Plattgemachter Dirt-TrackStadt und Verein Trails 59 suchen nach Lösung in Junkersdorf

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Was waghalsig aussieht, ist für die Dirt-Track-Community pure Entspannung.

  • Im August haben Bagger den Junkersdorfer Dirt Track im Auftrag der Kölner Stadtverwaltung platt gemacht.
  • Das hat die jungen Nutzer, Eltern und auch einige Bezirksvertreter auf die Barrikaden gebracht. Sie suchen seitdem das Gespräch mit Vertretern der Stadt Köln.
  • Das hat jetzt stattgefunden. Ob es eine alternativen Parcours geben wird und wo lesen Sie hier.

Junkersdorf – Als Kinder und Jugendliche Mitte August mit ihren Rädern in dem kleinen Wäldchen neben dem Parkplatz 6 des Rhein-Energie-Stadions anrückten, um wie gewohnt über den dortigen Dirt-Track zu sausen, machten sie lange Gesichter. Jahrzehnte lang gab es hier Rampen und Kuhlen, die die Nutzer selbst aus Lehm gebaut hatten, einen Abenteuerspielplatz für BMX-Radler und Mountainbiker. Die Anlage ist illegal, weil sie in einem geschützten Landschaftbereich liegt. In einer Nacht- und Nebel-Aktion war sie von der Stadtverwaltung dem Erdboden gleichgemacht worden.

Plattgemacht, obwohl Mitarbeiter der Stadtverwaltung den Eltern der jungen Nutzerinnen und Nutzer vorher in einem Gespräch zugesichert hatten, Bescheid zu geben, falls das geschehen sollte und mit ihnen bereits über Möglichkeiten nachgedacht hatten, wie man den Kindern künftig eine solche Rad-Piste zur Verfügung zu stellen kann.

Kölner Stadtverwaltung soll Dirt-Track wieder aufbauen 

Über die unangekündigte Vernichtung des Sportgeländes waren Eltern und Bezirkspolitiker gleichermaßen verärgert. In der vergangenen Sitzung hat die Bezirksvertretung Lindenthal die Verwaltung nun per Beschluss gebeten, alle erforderlichen Schritte einzuleiten, um den Dirt-Track in Junkersdorf möglichst wieder aufzubauen. Um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, sollen Sport-, Jugend- und Grünflächenamt die begonnenen Gespräche mit den Nutzern fortführen.

Stadt entschuldigt sich für mangelnde Kommunikation

Um sich über die Hintergründe und Lösungsmöglichkeiten zu informieren, hatten die Bezirksvertreter Petra Heinemann vom Jugendamt und Gerhard Stricker vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen in die Sitzung eingeladen: Gerhard Stricker entschuldigte sich für den Kommunikationsmangel: Es tue ihm leid, dass die Verwaltung sich nicht an das Versprechen, die Eltern zu benachrichtigen, gehalten habe. Die Verwaltungsmitarbeiter hätten die Nutzer aber darauf aufmerksam gemacht, dass sie den Dirt-Track innerhalb von 14 Tagen zurück bauen werden, so Stricker, und auch darauf, dass der Rückbau alternativlos sei.

Seinem Betrieb stehe der Naturschutz, aber auch die Verkehrssicherheit entgegen. Im Wurzelbereich der Bäume sei Erdreich abgegraben worden. Die Radpiste verstoße gegen den Baumschutz. Petra Heinemann vom Jugendamt erläuterte zudem die Bedenken ihrer Behörde aufgrund des Verkehrsschutzes: „Wenn wir nach Absprache mit Skatern selbst eine Anlage in einer festen Bauweise aus Beton errichten, kommt irgendwann der TÜV und kontrolliert sie.“ Das sei der Sicherheit geschuldet.

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Abgebrochener Baumstamm auf der Rad-Piste

Die Stadt trage die Verantwortung dafür, wenn etwas passiert. „Die Pisten, die die Menschen selbst bauen, verändern sich aber jeden Tag“, betonte Heinemann. „Da können sie heute den TÜV darüber jagen und morgen kommen 20 Kids mit 30 Schubkarren und dann haben sie den Hügel plötzlich drei Meter höher und vielleicht auch neben einem Baumstamm liegen.“ Heinemann schildert eine Situation auf einer anderen Anlage: „Da ragte ein abgebrochener Baumstamm aus dem Boden. Ich war froh, dass kein Kind mit seinem Körper da reingefallen ist.“

Illegale Dirt-Tracks im Kölner Stadtgebiet

Dirt Park in Kalk

Der Dirt-Park in Köln-Kalk muss weichen.

In Kalk haben sich Dirt-Track-Fans zum Verein Trails 59 zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Mehr Gelände im Kölner Stadtgebiet zu etablieren, um ein dauerhaftes Fortbestehen des Angebots zu gewährleisten. Der im Kölner Stadtgebiet einzige legale „Trail 59“, der zur städtischen Jugendeinrichtung „Abenteuerhallen Kalk“ gehört, muss Ende Oktober weichen, weil dort das Bistum bauen wird. Seit zehn Jahren ist der 3000 Quadratmeter große Dirt-Track dort beheimatet. Die Suche nach einem alternativen Gelände war bislang erfolglos.

Die BMX- und MTB-Szene muss auf andere Städte ausweichen oder baut illegale Strecken in den Wäldern. Nicht nur in Kalk, auch in Junkersdorf macht sich eine Initiative stark für eine Legalisierung der vorhandenen Fläche. Illegale Tracks gibt es verteilt über das ganze Stadtgebiet, zum Beispiel in Vogelsang oder im „Weißer Bogen“, wo die Stadt die Strecken planiert hat, weil sie einen unerlaubten Eingriff in das Kölner Grün bedeuten. (swa)

Trotz der genannten Schwierigkeiten will die Stadtverwaltung aber nach einer Lösung suchen. „Wir würden gerne versuchen, mit einem Verein, der Verantwortung übernimmt, einen eingezäunten Dirt-Track zu errichten“, führte Heinemann aus. Der sei dann nur zu bestimmten Zeiten geöffnet, wenn auch Menschen da sind, die ein Auge darauf haben. Die Stadt habe bereits Kontakt zu dem Verein Trails 59, der schon ein Konzept entwickelt habe. Allerdings gäbe es so schnell noch keinen Ersatz für die abgebaute Strecke.

Neuer Dirt-Track in Junkerdorf bleibt fraglich

Ob tatsächlich an der gewünschten Stelle eine neue Rad-Piste errichtet werden kann und wann, steht allerdings noch nicht fest: Laut Aussage des Grünflächenamts steht das Gelände zwar nicht unter Landschaftsschutz und befindet sich außerhalb des Flächennutzungsplans. Aber auch in dem Waldgebiet, wo es sich befinde, gebe es gewisse Verbotsregeln, die geprüft werden müssten, erläuterte Stricker.

Bester selbst angelegter Bike-Parcours in Köln 

Marliese Berthmann, Fraktionsvorsitzende der CDU, bedauerte die Entscheidung der Verwaltung, die Rad-Piste zurück zu bauen: „Hier waren sämtliche Abstandsregeln eingehalten. Es gab keine Lärmbelästigung der Nachbarschaft. Es gab keine Beschwerden“, sagte sie, „das war etwas ganz Ideales, dort fällt man weich, anders als auf einer Betonanlage." Die sei zudem sehr steril. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Roland Schüler ergänzte: „Dieser Ort ist von den vielen Orten, die anderswo schon angelegt worden sind, der beste.“

Das sehen die Eltern der Kinder und Jugendlichen genauso: „Es ist eine optimale Fläche für eine solche Anlage, ein Abstandsgrün, das sonst für nichts benutzt wird“, kommentierte Helge Budde, eine der Mütter. „Vorher befand sich dort eine Müllhalde.“ Sie verstehe natürlich, dass die Stadt als Verantwortliche handeln muss, nachdem sie von dem Dirt-Track erfahren habe. Sie ist aber optimistisch, dass es für die Kinder dort bald wieder etwas Vergleichbares geben wird: „Die Eltern würden sich nun dem Verein Trails 59 anschließen, mit dem die Stadt in Kontakt steht“, sagte sie. „Der Vereinsgründer ist einer derjenigen, die angefangen haben, den Dirt-Track in Junkersdorf zu bauen.“

Eltern fühlen sich endlich unterstützt von Kölner Stadtverwaltung

Auch von den Verwaltungsmitgliedern fühlen sich die Eltern unterstützt: „Wir merken schon, dass das Sport- und das Jugendamt uns wirklich helfen wollen“, so Budde. 

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