Moderna unter der DiscokugelÄrztefamilie impft in der Kölner Tanzschule van Hasselt

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Das 24-köpfige Impfteam im Tanzsaal

Lindenthal – Bei buntem Licht und leiser Hintergrundmusik wippen die Krankenschwestern im Takt. Sie stehen hinter der Bar und ziehen schon mal die Spritzen auf. Wo normalerweise Paare den Walzerschritt üben, warten nun Menschen auf einen Nadelstich. Die Tanzschule van Hasselt am Karl-Schwering-Platz 4-6 hat sich in ein Corona-Impfzentrum verwandelt - mit ganz eigener Atmosphäre.

Idee stammt aus der Familie

Aus der Familie der Inhaber Bettina und Andreas van Hasselt stammt die ungewöhnlichen Idee, die Tanzsäle in eine medizinische Einrichtung umzufunktionieren. „Gunther Quinkler, Chefarzt der Inneren Medizin des St. Agatha Krankenhauses, ist der Mann meiner Cousine“, erzählt Bettina van Hasselt. Und die Quinklers engagierten sich sehr im Kampf gegen das Virus. Im vergangenen Lockdown testete Sohn Kilian Quinkler die Nachbarschaft am Fenster seines ehemaligen Kinderzimmers in Lindenthal, während sein Vater ebenfalls Pläne schmiedete. Er kam mit der Idee auf die  van Hasselts zu, in deren Schule ein Testzentrum einzurichten.

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Die Tanzschule am Karl-Schwering-Platz

Debütantenbälle wurden abgesagt

Die van Hasselts waren von der Idee angetan, insbesondere, weil sie sich erhofften, die hauseigenen Abstriche in ein mobiles Zelt verlegen zu können und so die Debütantenbälle vor der Absage zu retten. Aus den Plänen wurde leider nichts. Das Testzentrum wurde nicht zugelassen. Die Bälle fielen aus. Doch nun ließ sich die Folgeidee umsetzen, impfwilligen Menschen einen Piks zu geben - bisher mit sehr großem Erfolg. „Kilian hat die Online-Terminvergabe gemanagt“, schildert van Hasselt. „1000 Termine waren innerhalb von 40 Stunden vergeben. Da haben wir wirklich Herzklopfen bekommen.“

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Stellwände markieren provisorische Impfkabinen. 

Tische wurden geschleppt, Stellwände errichtet

Denn nun wartete eine Mammutaufgabe auf die Tanzschule: „Wir haben dann genau überlegt, wie wir die Menschen unter Beachtung der Abstandsregeln in die Tanzschule hineinschleusen“, sagt von Hasselt. Die Garderoben wurden umfunktioniert. Stellwände errichtet. Nach der letzten Tanzstunde am Freitagabend begannen sie damit, Tische und Stühle zu schleppen und alles herzurichten. Um 1 Uhr nachts waren die Tanzschulmitarbeiter fertig. Am Samstagmorgen um 6.30 Uhr waren alle Beteiligten wieder versammelt. Gunther Quinkler kam mit seinem 24-köpfigen Impfteam aus Ärzten und Pflegern, samt seiner Frau und van Hasselts Nichte, die beide ebenfalls Ärztinnen sind.

Viel Lob für reibungslosen Ablauf

Um 8 Uhr legte der Familien-Impfbetrieb los und war pünktlich um 16 Uhr fertig. „Es lief wirklich alles wie am Schnürchen“, erinnert sich van Hasselt. Es gab viel Lob: „Das ist hier viel schöner als in anderen Impfzentren“, fanden die Besucher. Nur Menschen über 30 können derzeit in der Tanzschule geimpft werden, denn nur für diese Altersgruppe ist der Impfstoff Moderna, den die Ärzte dort verwenden, zugelassen. Van Hasselt hofft jetzt auf eine Biontech-Lieferung, denn dieses Präparat darf auch bei Jüngeren verwendet werden. „Wir möchten natürlich vor allem unsere Tanzschüler impfen, die zwischen zwölf und 17 Jahren alt sind“, erklärt sie. „Die werden wir dann priorisieren.“ Die jungen Kunden der Schule sollen sich schließlich möglichst bald gut gegen das Virus gewappnet in den Sälen und auf den Bällen bei buntem Licht zur Musik drehen.

Die nächsten Impfaktionen finden am Samstag, 11. Dezember, von 8 bis 16 Uhr, am Montag, 13. Dezember, von 9 bis 14.30 Uhr und am Samstag, 18. Dezember, von 8 bis 16 Uhr statt. Termine können auf der Homepage reserviert werden. Weitere Informationen gibt es hier.

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