Dürener Straße in KölnFußgängerinsel muss für Buslinie weichen – Anwohner empört

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Auf der Dürener Straße von Junkersdorf gibt es nun vor dem Militärring zwei Spuren für den Autoverkehr.

Köln-Lindenthal – Gerade erst haben die Fußgänger und Radfahrer im Äußeren Grüngürtel aufgeatmet. Die Stadtverwaltung hat zwei Ampeln installiert, die ihnen auf dem Abschnitt zwischen Junkersdorf und Militärring in der Höhe des Heinrich-Stevens-Weg und ein wenig westlich davon beim Überqueren der Dürener Straße helfen sollen. Doch nun ist auch klar geworden, dass dieses künftig vielleicht doch nicht ganz so einfach wird, denn stadteinwärts hat die Verwaltung nun auch zwei Spuren für den Autoverkehr auf der Fahrbahn markiert, wo es bislang nur eine gab. Dafür wurde die Verkehrsinsel geopfert, die den Grüngürtelbesuchern bislang dabei half, die Straße zu überqueren. Zudem stellte sich heraus, dass es sich bei den neuen Ampelanlagen um sogenannte Bettelampeln handelt, also solche, die nur dann grün werden, wenn Wartende den Knopf betätigen.

Radfahrer und Fußgänger sind verärgert

Das stößt nun auf Kritik bei den Anwohnern im Kölner Westen. „Diese Veränderung ist für Fußgänger und Radfahrer im Grüngürtel ganz schlecht“, kommentiert der Lindenthaler Reinhard Zietz, der auch Mitglied im Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist. „Sie kamen durch die Mittelinsel fast immer sehr zügig über die Straße. Sehr viele Autofahrer haben gehalten oder das Tempo vermindert, wenn sie querungswillige Menschen entdeckt haben.“ Das sei nun alles vorbei. Statt der menschengerechten Inseln gäbe es jetzt Ampeln mit Vorrang für den Autoverkehr und eine breite Piste für den motorisierten Kraftverkehr, dabei sei es eigentlich gerade nötig, den Autoverkehr in Richtung Innenstadt zu drosseln, statt zu verstärken.

„Ich bin wirklich erschüttert, dass im Zeichen von angeblicher Verkehrswenden nicht mal der Versuch gemacht worden ist, die schöne neue Autopiste abzuwehren. Man glaubt kaum, dass wir nicht mehr 1960 haben, sondern 2021“, so der Bürger.

Für die Verlängerung der Buslinie 136 nötig

Die Stadtverwaltung, die diese verkehrstechnische Veränderung für den Landesbetrieb Straßenbau NRW, in dessen Zuständigkeit die Bundesstraße fällt, geplant und umgesetzt hat, verweist hingegen auf deren Notwendigkeit – vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass die Buslinie 136 von Hohenlind aus über Junkersdorf bis nach Weiden verlängert werden soll. „Die unechte Zweispurigkeit ist für die verträgliche Abwicklung der geplanten Verlängerung der Buslinie 136 notwendig“, schreibt Katja Reuter, Sprecherin der Stadt. „Damit diese den Fahrplan einhalten kann, soll die Rückstaulänge vor dem Knotenpunkt Militärring vermindert werden. Dafür mussten zwei Spuren in Richtung Militärring geschaffen werden, so dass die Dürener Straße dort von zwei Pkws nebeneinander befahren werden kann.“

Keine Alternative für Ampel per Knopfdruck

Die Verwaltung rechne aber nicht mit einer Zunahme des Kfz-Verkehrs aufgrund dieser Änderung. Sowohl die bestehenden Verkehrsbelastungen als auch die künftige Verkehrsführung würden es erforderlich machen, dass Querungen für den Fußverkehr durch Ampeln gesichert werden. „Auf außerörtlichen Straßen ist es erforderlich Ampelanlagen zu installieren, an denen die Fußgehenden und Radfahrenden die Freigabe per Knopfdruck anfordern“, so Reuter. Abhängig vom Verkehrsaufkommen würde die Ampel für sie aber möglichst schnell auf Grün geschaltet. Eine zyklische Freigabe, also Grünphasen für die Fußgänger auch ohne vorherigen Knopfdruck, würde die Akzeptanz und Beachtung durch den Kraftfahrzeugverkehr gefährden, wenn keine adäquate Nutzung erfolgt.

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Die Bezirkspolitik steht dem zweispurigen Ausbau mit gemischten Gefühlen gegenüber: „Es handelt sich dabei um einen Kompromiss“, betont Verkehrsexperte Roland Schüler (Grüne). Der Landesbetrieb Straßenbau NRW habe seit 20 Jahren einen vierspurigen Ausbau der Dürener Straße geplant. Dafür hätten zahlreiche Bäume weichen müssen. Vor zehn Jahren sei dann beschlossen worden, darauf zu verzichten und innerhalb der Bordsteine zwei „unechte“ Fahrspuren stadteinwärts anzulegen. Aufgrund der zwei Spuren musste dann allerdings die Querungshilfe weichen. Dadurch habe die Verwaltung sich auch für Verlängerung der Buslinie 136 durchgesungen.

„Damit hilft der Ausbau auch dem ÖPNV“, so Schüler. „An der Kreuzung Militärring/Dürener Straße kommt es manchmal zu einem Rückstau, wenn die Schranken wegen einer passierenden Bahn unten sind“, erläutert er. Da für den Bus keine eigene Spur eingerichtet werden könne und er somit ebenfalls im Stau steht, habe man sich dafür entschieden durch zwei Spuren dem Autoverkehr mehr Platz einzuräumen und so die Staulänge zu verringern. „Letztendlich ist das aber nur Kosmetik“, gibt Schüler zu. „Und diese Kosmetik führt nun dazu, dass alle querungswilligen Stadtwaldbesucher und -besucherinnen länger warten müssen.“

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