Kultur in Köln„Sommerblut“-Festival macht Publikum zum Teil des Ensembles

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The-human-measure-Photo-by-Chiara-Ferrin

Die Theaterperformance "Face to Faith" findet im Rahmen des Sommerblut-Kulturfestivals 2022 in Köln statt.

Köln – Offenheit, Inklusivität und alternative Herangehensweisen – dafür steht das Kulturfestival „Sommerblut“, das in seiner 21. Auflage noch bis zum 22. Mai an zahlreichen Orten in Köln live stattfindet. Auch das Performance-Projekt „The Human Measure“ gehört dazu und findet, organisiert durch den 2006 gegründeten Verein Sommerblut-Festival sogar in Form einer länderübergreifenden Kooperation unter dem Titel „Face to Faith“ mit einem Künstlerkollektiv aus Italien statt. In Köln.

The Human Measure: Publikum und Ensemble verschmelzen

Von Angesicht zu Angesicht heißt in dem Fall, dass die Grenzen zwischen professionellem Ensemble und Publikum weitgehend verschmelzen. „Bei The Human Measure geht es darum, wie man nach einem Absturz, einer Frustration wieder auf die Beine kommen kann - wie man mit dem Scheitern umgeht“, sagt Elena Lauer, eine der beiden Projektleiterinnen, im Vorfeld der Generalprobe für das Stück am Donnerstagabend in der derzeit trockenen Eishalle des Lentparkbads.

Dort haben die rund 20 Teilnehmenden - die eine Hälfte sind Künstlerinnen und Künstler des Ensembles, die andere Workshopbesucher - ausreichend Platz für Bewegung, Tanz und Choreographie. Für die Abschluss-Übung ist dort eigens eine Bühne aus Holzplateaus aufgebaut worden.

Für „The Human Measure“ haben die Autoren des Stücks unter Leitung von Stefano Tè einen Workshop durchgeführt, bei dem die Profis des „Teatro dei Venti and Sidera Assosiation“ aus Modena, Italien, seit Dienstag einen Workshop für an der Mitwirkung interessierte Kölnerinnen und Kölner durchführen.

Zwei Gruppen von Menschen ziehen dabei gemeinsam durch die Stadt: eine Performance-Gruppe und ein divers besetzter Chor, der sie konstant begleitet. „Jede Handlung ist getragen durch poetische Worte und ihre beschwörende Kraft“, lautet die Beschreibung des Stücks im Programm von Sommerblut. „Darstellende, der Chor und das Wort feiern in dem Stück die Geburt einer neuen Hoffnung, die dazu bestimmt ist, die Geschichte einer alten, verfallenen Welt neu zu beleben.“

Freier Zugang zum Festival

Das Prinzip der spontan möglichen Teilhabe ist zentral „Der Zugang ist frei, sowohl was Kosten als auch Teilnehmerzahl und Mitwirkung betrifft“, erläutert Lauer. Was passiert, hängt also auch davon ab, wer vor Ort und wie aktiv ist. „Trotzdem besteht das Stück aus geplanten Teilen, die aus Tanz, Schauspiel und Gesang“ bestehen“, so die 30-Jährige weiter.

Im Lentpark werden dafür die Rahmen einstudiert, Künstler und Künstlerinnen - aus Italien und Deutschland - studieren diesen Rahmen am Donnerstag final ein. „Die Idee ist durch intensive Gedanken über Glaube, Jahreszeiten, das Leben insgesamt entstanden“, sagt Dramaturg Tè vor Ort. In der Handlung geht es um eine Gruppe, die glücklich ist, weil eine Maschine existiert, die alle Wünsche erfüllt. Sie stellt ein Ideal dar, einen Selbstzweck, den niemand hinterfragt. Dann geht diese Maschine kaputt. Die Bedeutungslosigkeit bedroht die Gruppe, die eine Existenz ohne sie zu überfordern droht.

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Dieses in die Moderne übertragene Bild des Themas „Glaube“, dass sich Lauer zufolge die gesamte Kooperation „Face to Faith“ durchzieht, kommt im Stück allerdings nicht religiös gemeint zur Geltung, als vielmehr individuell im Sinn des Glaubens an die eigene Stärke und den individuellen Willen. „Der verstärkt sich im Kollektiv miteinander und gegenseitig“, führt die Projektleiterin aus.

„Die PerformerInnen und der Chor sind aufgerufen, Verzweiflung und ihre Körper in etwas Neues zu verwandeln.“ Gemeinsam, ohne eine übermächtige Maschine. Nur durch Zusammenarbeit könne ein neuer Kurs, ein neues Fest, ein neuer Glaube entstehen - der das Publikum einbeziehe und so zu einem Ritual werde. Selbstbewusst, nicht mehr fremdbestimmt.

Das Performace-Werk „Face to Faith“ ist am Sonntag, 22. Mai, ab 15 Uhr im Innenhof des Bürgerzentrums „Alte Feuerwache Köln“ an der Melchiorstraße 12 im Agnesviertel zu erleben.

Weitere Informationen finden Sie im Internet.

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