So viele Parteien wie nie ziehen in den Stadtrat. Doch nicht bei allen Kleinparteien sorgt das Ergebnis für Jubel. Ein Überblick:
FDP und BSW enttäuschen, Volt auf KursSo haben die Kleinparteien im Kampf um den Kölner Stadtrat abgeschnitten

Volker Görzel und Ralph Sterck bei der Wahlparty der FDP im Brauhaus Sion.
Copyright: Uwe Weiser
Elf Parteien ziehen in den neuen Stadtrat ein – so viele wie nie zuvor. Die für Köln so denkwürdige Zahl sorgt bei vielen Kleinparteien für Jubel. Gleichzeitig macht die zersplitterte Sitzverteilung die Suche nach stabilen Mehrheiten schwieriger. Wer von den Kleinen feiern durfte – und wer hinter den Erwartungen blieb:
FDP
„Wir hätten uns natürlich mehr erwartet“, sagt Fraktionschef und OB-Kandidat Volker Görzel. Mit 3,9 Prozent landeten die Freien Demokraten 1,2 Prozentpunkte unter ihrem Ergebnis von 2020. Künftig stellt die FDP nur noch drei Sitze im Rat – einen weniger als bisher. „In Köln haben die politischen Ränder links und rechts gewonnen“, sagte Görzel zu dem Ergebnis. Er gibt sich kämpferisch: „Wenn nun eine Ratsbündnis aus Grünen, SPD und Linken kommt, ist es umso wichtiger, dass wir in den kommenden fünf Jahren eine laute Stimme für wirtschaftliche Vernunft, für Sauberkeit und Ordnung in der Stadt bleiben.“
Einen kleinen Trost sieht Görzel in seinem OB-Ergebnis von 3 Prozent. „Ich konnte meine Stimmanteile zu den Umfragen vor der Wahl verdreifachen, dementsprechend bin ich froh“, sagte er. „Es hätte aber auch hier durchaus noch ein kräftiger Schluck mehr an Stimmen sein können.“
Alles zum Thema Stadtrat Köln
- Kommunalwahl 2025 Wählerinitiative schafft in Niederkassel aus dem Stand Sprung auf Platz drei im Rat
- Kommunalwahl 2025 Leverkusener Stadtrat so groß wie nie - CDU gewinnt
- Kölner Kommunalwahl Die Linke ist so erfolgreich wie nie – zwei Direktmandate im Stadtrat
- Wahl am Sonntag Das sind die Kölner Spitzenkandidaten für den Stadtrat
- Verwahrlosung Kölner Stadtrat streitet über Standorte für neue Drogenhilfsangebote
- Letzte Sitzung vor Wahl Kaufhof, Spielplätze, Otto-Langen-Quartier – Was der Kölner Stadtrat entschieden hat
- Beleidigung, Recht am eigenen Bild Gegen Kölner Ratskandidaten der AfD liegt ein Strafbefehl vor – Einspruch eingelegt
Volt
Ihr ambitioniertes Ziel von zehn Prozent konnte die Europapartei Volt zwar nicht erreichen, doch mit den 5 Prozent, die Volt bei der Kommunalwahl holte, ist Spitzenkandidatin Jennifer Glashagen trotzdem zufrieden. „Dass wir die magische Fünf-Prozent-Hürde geknackt haben, ist ein großer Erfolg, der zeigt: unsere Art Politik zu machen, kommt bei den Menschen an.“ Auf der Wahlparty in Ehrenfeld herrsche Partystimmung.
Schon 2020 war Volt mit 4,98 Prozent und vier Mandaten als Überraschungssieger ins Rathaus eingezogen und wurde Teil des Mehrheitsbündnisses. Nun konnte die Partei ihren Erfolg bestätigen – und sogar ein bisschen zulegen. „Wir sind auch jetzt offen für alle Gespräche. In den vergangenen fünf Jahren haben wir bewiesen, dass wir bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Das sind wir auch jetzt.“ Für Unmut sorgte bei Lars Wolfram, OB-Kandidat von Volt, aber etwas anderes: „Am meisten ärgert es uns, dass die AfD in Köln so viele Stimmen holen konnte.“
BSW
Weniger Grund zur Freude hatte das Bündnis Sahra Wagenknecht. „Knapp zwei Prozent ist natürlich bei weitem nicht das Ergebnis, was wir uns gewünscht haben“, sagte Spitzenkandidat Guido Spinnen. „Jetzt heißt es Ärmel hochkrempeln und dafür sorgen, dass das BSW auch kommunal bekannter wird.“
Der Kreisverband in Köln war erst Mitte August gegründet worden. Bei der Bundestagswahl hatte das BSW in der Stadt noch 3,95 Prozent geholt – ein Wert, den man mindestens auch bei der Kommunalwahl anpeilte. Immerhin reichen die knapp zwei Prozent nun für zwei Sitze im Rat.
Die Partei

Mark Benecke trat für die Satire-Partei Die Partei als OB-Kandidat an.
Copyright: Dirk Borm
„Mehr als zufrieden“, ist der Spitzenkandidat der Partei Mark Benecke. Und das, obwohl die Satirepartei an Stimmen verloren hat. „Ich bin einfach froh hier zu sein und mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zu trinken“, sagte er am Wahlabend im Rathaus. 1,8 Prozent holte die Partei, 2020 waren es noch 2,5 Prozent. Und auch die 3,6 Prozent, die Benecke als OB-Kandidat für sich verbuchen konnte, sind ein deutliches Minus zu dem Ergebnis 2014, als Benecke zuletzt als OB-Kandidat für die Partei antrat und 7,2 Prozent holte. „Damals gab es aber auch deutlich weniger Kandidaten“, sagte Benecke.
Kölner Stadtgesellschaft (KSG)
Neu im Kölner Rathaus ist auch Roberto Campione, Spitzenkandidat der KSG. „Für eine Partei wie uns, die sich erst im November gegründet hat, ist das ein sehr guter Start“, sagte er zu den 1,3 Prozent, die seiner Partei einen Sitz im Rat sichert. „Und wir kommen, um zu bleiben. Mittlerweile stehen wir bei 350 Mitgliedern, wir kriegen viele interessierte Nachfragen aus anderen Städten und überlegen, auch in andere Städte zu expandieren.“ Das vor der Wahl angekündigte Ziel von fünf Sitzen im Stadtrat verfehlte die KSG aber deutlich. Und auch bei der Wahl zum Oberbürgermeister schnitt Campione schlechter ab als noch vor fünf Jahren. Damals, als Campione noch als parteiloser Kandidat antrat, holte er 3,4 Prozent der Stimmen. Diesmal waren es nur 2,5 Prozent.