Köln – Paul Bauwens-Adenauer hält es bis heute für einen Fehler, dass die Umsiedlung der Fachhochschule vom Standort Deutz auf das Domgärten-Gelände in der Südstadt vor knapp drei Jahren gescheitert ist. Der IHK-Präsident reagiert damit auf einen Prüfbericht des Landesrechnungshofs. Darin wird dem landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) vorgeworfen, die Grundstücke in der Südstadt für knapp 80 Millionen Euro zu einem Zeitpunkt gekauft zu haben, an dem es noch keinen offiziellen Umsiedlungsbeschluss gegeben habe. Gemeinschaftsunternehmen von Bauwens und der GEG hatten im Auftrag des BLB die Grundstücksankäufe bei den Domgärten abgewickelt. Auch das wird vom Landesrechnungshof in dem Prüfbericht kritisiert. Dadurch hätten sich die Flächen innerhalb weniger Tage um knapp 44 Prozent verteuert. Am Ende steht laut Landesrechungshof ein Schaden für den Steuerzahler von mindestens 36 Millionen Euro.
„Das mag ja alles sein, aber der politische Wille war damals eindeutig“, sagt Bauwens-Adenauer. Der BLB habe jahrelang nach einem geeigneten Gelände gesucht, weil die Stadt Köln sich geweigert habe, in Deutz Flächen für einen Ersatz-Neubau frei zu räumen, auf denen die Feuerwehr und die Abfallwirtschaftsbetriebe angesiedelt sind. Die Stadt habe plötzlich eine Kehrtwende vollzogen und so das Projekt in der Südstadt selbst torpediert. Über die Gründe könne man nur spekulieren. Ein Zusammenhang mit den komplexen Korruptions-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wuppertal gegen den ehemaligen BLB-Chef Ferdinand Tiggemann und zwei Dutzend weitere Personen sei nicht auszuschließen. Die Kehrtwende der Stadt habe das Aus für das Projekt bedeutet.
„Wir haben uns nicht angeboten. Der BLB ist damals auf uns zugekommen und hat uns gebeten, neben den Grundstücken, die uns bereits gehörten, weitere dazu zu kaufen“, sagt Bauwens-Adenauer. „Das müsse sehr schnell gehen, damit die Preise nicht weglaufen. Das war die Begründung.“ Man habe sich darauf eingelassen, „obwohl wir normalerweise gar keine Grundstückshändler sind“. Im Gegenzug habe der BLB in Aussicht gestellt, dass die Bauwens-Gruppe zumindest einen Teil der neuen Fachhochschule entwickeln solle. Bei Abschluss der Kaufverträge zur Übertragung der Grundstücke auf den Landesbetrieb sei man davon ausgegangen, dass dementsprechende Beschlüsse zur Umsiedlung in die Südstadt zugrunde liegen. Die Verträge seien schließlich sofort in Kraft getreten und hätten keinerlei Klauseln enthalten. „Dass sich das dann alles verändert hat und es nicht mehr zum Bau kommen wird, lag gar nicht in unserem Interesse.“
Bauwens verdient bei den Grundstücksgeschäften rund 8,4 Millionen Euro. Das sei durchaus marktüblich, sagt er. „Wir hatten die Grundstücke in unserer Bilanz, wir mussten sie finanzieren. Wir waren keine Makler, sondern Projektentwickler.“
Die Kritik des Landesrechnungshofs, der BLB habe noch rund 21 Millionen Euro in den alten Standort Deutz gesteckt und gleichzeitig die Flächen für das neue Areal erworben, ist aus Sicht von Bauwens-Adenauer nicht nachvollziehbar. Es sei wegen der Doppelstudien-Jahrgänge geplant gewesen, bis in das Jahr 2019 den Deutzer Standort offen zu halten und parallel einen Teil der neuen Fachhochschule in Betrieb zu nehmen. Die 21 Millionen Euro seien vor allem in den Brandschutz und in die Kantine investiert worden. „Wenn man im Jahr 2008 darüber spricht, elf Jahre später an einen Standort zu ziehen, kann man nicht alle Investitionen einstellen.“
Aus heutiger Sicht müsse man einräumen, dass es möglicherweise Fehler bei der Kontrolle gegeben habe. „Der BLB ist ein großer Apparat. Wir dagegen nur ein mittelständisches Unternehmen. Wir hatten nicht den Eindruck, dass die Verträge nicht ordnungsgemäß nach den Vorschriften geprüft worden sind“, so Bauwens-Adenauer.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wuppertal gegen den ehemaligen BLB-Chef Ferdinand Tiggemann und weitere 25 Beschuldigte wegen Korruptionsverdachts werden nicht vor dem Jahresende abgeschlossen sein.