Nach „Dooring-Unfällen“Radler fordern auf der Luxemburger Straße ihre eigene Spur

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Radfahrer auf der Luxemburger Straße

Sülz – Erst im Juli wurde eine Radfahrerin auf der Luxemburger Straße so schwer verletzt, dass sie anschließend im Krankenhaus verstarb. Sie stürzte, weil ein Autofahrer, der seinen Pkw am Straßenrand abstellte, die Tür öffnete und sie mit voller Wucht dagegen prallte. Die meisten Radler wissen, wie gefährlich solche „Dooring-Unfälle“ sind – und halten Abstand zu den parkenden Autos. Pkw-Fahrer, die sie überholen, müssen das ihrerseits mit mindestens 1,5 Meter Sicherheitsabstand tun.

Rechte Spur für Autofahrer blockiert

Die Folge: Wenn viele Räder auf der Luxemburger Straße unterwegs sind, ist die rechte Spur für Autofahrer blockiert. Das sorgt für eine unangenehmer Situation für beide Seiten: Die PKW-Fahrer ärgern sich über die Radler. Manche lassen sich zu aggressiven Überholmanövern verleiten. Die Radfahrer fühlen sich nicht sicher. Einige Bürger möchten daran nun etwas ändern und setzen sich mit einer Eingabe an den Verkehrsausschuss und den Ausschuss für Bürgerbeteiligung dafür ein, dass jeweils die rechte Spur auf der Luxemburger Straße zwischen Scherfginstraße und Eifelwall ganz dem Radverkehr zur Verfügung gestellt wird.

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Anwohner übergeben ihren Vorschlag an Mario Michalak (l.), der für die Grünen im Rat sitzt.

Bei einem Treffen an der Verkehrsachse übergaben sie nun ihre Eingabe an Ratsmitglied Mario Michalak (Grüne) aus dem Stadtbezirk Lindenthal und erläuterten ihr Anliegen. „Zwei Spuren für den Auto- aber keine für den Radverkehr ist nicht mehr zeitgemäß“, betonte Anwohner David Trautmann, „und nicht im Sinne der angestrebten Verkehrswende.“ Ein anderer Nachbar, Arndt Gartzke-Trabat, formuliert seinen Wunsch wie folgt: „Wir sind nicht gegen den Autoverkehr, sondern für sichere Radrouten. Wir möchten eine friedliche Koexistenz.“ Und sie führen weitere Argumente ins Feld: Aus den Daten der Luftmessstelle an der Luxemburger Straße ergibt sich, dass der zulässige Stickstoffoxid-Wert regelmäßig überschritten wird. Die Lärmbelastung für die Anwohner sei hoch. Deswegen sei es sinnvoll, die zugelassene Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer zu begrenzen.

Mit ihrer Eingabe legen sie eine Studie des Umweltbundesamts vor. Sie kommt zu folgendem Ergebnis: „Die Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit hat in den meisten Fällen keinen nennenswerten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit einer Hauptverkehrsstraße für den Kfz-Verkehr“, ist dort zu lesen. Sie würde auch nicht zu Schleichverkehren auf den Nebenstraßen führen. Die Reduktion der Geschwindigkeit würde sich hingegen positiv auf die Verkehrssicherheit, die Lärmbelastung und die Luftqualität auswirken.

Installation von Pop-up-Bike-Lanes 

Auch Steffen Brückner von der Bewegung Kidical Mass, die sich mit Fahrrad-Demos für eine kinder- und fahrradfreundliche Stadt einsetzt, hat positive Erfahrungen gemacht: Wir haben bei der Installation von Pop-up-Bike-Lanes, also zeitlich befristeten Sperrungen einer Spur zugunsten der Radfahrer, festgestellt, dass dies kein Verkehrschaos verursacht, im Gegenteil. Die Polizei schilderte uns, dass der Verkehr so besser fließt, als wenn auf zwei Spuren, Autofahrer Gas geben die Fahrbahn wechseln und dann wieder bremsen.“ 

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Lokalpolitiker Michalak gibt den Bürgern und Verbänden Recht: „Der Radverkehr wird immer stärker. Die Dinge ändern sich. Nun wird es Zeit, dass sich auch das Bewusstsein der Politik und Verwaltung ändert.“ Die Stadtverwaltung arbeitet bereits an einem entsprechenden Auftrag der Politik. „Der Rat hat die Verwaltung am 24. Juni 2021 damit beauftragt, ein neues Grundnetz für den Motorisierten Individualverkehr (MIV) zu definieren“, schreibt Robert Baumanns, Sprecher der Stadt. „Er soll nur noch auf einem reduzierten Netz in die Viertel oder Zentren fahren können.“ In diesem Zusammenhang würde auch die Luxemburger Straße betrachtet. Inwieweit dabei auch eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit geprüft wird, lässt die Verwaltung offen.

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