Der Lärm der Kühlanlage der Boulangerie Épi sorgt für Streit im Viertel– erste Anwohner ziehen aus, derweil steht eine Lösung im Raum.
LärmbelästigungIn Sülz fliehen die ersten Mieter vor Lärm durch eine Bäckerei

Die Boulangerie Èpi an der Sülzburgstraße
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Ein kurzes knackendes Geräusch, dann fängt der schwarze Kasten an, zu summen. Ein weiteres Knacken. Er wird lauter, vibrierender, dröhnend. „Das geht durch den ganzen Körper“, sagt Lydia Kieven. Mit Nachbar Sven Röhrig, steht sie an der Quelle des Geräuschs, das sie nun bereits seit vielen Monaten belastet, vor allem nachts. Das Anspringen der Kühlanlage, die im Inneren des Kastens steht, weckt sie, danach hält das Summen sie wach. Die beiden wohnen an der Berrenrather Straße 315b/c und gehören zu den Mietern und Mieterinnen, deren Schlafzimmerfenster zu dem begrünten Hinterhof hinausgehen, wo der Kasten steht – an der Rückseite des Gebäuderiegels, der zur Sülzburgstraße gehört.
Im Inneren des Kastens befindet sich die Kühlanlage der Boulangerie Èpi. Sie hat die Anlage dort installiert, als sie ihr Ladenlokal an der Sülzburgstraße 66 bezog, um ihre Waren zu kühlen.

Lydia Kieven und Sven Röhrig an der Quelle des Lärms, der „eingehausten“ Kühlanlage im Innenhof. Im Inneren des schwarzen Kastens befinden sich die Außengeräte der Kühlanlage.
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Die ersten Mieter und Mieterinnen sind geflüchtet
Seitdem schlafen viele Nachbarn und Nachbarinnen schlecht. Der Betreiber der Boulangerie reagierte auch bereits auf die Beschwerden über den Lärm und hat die Anlage deswegen in den Kasten eingehaust. Doch das brachte leider nicht die gewünschte Verbesserung. (Wir berichteten)
Während Röhrig und Kieven darüber sprechen, öffnet ein Mieter des Hauses der Sülzburgstraße ein Fenster, schräg oberhalb des Kastens. „Wir wissen natürlich über das Problem Bescheid“, sagt er. „Unsere Vormieterin ist schließlich wegen der Lärmbelästigung ausgezogen.“ Sein Mitbewohner, an dessen Zimmerfenstern der Mann steht, könne allerdings halbwegs schlafen, mit Podcasts auf den Ohren. „Aber wir hören das natürlich auch“, sagt er.
Die Nachbarn sind unterschiedlich empfindlich, aber die Beschwerden sind zahlreich. Einige Mieter und Mieterinnen sind mittlerweile vor dem neuen Lärm geflüchtet. Andere planen ihren Auszug.

Die Wohnhäuser an der Berrenrather Straße
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Problem mit grundsätzlicher Bedeutung in der Stadt
Ein Mann, der an der Berrenrather Straße 315b wohnt, und dessen Schlafzimmerfenster ebenfalls zum Innenhof öffnet, sieht sich zum Auszug gezwungen. Er sei aufgrund eines Herzfehlers schwerbehindert, sagt er und möchte nicht namentlich genannt werden. Das gesundheitliche Risiko, das der Schlafmangel mit sich bringe, sei ihm einfach zu hoch.
Er findet aber, dass es sich um ein Problem von grundsätzlicher Bedeutung handelt: Durch den Klimawandel und die Energiekrise würden voraussichtlich immer mehr Klimaanlagen und Wärmepumpen in der Stadt installiert, vermutet er. Sie würden die Nachbarn ebenfalls durch Geräusche stark beeinträchtigen. Daher sei es wichtig, eine Lösung für die Lärmbelastung zu finden.
Lösungsmöglichkeit steht im Raum
Im Hinblick auf die Kühlanlage ist eine Lösung in Sicht, jedenfalls theoretisch. Die Anlage könnte in einem Kellerraum verschwinden. Der Umbau würde allerdings rund 20.000 Euro kosten. Der Betreiber der Boulangerie Épi ist bereit, sich mit einer nicht unbeträchtlichen Summe an den Kosten zu beteiligen, möchte laut Auskunft der von der Lärmbelästigung betroffenen Anwohnenden aber, dass sie sich ebenfalls beteiligen. Das weisen sie empört von sich. Sie sehen sich nicht in der Verantwortung, sondern als Leidtragende: Als Eigentümerin, sagt Kieven, würde sie ihre Wohnung nun eigentlich gerne verkaufen oder vermieten, müsse aber aufgrund der Lärmbelästigung mit einer Wertminderung rechnen.
Sie sehen eher die Vermieterin des Gebäudes in der Pflicht, in dem sich das Ladenlokal der Bäckerei befindet. Die Vermieterin reagiert allerdings nicht auf Nachfragen dieser Zeitung.
Umweltamt hat noch kein endgültiges Ergebnis
Das Umweltamt, das den Betrieb von Anlagen, die zu viel Lärm verursachen, untersagen kann, ist bislang zu noch keinem endgültigen Ergebnis gekommen. Eine Messung während des Tages habe keine Überschreitung der zugelassenen Immissionsrichtwerte ergeben, schreibt eine Sprecherin der Stadt.
Der Betreiber der Anlage habe sie auf Hinweis des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens zunächst komplett abgeschaltet. Es seien danach allerdings wieder Beschwerden über nächtliche Lärmbelastungen eingegangen. Die Untere Immissionsschutzbehörde plane nun eine Messung im Nachtzeitraum. Und die Nachbarschaft hofft weiter, dass der Spuk bald vorüber ist.