„Die Jugend ist so politisch“Band 2Raumwohnung feiert Jubiläum – bald Konzert in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Inga Humpe Tommi Eckart

Musikalisch und privat ein Paar: Inga Humpe und Tommi Eckart von 2Raumwohnung

Köln – Sie schrieben den deutschen Soundtrack für den heißen Sommertag: „36 Grad“. Was 2007 noch wie eine Hommage an schwitzige Temperaturen klang, kann in Zeiten der Klimadebatte aber auch einen leichten Beigeschmack bekommen: „Wir haben den Refrain von „36 Grad“ für unsere Auftritte umgeschrieben, zwei Aktivistinnen von Fridays for Future baten uns darum“, sagt Inga Humpe im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das klingt dann so: „36 Grad, und es wird noch heißer / unser Beat wird niemals leiser / nur ein halbes Grad bis zur Katastrophe / die Welt singt schon ihre letzte Strophe.“

20 Jahre 2Raumwohnung

Ihre Lieder sollten lebendig bleiben, so die 64-Jährige, die sich über das Engagement der jungen Leute gefreut habe. „Es ist toll, dass die Jugend heute so politisch ist. Das war vor 20 Jahren noch nicht so.“

20 Jahre – so lange gibt es das Duo aus Berlin nun schon. „Das ist nicht das Ende, Baby“, singen die Sängerin und ihr Partner Tommi Eckart (57) in ihrem kürzlich erschienen Lied. Ein Best-of-Album aus zwei Jahrzehnten erscheint Ende Februar. Der Titel „Das ist nicht das Ende, Baby“ sei aber nicht auf die Band bezogen – auch wenn es irgendwie gut passte.

In Köln wurde der Boden zertanzt

Die gebürtige Hagenerin verbindet mit Köln ihre ganz persönlichen Erinnerungen: „Für mich war Köln als Teenager die erste Großstadt, in die ich gekommen bin. Köln war wichtig, weil ich hier das Kölschtrinken gelernt habe.“

Mit ihrem elektronischen Pop standen die Sängerin und ihr Partner schon auf vielen Bühnen der Stadt: vom Gloria Theater bis zur einfachen Straßenkreuzung. Ein Highlight hat sich dabei besonders ins Gedächtnis eingebrannt: „Das war eine Party im Rahmen der Popkomm auf den Ringen, im Jahr 2003. Da wurde ein Kino zugemacht. Sie haben den Boden mit Pressplatten ausgelegt. Der ist dann aber durchgebrochen, weil die Leute den Boden zertanzt haben“, erzählt Eckart.

Inga Humpe und Tommi Eckart verteidigen den Pop

Solche Momente der Ekstase sind den Musikern genauso zu eigen wie das anarchische Nachtleben zur deutschen Hauptstadt gehört. Berlin sei der perfekte Boden für ihr Schaffen gewesen, so Humpe. Ihren Sound definieren sie gern als berlinerisch, in ihm habe sich schließlich Pop mit Clubmusik vereint: elektronisch ausgefranst, streckenweise experimentell, mit einem Hauch von Melancholie – und tanzbar. Musik eben, die sich auf Konzertbühnen genauso wohlfühlt wie im engen Club.

Das könnte Sie auch interessieren:

Eckart: „Im Jahr 2000 war Clubmusik noch nicht so Mainstream. Weil es in Berlin sehr wichtig war, haben wir immer versucht, diese Verbindung herzustellen.“ Radiohits und musikalisches Experiment – das ist für die Band kein Widerspruch, eine Gratwanderung bleibt es dennoch: „Wir verteidigen den Pop gern. Sein Unterhaltungsaspekt ist sehr wichtig, auch wenn er manchmal belächelt wird. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, und da ist er ein guter Ausweg“, sagt Humpe.

Das Konzert am 19. März im Kölner E-Werk ist die erste Station auf der Jubiläumstour.

KStA abonnieren