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„Ich bin hier“Marcus Krips' Kunst schreit den Betrachter förmlich an

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann mit Mini-Iro im weinroten Pulle mit einem stilisierten Star-Wars-Kriege in Gelb darauf und dem Schriftzug KRIPS steht draußen vor einer besprühten Wand.

Marcus Krips ist der Meister der Sprühdose. 

Mit der Sprühdose in der Hand hinterlässt Marcus Krips seine Werkspuren. Ein Buch versammelt die Kunst des Ehrenfelders jetzt auf 256 Seiten. 

Nachdem er zunächst bei seiner Mutter in den Niederlanden gelebt hatte, zog Marcus Krips 1981 nach Köln, wo sein Vater eine Galerie in der Neusser Straße betrieb. „Meine Mal-Sucht/Wut wurde in diesem Umfeld ermuntert und chronisch“, schreibt der Künstler in einer autobiografischen Skizze. Wer Krips jemals in Aktion erlebt und zugesehen hat, wie er mit der Sprühdose in der Hand jede verfügbare Fläche spontan und unbeirrbar für seine Kunst in Beschlag nimmt, kann diese Selbstbeschreibung nur bestätigen. Nun ist das „Krips Kunst Buch“ erschienen, das auf 256 Seiten im DIN A 5-Format Arbeiten aus 40 Jahren versammelt.

Sein Professor an der Kunstakademie zählte ihn zu den Neuen Wilden

Seine Wurzeln hat der Künstler, der unter anderem bei Nam June Paik und Michael Buthe an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat, in der Graffiti-Kultur, wie unschwer zu erkennen ist. Professor Marcel René Marburger stellt in seinem Geleitwort aber auch Verbindungen zu den Neuen Wilden der frühen 1980er Jahre her, zu Georg Baselitz, Jörg Immendorff, A.R. Penck beispielsweise. „Krips war damals nicht nur neuer, sondern auch wilder“, so der Kölner Verleger, Medien-, Design- und Kunstwissenschaftler. „Von Beginn an war seine Art zu malen unverblümt und direkt, niemals verstellt oder attitüdenhaft. Unkonventionell ist ein abgedroschenes Wort, hier passt es.“

Ein großformatiges Bild zeigt drei bunte comichafte Figuren.

Werk von Marcus Krips

Krips bezeichnet sich selbst oft als „Punker“, erzählt in einer der kurzen Textpassagen des Buchs auch von seinem ersten eigenen Atelier in der damals besetzten Schokoladenfabrik Stollwerck. Der Gestus seiner Bilder scheint aus jenen Tagen zu kommen, sie sind „laut“ schreibt Marburger: „Nicht nur farbig, sie schreien einen an. Hier bin ich, rufen sie, hast Du ein Problem damit?“ Irritiert, entsetzt wirken die Figuren oft, auch ausgesetzt, ihre Gesichter drücken ein grundsätzliches Nicht-Einverstanden sein aus. „Die Schlange des Kapitalismus verbirgt sich hinter den Blumen des Konsums zum Ausdruck“, lautet der Titel einer mit Acryl und Lack auf Leinwand gebannten Collage.

Alles zum Thema Barbarossaplatz

Letzte Zuflucht der Artist Community in der Kolbhalle in Köln-Ehrenfeld

Direkt „politisch“ arbeitet Marcus Krips aber eher selten. Seit etwa 24 Jahren lebt er in der Kolbhalle, einer der letzten noch übrig gebliebenen Bastionen der freien Szene in Ehrenfeld, deren Artist Community derzeit wieder mal um ihren Verbleib kämpfen muss, und er hat hier eine bemerkenswerte stilistische und inhaltliche Bandbreite entwickelt. Mal arrangiert er seine Strichmännchen in Reihen, die beinahe so diszipliniert sind wie ägyptische Hieroglyphen, mal bilden sie einen tumultartigen „Wirrhaufen der Gefühle“.

Ein großes buntes Bild mit allerlei Strichmännchen und Häusern ist zu sehen.

Sein Professor beschreibt Krips' Bilder als laut.

Einige Bilder wirken mit ihrer festen dynamischen Linienführung unterkühlt und fast bedrohlich, dann wieder erinnert die Farbgebung schon fast an die Zartheit eines Chagall, auch Echos von Picasso oder Odilon Redon meint man zu entdecken. Und als einer der wenigen Künstler mit Graffiti-Hintergrund beschäftigt sich Marcus Krips zuweilen mit der Landschaftsmalerei oder dem Stillleben. Auf dem nächsten Bild allerdings explodiert der Blumenstrauß schon wieder im Kopf eines Strichmännchens.

Kölner werden einige der abgebildeten Arbeiten von Mauern in der Körner- oder Helmholtzstraße her kennen, oder vom Barbarossaplatz, aber auch Aktionen in Wien, Madrid oder Liverpool dokumentiert der Band. Ebenso wie Krips Bemalung von ganzen Hausfassaden in Bayenthal und Ehrenfeld, oder sein Projekt „Krips Kunst Spam“: Zwölf Jahre lang schickte er bis zu fünf Bilder pro Woche in Form eines Newsletters an interessierte Menschen.

Zusätzlich enthält der Band QR-Codes, mit denen der Leser Videos zu Kunstaktionen oder zu Krips musikalischem Wirken als Mitglied von Bands wie Prügelstrafe oder Uncorrupted Artistas aufrufen kann.


Das „Krips Kunst Buch“ ist in einer Gesamtauflage von 400 Büchern im Verlag Edition erschienen. 100 Exemplare haben ein Leinen-Hardcover und sind handbemalt, signiert und als Sammlerstücke nummeriert. Der Preis für diese Sonderedition beträgt 120 Euro pro Exemplar, sie ist in der Galerie N18, Norbertstraße 18, in der Innenstadt erhältlich. Dort ist auch vom 8. März bis 9. Mai eine Ausstellung mit Werken von Marcus Krips zu sehen. Die übrigen Bücher mit einem Hardcover aus bedrucktem Papier sind zu einem Preis von 42 Euro zu beziehen (ISBN 978-3-9814246-7-6).

www.marcuskrips.de