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Ukraine-HilfeKölner Gastronom sammelt – aber nicht jede Spende macht Sinn

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Konstantin Steinmüller ist in diesen Tagen im Dauereinsatz. Der 29-jährige Kölner Gastronom kann sich in mehrfacher Hinsicht besonders gut in die Lage der Menschen in der Ukraine einfühlen. Geboren in Duschanbe in Tadschikistan – nahe an der Grenze zu China – war er noch fast ein Baby, als seine Eltern mit ihm vor dem Bürgerkrieg nach Melitopol in die Ukraine flüchteten. Er hat selber einen Großteil seiner Kindheit in der Ukraine verbracht, bevor er mit elf Jahren nach Köln kam. Nun sorgt er sich um Verwandte und Freunde im Kriegsgebiet.

Steinmüller hat am ersten März den allerersten Spendenaufruf in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. „Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass man uns bereits eine Dreiviertelstunde später die ersten Tüten bringen würde". Kurzerhand schlossen er und seine Mutter Elena ihr Sülzer Café 333 und fungierten nur noch als Spenden-Annahmestelle. Der erste Transport konnte bereits am 3. März Richtung Polen starten.

Köln: Gastronom sammelt für Kriegsopfer in der Ukraine

Steinmüller, der gerade dabei ist, auch einen gemeinnützigen Verein für die Ukraine-Hilfe ins Leben zu rufen, ist unendlich dankbar für die Hilfsbereitschaft. Hin und wieder stellt er aber auch fest, dass man sich hier offenbar nur schwer in die Situation der Menschen im Kriegsgebiet hineinversetzen kann. „Es hat keinen Sinn, wenn man uns Mikrowellen-Reis bringt oder Lebensmittel, die in den Kühlschrank müssen“, sagt der 29-Jährige und spielt auf Leberkäse oder Knackwürstchen aus der Kühltheke an oder auf frische Milch.

Konstantin Steinmüller Café 333

„Die meisten Menschen sitzen in Kellern.“ Aber das seien überwiegend keine Keller, wie wir sie hier kennen. Das sei eher ein ausgehobenes Loch in der Erde ohne Steckdose.“ Mit anderen Worten: Die meisten Leute können Nahrung nur so verzehren, wie sie sie bekommen. Das treffe auch auf die an der Grenze wartenden Menschen zu. „Wer flüchten muss, nimmt keinen Herd oder Backofen mit, sondern hat bestenfalls einen Gaskocher im Gepäck.“

Ukraine-Spenden im Café 333

Seit einer Woche ist das Café 33 eine Spenden-Sammelstelle

Nicht nur in Kellern, auch in den U-Bahn-Stationen gehörten Camping-Kocher, Decken und Hygieneartikel derzeit zu den wichtigsten Dingen, zumal solche Dinge bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn in den Geschäften nicht mehr zu bekommen gewesen wären. 

Spenden für die Ukraine aus Köln: Gaskocher, Batterien, Taschenlampen, Iso-Matten

Fragt man Steinmüller, welche Spenden aus seiner Sicht am sinnvollsten seien, sagt er: „Haltbare Lebensmittel. Fertiggerichte aus Dosen. Babynahrung. Aber auch Desinfektionsmittel, Schmerzmittel, Pflaster, entzündungshemmende Arzneien, fiebersenkende Mittel.“ Man dürfe nicht vergessen, es herrschten Minusgrade dort. Steinmüller greift zum Handy und zeigt auf eine Temperaturskala bis zu minus 14 Grad, die in der kommenden Woche in der Ukraine erwartet werden.

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Oft, betont der Gastronom, seien Dinge hilfreich, die man gar nicht auf dem Schirm habe. Verbandskästen, wie sie in jedem Betrieb existierten. „Die können ruhig abgelaufen sein.“ Oder Erste-Hilfe-Kästen aus dem Auto. „Die ganzen Fahrzeuge, die in die Schrottpresse kommen, haben in der Regel noch eine Erste-Hilfe-Ausrüstung an Bord.“ Unentbehrlich seien außerdem Batterien, Taschenlampen, Isomatten. „Und natürlich alles, was mit Pflege zu tun hat: Einmalrasierer, Zahnbürsten, Toilettenpapier, Feuchttücher, Unterhosen. Seit Dienstag ist das Café wieder geöffnet, aber Spenden können weiterhin abgegeben werden. Inzwischen hat sich bereits der fünfte Transporter auf den Weg Richtung Ukraine gemacht, und es wird nicht der letzte sein.

Café 333, Luxemburger Straße 333, 50939 Köln.