Unfallgefahr auf dem Melatengürtel in KölnPolitiker fordern mehr Platz für Radler

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Gudrun Schwan und Roland Schüler stehen an einer Stelle des Melatengürtels, wo der Radweg verbreitert wurde.

Köln-Lindenthal – Eine lange Narbe ist geblieben – und ein kaputtes Knie. Als Gudrun Schwan im Frühling 2020 auf dem Melatengürtel zwischen Oskar-Jäger-Straße und Scheidweiler Straße in Höhe des West-Bowlingcenters den Radweg entlangfuhr, wurde ihr eine sich öffnende Autotür zum Verhängnis. Sie stürzte und verletzte sich schwer, nicht nur am Bein, auch ihr Arm brach. Schon vorher hatte sie oft Angst vor dieser Situation, denn der Radweg war nur 1,10 Meter breit, der Abstand zu den vor den Häuserzeilen geparkten Autos gering, der Bordstein hoch, ein Ausweichen auf die Fahrbahn unmöglich.

Nicht nur sie, sondern auch die Bezirkspolitik Lindenthal ärgert sich über den schweren Unfall, denn aus ihrer Sicht war er vorhersehbar. „Auf dem Gehwegbereich waren bis vor kurzem Pkw-Stellplätze direkt neben dem schmalen Radweg eingezeichnet“, schildert Roland Schüler (Grüne). Bei einem Treffen mit Schwan vor Ort besichtigt er die baulichen Veränderungen, welche die Stadtverwaltung nun vorgenommen hat. Dahinter verbirgt sich eine lange Geschichte: „Wir haben bereits im Jahr 2015 beschlossen, dass vor dem Bowlingcenter und dem Teil der Strecke, wo Autos direkt neben dem Radweg abgestellt werden, das Parken verboten sein soll“, erzählt Schüler. „Das hätte leicht durch Poller geschehen können.“ Es sei absehbar gewesen, dass Radfahrer dort zu Schaden kommen können. „Hätte die Stadtverwaltung den Beschluss umgesetzt, wäre Frau Schwan nichts passiert“, so der Bezirkspolitiker. Doch das geschah nicht.

Zwei Meter breiter Radweg vorgesehen

Im Jahr 2019 hat die Bezirksvertretung dann die Stadtverwaltung erneut beauftragt, den Geh-und Radweg am Melatengürtel im Streckenabschnitt von der Oskar-Jäger-Straße bis zur Scheidtweilerstraße zu sanieren. Sie verwies in der Beschlussbegründung auf Pläne der Verwaltung für den Streckenabschnitt, wonach ein zwei Meter breiter Rad- und ein 2,80 Meter breiter Gehweg vorgesehen waren und das Parken dort verboten werden sollte.

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Die Bezirkspolitik wartete weiter vergeblich auf die Umsetzung. Nach einer Sitzung des Runden Tischs Radverkehrs forderte die BV Lindenthal die Verwaltung im Frühling dieses Jahres noch einmal schriftlich auf, zumindest Poller aufzustellen, um die Autofahrer daran zu hindern, auf dem Bereich neben dem Radweg zu parken. Das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung antwortete, es habe die Gegebenheiten vor Ort mit dem Team des Fahrradbeauftragten geprüft und entschieden, dass die vorhandene Parkmarkierung komplett entfernt wird, damit stehe ein Geh- sowie ein Radweg in ausreichender Breite zur Verfügung. Zur Trennung der beiden würde eine weiße Markierung aufgebracht. Zudem würden zur Absicherung des Radweges zur Fahrbahn hin gegen verbotswidriges Parken auf dem Bordstein sogenannte Frankfurter Hüte, also weiße Bordsteinerhöhungen aus Beton, aufgebracht.

Perfekte Lösung steht noch aus

Das Ergebnis der Inspektion vor Ort: Die Verwaltung hat ihr Versprechen gehalten – fast und nicht ganz zur Zufriedenheit der Politik und der Betroffenen: Durch die geänderte Markierung ist der Radweg zwar nun deutlich breiter. Die weiße durchgezogene Linie, die vor dem ehemaligen Parkbereich angebracht und eigentlich laut Straßenverkehrsordnung nicht überfahren werden darf, hält die Autofahrer allerdings nicht davon ab, weiter dort zu parken, so dass nun zumindest in Teilbereichen kaum noch Platz für Fußgänger bleibt.

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An vielen Stellen werden die Autos trotz der durchgezogenen weißen Linie so geparkt, dass der Gehweg extrem schmal wird.

Die versprochenen „Frankfurter Hüte“ fehlen. Zudem ist die Markierung nur in einem Teilbereich geändert, im weiteren Verlauf des Gürtels ist er weiterhin so schmal wie bisher. „Diese Lösung“, ärgert sich Schüler, „ist wirklich keine Verbesserung für den Radverkehr, die angesichts steigender Radlerzahlen dringend nötig ist.“

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