54 Buchen gefälltBuchen in Köln-Müngersdorf leiden an „Komplexkrankheit“

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Die Bäume liegen zum Teil noch dort, wo sie gefällt wurden.

Die Bäume liegen zum Teil noch dort, wo sie gefällt wurden.

Köln-Müngersdorf – Bei der vergangenen Klimademonstration der Initiative Fridays for Future forderten 70 000 Menschen den Klimawandel zu stoppen. „Rettet den Regenwald“ stand beispielsweise auch auf einem ihrer Schilder, mit denen sie durch die Kölner Innenstadt zogen.

Im Windschatten der Demo, an der Aachener Straße in der Nähe des Walter-Binder-Wegs, hat die Stadtverwaltung knapp 60 Bäume gefällt, zeitgleich, so erzählt ein Anwohner empört, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Die Bäume hatten teilweise über einen Meter Umfang und waren bis zu 100 Jahre alt“, beklagt er.

Von Rodung überrascht

Einige Müngersdorfer befürchten, dass sie einem geplanten Anbau des Ärzteverlags weichen mussten, der sich daneben befindet – oder einem anderen Bauvorhaben.

Auch die Bezirksvertreter wurden von der Fällung überrascht und hatten zunächst keine Erklärung dafür: „Es ist ärgerlich, dass wir keine Kenntnis von der Rodung hatten, obwohl uns eigentlich alle Fällungen mitgeteilt werden“, so die Bezirksvertreterin Marliese Berthmann.

Schadenserreger brachten Bäume zum Absterben

Laut Auskunft des Amts für Landschaftspflege und Grünflächen war allerdings eine Erkrankung der Bäume der Grund für die Fällungen. „Im letzten Jahr gab es erste Anzeichen, dass uns Buchen im Bereich Stadtwald Äußerer Grüngürtel ausfallen“, sagt Joachim Bauer, stellvertretender Amtsleiter. „Wir haben das untersuchen lassen. Nach dem Ergebnis wurden gerade ältere Buchen durch die Trockenheit so geschwächt, dass verschiedene Schadenserreger den Baum zum Absterben bringen können.“

Da nicht ein Erreger verantwortlich sei, sondern mehrere, sprächen Experten von einer Komplexkrankheit. „Die beteiligten Akteure dieses Krankheitskomplexes sind anhaltender Trockenstress, Pilze und Insekten, wie der Buchenprachtkäfer und der Buchenborkenkäfer“, führt Bauer aus. „Bei den Pilzen handelt es sich um solche der Gattung Nectria und Neonectria, die großflächig das Kambium, also die Wachstumsschicht des Baumes, abtöten. Der Pfennigkohlenkruste genannte Pilz verursacht rasch voranschreitende Holzfäule.“

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In dem Bereich seien 54 Buchen von befallen und nicht mehr bruchsicher gewesen. Sie hätten sofort gefällt werden müssen. Laut Joachim Bauer mussten schon viele Bäume aufgrund der Schäden, die zwei trockene Sommer hinterlassen haben, entfernt werden. „Im Bereich des Lindenthaler Tierparks kann man große Flächen sehen, wo kein Baum mehr steht“, so Bauer. Laut Ansicht der Anwohner ist eines aber sicher: „Ohne die Bäume werden der Lärm und Staubbelästigung durch die Aachener Straße in Müngersdorf jedenfalls dramatisch zunehmen“, kommentiert ein Nachbar.

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