Die Eingemeindung von Lövenich, Weiden, Junkersdorf, Widdersdorf und Marsdorf 1975 verlief friedlich. Die Reform machte Köln zur Millionenstadt.
Halbes Jahrhundert EingemeindungKölner Westen blickt auf 50 Jahre als Großstadt-Vororte zurück

Claudia Weitekamp (l.) und Henriette Reker, die sich ins Gästebuch des Römergrab einträgt.
Copyright: Stefan Rahmann
In Porz, Rodenkirchen und vor allem in Wesseling hatte die nordrhein-westfälische Kommunalreform in den 70er Jahren für eine Menge Ärger gesorgt. Wesseling hatte sich sogar vor Gericht erfolgreich dagegen gewehrt, von Köln eingemeindet zu werden. Im Westen ging es deutlich friedlicher zu, als am 1. Januar 1975 Widdersdorf, Lövenich, Weiden, Junkersdorf und Marsdorf zu „Vororten einer Millionenstadt“ wurden, wie die Lindenthaler Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp bei einer Feierstunde zur Eingemeindung vor 50 Jahren im Römergrab Weiden erzählte.
„Seid umschlungen Millionen“
Weitekamp warf einen Blick in die Geschichte. Vor 1975 habe es in Nordrhein-Westfalen 2300 Gemeinden gegeben. „Die waren oft sehr klein und konnten die wachsenden Ansprüche an eine kommunale Infrastruktur nicht mehr bedienen.“ Nach der Reform zähle man landesweit noch 400 Gemeinden. Die Haltung gegenüber der Eingemeindungen im Kölner Westen sei nicht eindeutig gewesen, erklärte die Bezirksbürgermeisterin. Sie hat mit Leuten vor Ort gesprochen. In Weiden hätten viele den Verlust des dörflichen Charakters ihres Veedel bedauert, in Junkersdorf seien etliche froh darüber gewesen, endlich Teil einer Großstadt zu sein. Seitdem habe sich viel verändert. Vor allem Widdersdorf und Lövenich seien stark gewachsen.
Der Verlust an dörflicher Intimität und der kurzen Wege zur Verwaltung war für einige nicht leicht
„Mit Widdersdorf-Süd hatten wir 2007 das größte Neubaugebiet Deutschlands im Stadtbezirk Lindenthal“, ergänzte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die auch zur Feierstunde gekommen war und die Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher Bürgervereine und Initiativen aus den ehedem eingemeindeten Orten begrüßte. „Das Sessionsmotto 1974/75 war ‚Seid umschlungen Millionen‘. Das war passend gewählt, denn mit den Eingemeindungen wurde Köln Millionenstadt“, fuhr Reker fort. Die Stadtgrenze sei deutlich nach Westen verschoben worden. „Der Verlust an dörflicher Intimität und der kurzen Wege zur Verwaltung war für einige nicht leicht.“ Dafür habe es neue kulturelle Angebote gegeben.
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Einige Gutshöfe wie der Mertenshof sind Zeugnisse des ehedem ländlichen Charakters von Lövenich.
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Kritik übte sie am öffentlichen Verkehr. Dass man Widdersdorf-Süd nicht an das Schienennetz der KVB angeschlossen habe, ist für die Oberbürgermeisterin bis heute ein unentschuldbares Versäumnis. „Das werden wir in Kreuzfeld anders machen. Und deshalb wird Kreuzfeld auch noch ein bisschen dauern“, sagte die Oberbürgermeisterin mit Blick auf den geplanten neuen Stadtteil im Kölner Norden. Sie sei gerne im Stadtbezirk Lindenthal. Ihr Abitur hat sie an der Liebfrauenschule bestanden. Ein weiterer Favorit ist die Dürener Straße: „Da gehe ich alle vier Wochen zum Friseur.“
Zum Thema verkehrliche Erschließung des Kölner Westens leistete auch Professor. Dr. Heinz Günter Horn, Vorsitzender des Fördervereins für das Römergrab, einen Beitrag. In Weiden habe es zur Römerzeit einen sehr reichen Gutsbesitzer gegeben, der regelmäßig zur ehrenamtlichen Verwaltungsarbeit für die Stadt Köln in die „Innenstadt“ reiste. „Die neuen Kilometer waren zur römischen Zeit keine große Sache. Wahrscheinlich war der damals schneller von Köln nach Weiden unterwegs als wir an manchen Tagen heute.“ Es war nicht alles schlecht. Damals.