Kunst in KölnAufgelöst - Nachlass einer Verstorbenen auf dem Rudolfplatz bespielt

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Köln – Die große Stärke der Inszenierungen im öffentlichen Raum von Angie Hiesl und Roland Kaiser ist ihre Unaufgeregtheit. Ob Menschen stundenlang auf Stühlen sitzen, die hoch oben an der Fassade des Schauspielhauses befestigt sind, oder Tänzer mit Wasser und Pet-Flaschen im Rheinauhafen choreografiert werden, immer waren da diese eindrucksvollen, stillen Bilder, mal mit, mal ohne Bewegung, die integriert in unsere Alltagswahrnehmung irritieren, Fragen aufwerfen, zum Nachdenken anregen.

Nachlass einer Verstorbenen steht mitten in Köln

„Aufgelöst“ heißt der Künstler neuestes Projekt. Mitten auf dem Rudolfplatz vor der Kulisse der Hahnentorburg haben sie den Nachlass einer verstorbenen Frau aufgebaut, Erika, 93, „in der Nacht verstorben, ihr Sohn kam zu spät“, wie Schauspieler Daniel Ernesto-Müller in einer stundenlangen Solo-Performance improvisierend erzählt. Hiesl und Kaiser haben ihr Projekt  in eine neue Dimension gehoben, den dreidimensionalen Raum in Bewegung um das Element Sprache erweitert. Während Ernesto-Müller in blauen Latzhosen das Gelände voller Hausrat erkundet, erfindet er mögliche Geschichten aus dem Leben der Verstorbenen.

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Er hantiert dabei mit Bergen von Bett- und Tischwäsche, kruschtelt mit Kissen, Putzeimern und Lampen, musiziert klappernd auf dem Kaffeeservice, wischt Tische sauber und sortiert, sortiert, sortiert. Versucht Ordnung zu bringen in ein vergessenes Leben, räumt das vermeintliche Chaos auf, um noch mehr Chaos zu verbreiten.

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Dabei redet er mal ruhig, mal im Stakkato, mal gar nicht. Schlüsselsätze spricht er in ein Megafon: „Erika, hier drüben“ oder „Gelob das Beste“ oder „Ich möchte da raus“. Die werden dann leise in Endlosschleife über ein altes Transistorradio ausgespielt. Das ist stark, weil diese Sätze dann stehen im flüchtig-lärmenden Tohuwabohu der Stadt aus rauschendem Verkehr, fluchendem Obdachlosen, Straßenmusik, Tatü-Tata. Irgendwann trifft Ernesto-Müller mit Blick auf die Szenerie den Punkt: „Das ist alles, was am Ende übrig bleibt. Und man weiß nicht, wohin damit.“ Die Kunstinstallation „Aufgelöst“ von Angie Hiesl und Roland Kaiser ist auf dem Kölner Rudolfplatz wiederzusehen an diesem Freitag, 30. Oktober, von 15.30  bis 19 Uhr sowie am Samstag, 22. Oktober, von 14.30 bis 18 Uhr.

angiehiesl-rolandkaiser.de

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