Kunst-Institution in EhrenfeldFritz Böhme feiert „Eyegenartige Kunsttage“

Für den 73-Jährigen kommt der Ruhestand nicht in Frage.
Copyright: Eßer
Ehrenfeld – Der Galerist Fritz Böhme ist ein Urgestein der Ehrenfelder Kunst- und Kulturszene. Er und seine Galerie Eyegenart in der Rothehausstraße sind aus dem Veedel nicht wegzudenken. Seit elf Jahren bietet Böhme hier internationalen Künstlern die Möglichkeit, sich dem Kölner Publikum zu präsentieren: „Als Galerist und Ausstellungsmacher selbst bin ich aber noch viel länger tätig”, erzählt der 73-Jährige, der auf eine jahrzehntelange Erfahrung im Kunstgeschäft zurückblicken kann.

2010 startete Fritz Böhme seine Galerie mit nur einem einzigen Fenster.
Copyright: Eßer
Geboren wurde Böhme in Schirmenitz, einem Ort in Nordsachsen. Schon in jungen Jahren aber ging er mit seiner Familie ins Saarland. Von hier aus zog es ihn dann quer durch die Kunstszene Europas, nach Amsterdam, Paris und Frankfurt. Dort erwarb er auch das erste Gemälde seiner Sammlung, ein Werk von HAP Grieshaber: „Ich hatte aber überhaupt nicht das Geld, um es zu kaufen”, erinnert sich Böhme, „deshalb habe ich mit dem Galeristen gehandelt und es auf Raten abbezahlt.”
Der Liebe wegen in Köln geblieben
1978 kam er dann nach Köln. Hier aber wollte der gelernte Buchhändler und Bibliothekar eigentlich nur einen Zwischenstopp auf dem abermaligen Weg nach Paris einlegen – und blieb dann doch, der Liebe wegen. Zunächst wegen der Liebe zu einer Frau, dann aus der Liebe zur Stadt: „In Köln hatte ich nach viel Unruhe und einem langen Hin und Her zum ersten Mal einen Hafen gefunden“, erzählt Böhme.

Galerist Fritz Böhme vor einem Werk des Künstlers Ralf Schindler
Copyright: Eßer
Als er nach Ehrenfeld zog, sah das Viertel aber noch ganz anders aus als heute : Das Veedel galt als zwielichtig, kriminell, als „Lumpenfeld”, wie der Galerist es schildert: „Das Marode, das den Stadtteil prägte, hatte aber auch etwas unheimlich Poetisches.” Böhme war Mitbegründer des Ehrenfelder Kunstvereins und eröffnete 1988 eine eigene Galerie in der Rothehausstraße 14. Bestärkt von seiner damaligen Frau Kristina löste Böhme für die Finanzierung sogar seine Lebensversicherung auf: „Es war ein gewagter Schritt, aber ich bereue ihn nicht.”
Kleinste Galerie Kölns
Aus persönlichen Gründen zog sich Böhme dann aber zunächst aus dem Ausstellungswesen zurück, bis er 2010 wieder Künstler in der „kleinsten Galerie Kölns“ präsentierte: „Die alten Räume standen nicht zur Verfügung, also fing ich im selben Haus mit nur einem einzigen Fenster wieder an“, erzählt er. Einige Jahre später bezog er mit seiner Galerie schließlich wieder die Räumlichkeiten, in denen er bereits in den 90ern ausgestellt hatte. Ein großes Augenmerk legt Böhme dabei auf die Förderung noch unbekannter Künstler. Diese hätten es nämlich stets besonders schwer, ein Publikum für sich zu finden: „Viele betrachten Kunst heute als Wertanlage“, erklärt Böhme, „es geht weniger um die Werke selbst, als um die Namen, die auf ihnen stehen.”
Das könnte Sie auch interessieren:
Elfjähriges wird gefeiert - wegen Corona
2020 wollte Böhme eigentlich das zehnjährige Bestehen seiner Galerie feiern, was von der Pandemie durchkreuzt wurde: „Also habe ich mich jetzt zum Ober-Kölner befördert und feiere stattdessen das elfjährige Jubiläum”, sagt er lachend. So wird Böhme im Dezember den Geburtstag der Galerie mit einer neuen Gruppenausstellung, den „siebten eyegenartigen Kunsttagen”, begehen.
Dass er eines Tages in den Ruhestand geht, steht für ihn nicht zur Debatte. Dafür ist seine Begeisterung für die Kunst und seine Galerie zu groß: „Mein Ziel ist es, dass sich die Leute unsere Ausstellungen ansehen und die Kunst in ihren Alltag integrieren”, so Böhme.
VII. Eyegenartige Kunsttage Ehrenfeld, galerie eyegenart, Rothehausstraße 14, von Sonntag, 5. Dezember, bis Sonntag, 6. Februar. Geöffnet dienstags bis freitags von 17 bis 20 Uhr sowie im Dezember samstags von 14 bis 18 Uhr. http://www.eyegen-art.de