Kritik an FlüchtlingslagernAktivisten stehlen Krippenfiguren aus Kölner Kirchen

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Krippenfiguren Symbol

Aktivisten haben in ganz Deutschland Krippenfiguren aus Kirchen gestohlen. (Symbolbild)

  • Eine Aktivistengruppe hat zum Dreikönigstag Krippenfiguren aus mindestens drei Kölner Kirchen gestohlen.
  • Die Botschaft der Gruppe: Aktuell hätten es die Könige nicht über das Meer geschafft – sie würden in Flüchtlingslagern festgehalten werden.
  • Die Gruppe möchte damit Kritik an der europäischen Asylpolitik äußern und sieht sich selbst auf der Seite der Kirche.
  • Doch Teile der Kirche sehen die Aktion kritisch. Sankt Pankratius hat bereits Anzeige erstattet.

Köln – Eine Gruppe, die sich selbst als Künstlerkollektiv Ausgegrenzt bezeichnet, hat anlässlich des Dreikönigtages Krippenfiguren der Heiligen aus Kirchen in mehreren Städten gestohlen. Auch in mindestens drei Kölner Kirchen wurden die Königsfiguren, größtenteils am Samstag, entwendet. Die Gruppe will damit die europäische Grenz- und Asylpolitik kritisieren. Die Botschaft der Aktion: Zwei von drei Königen haben Europa nicht erreicht – Kaspar und Melchior werden in Flüchtlingslagern festgehalten. Die Kirchen reagierten teilweise mit heftiger Kritik und Anzeigen wegen Diebstahls.

Kölner Jugendpfarrer findet Aktion „unangebracht“

„Wir wollen mit der Aktion auf Flüchtlingslager an den europäischen Außengrenzen aufmerksam machen“, sagte eine Sprecherin der Initiative auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Kirchen sollen die Königsfiguren schon bald zurückerhalten. Die Aktion der Gruppe soll sich nicht direkt gegen die Kirchen richten. „Wir begrüßen Vieles, dass die Kirche für Flüchtlinge macht“, sagt die Sprecherin. „Diese Aktion soll allerdings aufrütteln.“ In einer schriftlichen Mitteilung fordert die Gruppe eine visumsfreie Einreise und die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland und anderen europäischen Ländern.

Betroffen von der Aktion ist auch das Crux, das jugendpastorale Zentrum der katholischen Kirche in der Kölner Südstadt. In der von Kindern gebauten Krippe fehlen die Könige – in diesem Fall Lego-Männchen – seit Freitag. Jugendpfarrer Matthäus Hilus kommentierte die Aktion: „Als Crux unterstützen wir aus ganzem Herzen das Anliegen der Aktionsgruppe, die Würde jedes Menschen zu schützen.“

Die Aktion selbst bewertet Hilus aber als „übergriffig“ und „unangebracht“. „Wir finden es äußerst fragwürdig, wenn dieses wichtige Thema durch eine solche Aktion diskreditiert wird“, so der Jugendpfarrer. Das Crux stehe nun im Austausch mit der Gruppe. Ob es zur Anzeige kommt, ließ Hilus offen.

Wolfgang Fey: „Sie haben die Weihnachtsgeschichte falsch verstanden“

Deutlich kritischer sieht die Aktion Wolfgang Fey, leitender Pfarrer in Sankt Pankratius. In der Junkersdorfer Kirche und in Christi Auferstehung in Lindenthal wurden ebenfalls Königsfiguren entwendet. „Man muss genauer hinschauen, wo man solche Aktionen macht. Wir haben viel für Flüchtlinge getan“, sagt Fey. „Die Aktion ist verfehlt. So wird es in unserer Gemeinde nur als Angriff aufgefasst.“ Er beschreibt, dass die Krippenbauer tief getroffen seien.

Pfarrer Wolfgang Fey

Pfarrer Wolfgang Fey

Außerdem äußerte Fey Sorge um die filigranen Figuren, deren Wert er auf einen hohen fünfstelligen Betrag schätzt. Die Gemeinde hat in beiden Fällen Anzeige wegen Diebstahls erstattet. „Die selbsternannten Künstler haben außerdem die Weihnachtsgeschichte falsch verstanden“, sagt Fey, „denn es sind Maria, Josef und Jesus, die auf der Flucht sind. Die Könige kommen nur nach Hause.“ Für die Aktion hat er auch deswegen kein Verständnis.

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Der Polizei sind die Fälle zwar bekannt, eine Stellungnahme gab die Pressestelle am Sonntag jedoch nicht ab. Die Initiative rechnet damit, dass rechtliche Konsequenzen ausbleiben.

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