Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Schmiererei in Köln-SülzHausbesitzer ärgern sich über Graffiti an Fassaden

3 min
Eine Häuserecke ist mit großen Buchstaben besprüht.

Fette Lettern prangen an der Fassade des Hauses Rupprechtstraße Ecke Gustavstraße.

Immer mehr Häuserwände in Sülz wurden zuletzt mit Kritzeleien und Schmierereien verschandelt. Die Polizei hat bereits zwei Täter gefasst.

Ein grüner Kakadu macht den Menschen von der Häuserwand an der Palanter Straße eine Liebeserklärung. „I love you“, steht in der Sprechblase an seinem Schnabel. Das Liebesbekenntnis wird im Viertel nicht unbedingt erwidert, wo er sich verbotenerweise auf einigen Wänden niedergelassen hat. Er ist allerdings noch die schönste von zahlreichen Sprayattacken in Sülz. Eine Anwohnerin der Marsiliusstraße, die einige Immobilien im Viertel besitzt und namentlich nicht genannt werden möchte, ärgert sich über die vielen beschmierten Häuserwände. „Ich habe nichts gegen Graffiti als Kunstform“, betont sie. Aber auch darüber sollte man vor der Sprayaktion mit den Hauseigentümern sprechen. In Sülz lässt aber allerhöchstens der Kakadu noch einen künstlerischen Gestaltungswillen erkennen.

An einer Hauswand schwebt ein Kakadu und andere Schmierereien.

Einen grünen Kakadu und anderes haben unbekannte Künstler an einer Wand an der Redwitzstraße hinterlassen.

Zumeist sind Schriftzüge auf Häuserzeilen gekrakelt, kryptische Aussagen und Abkürzungen. „Springer, Express und Co, Hetze und Lügen“, wurde eher zornig als kreativ auf eine Wand an der Gustavstraße geschmiert. Auf einer Häuserwand an der Nikolausstraße hat sich eine ganze Gruppe von gesprayten Schriftzügen angesammelt, ebenso an Gebäuden an der Marsiliusstraße und der der Berrenrather Straße. „Wenn man sie nicht sofort entfernt, lädt das andere ein, etwas danebenzuschmieren“, sagt die Anwohnerinnen. Auch ihre Häuser waren bereits betroffen: „Wir haben es mit Tipps von einem Maler entfernen können“, sagt sie.

Graffiti sind an einer Hausecke in Sülz zu sehen.

An der Ecke Nikolausstraße Marsiliusstraße prangen bunte Buchstaben neben dem grünen Kakadu. Jemand hat eine Matratze dazugestellt

Aber das gelingt nicht immer. Oftmals ist ein neuer Anstrich oder eine professionelle Reinigung nötig und das kann teuer werden. An der Ecke Nikolausstraße Redwitzstraße hatte der Hauseigentümer die pinkfarbene Schmiererei gerade notdürftig entfernt. Prompt wurde eine neue direkt daneben platziert: „AV“ Diese Buchstaben sind auch auf ein gerade saniertes Haus mit frisch gestrichener Fassade gesprayt. Ein anderer Schmierer hatte etwas gegen diese Buchstabenkombi, hat sie per Spraydose durchgestrichen und „Hurensöhne“ darunter gekritzelt.

Auf ein altes Backsteingebäude an der Nikolausstraße, Ecke Gustavstraße hat jemand groß die Buchstaben, „NDA“ gesprayt. An der Ecke Gustav/Redwitzstraße prangern fette bunte Lettern auf einer Natursteinfassade. Die Schmierereien an der Ecke Nikolaus-/Redwitzstraße betrachtete offensichtlich jemand als Einladung, darunter seinen Sperrmüll zu deponieren. „Unser Viertel macht so zunehmend einen verwahrlosten Eindruck“, ärgert sich  die Sülzerin. Die Farbschmierereien an Häuserwänden sind allerdings als Sachbeschädigung strafbar.

Die Kölner Polizei hat einige Erfahrung damit: „Uns liegen mehrere Anzeigen von Sachbeschädigung durch Graffiti in Sülz vor“, sagt Pressesprecher Sascha Wallmeroth. Die Sprayer seien zumeist männlich und 15 bis 60 Jahre alt. Viele würden die Sprayaktionen als Form des künstlerischen Ausdrucks sehen und wollten Botschaften vermitteln. Es gehe aber auch um „Fame“, also um Anerkennung und Bekanntheit innerhalb der Szene. Daher würden sich Schriftzüge oft wiederholen. „Vielfach handelt es sich dabei nur um ein sogenanntes „Tag“, quasi eine persönliche Unterschrift“, erläutert Wallmeroth.

Polizei Köln empfiehlt Hausbesitzern Schutzlack oder einen Anstrich, der leicht zu reinigen ist

Hauseigentümer könnten die Fassaden präventiv mit einem Schutzlack versehen, auf dem Farben schlecht halten oder einem Anstrich, der leicht zu reinigen ist. Vor allem sollten sie die Wandschmierereien zeitnah entfernen. Das sei dann noch leichter möglich und senke die Motivation der Täter. Sie sollten die Schmierereien fotografieren und anzeigen. Denn die Polizei hat bei den Ermittlungen durchaus Erfolg: Die meisten Taten werden geklärt, weil die Täter auf frischer Tat ertappt werden“, so Wallmeroth. „Bei den Ermittlungen werden Anzeigen mit identischen Tags zusammengeführt. 2024 konnte ein Sammelverfahren mit insgesamt 116 Sachbeschädigungen durch Graffiti in den Bereichen Sülz, Klettenberg und Zollstock zwei Tätern zugeordnet werden, die dort wohnten.“ Sie seien angeklagt worden und würden auf den Prozess warten.


Die Kölner Anti-Spray-Aktion (KASA) informiert über den Umgang mit Farbschmierereien an Häusern und auf öffentlichen Flächen.