vielen Fähigkeiten und zugleich ein wunderbares Beispiel dafür, dass Erfolg nicht nur daran geknüpft ist, was man gelernt hat, sondern vielleicht noch mehr von dem abhängt, was man in sich trägt.
Die 47-Jährige stammt aus Sejny, einer polnischen Kleinstadt nahe an der Grenze zu Litauen und Weißrussland. In ihrem Denken hat es indes nie Grenzen gegeben. Sie habe als Kind ihre Ferien häufig auf dem großväterlichen Bauernhof verbracht, erzählt sie. „Und wenn du viel in der Natur bist, dann prägen dich Farben. Du betrachtest eine Blumenwiese, und du fragst dich nicht, ob sich Pink und Orange beißen könnte. Es passt alles!“, betont sie und fügt lachend hinzu: „Es waren die Modedesigner, die uns eingeredet haben, was nicht zusammen geht.“
Kölnerin hat keine Scheu vor Mustern und Farben
Das Prinzip Blumenwiese hat die Möbel-Restauratorin nicht nur beibehalten, sondern regelrecht kultiviert. Ihrer Kundschaft kommt es mitunter so vor, als besäße Pasek das Talent, Träume anderer Menschen zu realisieren, von denen diese selber gar nichts wussten.

Für ihre Arbeit verwendet Pasek die unterschiedlichsten Stoffe
Copyright: Martina Goyert
Erst dann, wenn sie ihr altes Möbelstück abholen, stellen sie fest: „Jetzt ist es genau das, was ich mir insgeheim immer gewünscht habe!“ Dank ihres Blicks für Farben und ihrem Faible für besondere Stoffe gelingt es Pasek, einen Raum mit nur einem Möbelstück völlig zu verwandeln; was vorher Randfigur war, wird zum Blickfang. Nicht selten wirkt ein einziges Kissen wie ein Lichteinfall an einem trüben Novembertag.
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„Den Deutschen fehlt es manchmal ein klein wenig an Mut, Materialien und Muster auf unkonventionelle Weise zu mischen." Sie selber hingegen hat keine Scheu, etwa Blumen und Streifen zu kombinieren. Meist werden ihr Sitzmöbel gebracht, die mit den Jahren verschlissen oder unansehnlich geworden sind. Bei solchen Sesseln oder Sofas regt Pasek vielfach an, nicht das nachzuahmen, was vorher war, sondern einen neuen Look zu wagen.
Es geht um Stoffe und Emotionen
„Da wäre ich nie drauf gekommen“, lautet ein Satz, den die Möbel-Restauratorin häufig hört. Und genauso oft wird ihr versichert, dass ihre Möbel- und Dekostoffe so besonders seien. Das wiederum hat auch damit zu tun, dass die Einrichtungsexpertin ihrer Kundschaft nicht einfach Musterbücher zur Auswahl vorlegt. „Mit diesen kleinen Läppchen kann man nicht arbeiten“, sagt die Frau, für die Stoffe „das Allergrößte“ sind.
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Egal, ob es sich um die oft auffallend bunten Stoffe von Designers Guild handelt, um traditionelle Muster wie bei Etro, um klassisches Design wie bei Mullberry oder um die extravaganten Stoffe von Christian Lacroix oder Andrew Martin - Pasek bestellt bei jedem Polster-Auftrag so großzügig, dass aus dem übrig bleibenden Stoffen Kissen gefertigt werden können, die viel besser zeigen, was alles möglich ist, als ein paar Quadratzentimeter aus dem Kollektionsbuch.
Moderne und antike Stücke in der Ausstellung
„Stoff kann man nicht mit dem Handy erfassen", lautet ein Credo der Einrichtungsexpertin, die ihre Kunden oft um ein Foto von dem Zimmer bittet, in dem das aufgearbeitete Möbelstück zur Geltung kommen soll. Pasek überlässt die Näharbeiten ihrem Polsterer, der sich nicht nur auf Stoff, sondern auch auf Leder versteht. Sie selbst liebt ihre beratende Tätigkeit und sieht sich dabei gelegentlich als Missionarin. „Viele trauen sich nicht so recht", was wohl auch daran liegt, dass die Sachen hierzulande „ 20 oder 30 Jahre halten sollen". Paare seien „entweder schockverliebt oder sehr unsicher", sagt die 47-Jährige und verweist auf die Engländer, die gerne auch zu den weniger strapazierfähigen, dafür aber preiswerteren Dekostoffen griffen und dafür häufiger den Look änderten.

Ein Sessel in der Ausstellung im Gottesweg
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Gut ein Drittel ihrer Kundschaft, so Agnieszka Pasek, bringe ihr Möbel zum Aufarbeiten. Die übrigen Kunden kommen sowohl wegen der modernen Sofas, Stühle, Tische oder Sideboards, die man in der Ausstellung sehen und bestellen kann sowie der Decken, Kissen und anderer Accessoires wegen oder aufgrund von - zum Teil auch antiken - Einzelstücken: Esstischen, Leuchten, Sitzmöbeln oder Kunst.
Objets trouvés, Gottesweg 108. Telefon: 0221-446284. Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags 14-18:30 Uhr, samstags 11-15 Uhr.