Mit gefälschten WebsitesBetrüger fischen Kölner Handwerkern die Kunden ab

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Geschäftsführer Patrick Lohmar fürchtet um den guten Ruf seiner Sanitärfirma.

Köln – Klagen von unzufriedenen Kunden dürfte jeder Handwerker kennen. Mal sind sie berechtigt, mal nicht. Was aber, wenn sich ein unzufriedener Kunde beschwert, von dem das Handwerksunternehmen überhaupt keinen Auftrag erhalten hat? So erging es Patrick Lohmar vom Sanitärbetrieb H.J. Lohmar GmbH aus der Südstadt.

„Eine langjährige Kundin von uns rief auf unserer Hotline an und beschwerte sich, weil unsere Monteure angeblich ihre Werkzeugtasche auf die Waschmaschine geknallt hätten, das kam ihr nicht professionell vor, so kenne sie das von uns nicht.“ Das Problem: Lohmar fand den Auftrag nicht. „Wir konnten damit gar nichts anfangen“, schildert er am Telefon.

Betrug nun Fall für die Staatsanwaltschaft

Erst als die Frau berichtete, wie ihre Familie auf die Telefonnummer der Firma Lohmar gestoßen war, löste sich die Verwirrung auf. Das Ganze ist nun ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Die Familie ist offenbar Betrügern aufgesessen, und Patrick Lohmar fürchtet um den guten Ruf seines Familienbetriebs. Denn vielleicht gibt es weitere Opfer, die sich nur noch nicht gemeldet haben. Die Polizei jedenfalls kennt mindestens fünf weitere Fälle in Köln.

Die Tochter des betrogenen Kunden hatte im Internet nach „Sanitärinstallation Lohmar“ gegoogelt, erzählt Patrick Lohmar. Sie landete scheinbar auf der Homepage seines Unternehmens und wählte die Nummer, die dort angegeben war. Weil der Mann am anderen Ende der Leitung schlecht zu verstehen war, fragte sie: „Bin ich da bei der Firma Lohmar?“ Das sei bejaht worden, man vereinbarte einen Termin. Es ging um einen Rohrbruch am Heizkörper.

Täter geben an, Subunternehmer zu sein

Tatsächlich erschienen später zwei Männer, die angaben, sie seien Subunternehmer, die Firma Lohmar hätte gerade keine Zeit. Die Reparatur an der Heizung, das gesteht Patrick Lohmar zu, sei weitgehend fachmännisch erledigt worden. Allerdings hätten die Monteure den Kunden gedrängt, die Rechnung sofort in bar oder per EC-Karte zu begleichen. Dann verschwanden sie wieder.

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Die Familie des Kunden erstattete Anzeige bei der Polizei. Eine Sprecherin bestätigt auf Anfrage, das Verfahren liege im Augenblick zur weiteren Prüfung bei der Staatsanwaltschaft.

Nicht alle Arbeiten fachmännisch ausgeführt

Eindeutiger scheinen fünf weitere Fälle zu sein, von denen die alteingesessene Kölner Rohrreinigungsfirma Rokis betroffen war. In diesen Fällen seien auch Täter ermittelt worden, berichtet die Polizeisprecherin. „Sie haben die Internetseite des seriösen Unternehmens dupliziert und mit ihrer eigenen Telefonnummer versehen.“ Den Kunden, die anriefen, stellten sich die Betrüger als Subunternehmer vor und rechneten in bar ab. Nicht alle Arbeiten wurden auch fachmännisch ausgeführt.

Tatsächlich gibt es im Internet frei zugängliche Softwaretools, mit deren Hilfe sich ohne große Mühe Fake-Websites erstellen lassen. Der Domainname ähnelt dabei dem tatsächlichen Domainnamen meist so sehr, dass oft nur die Endung geändert wurde (zum Beispiel .info statt .de) oder unauffällig ein Sonderzeichen in die tatsächliche Adresszeile eingefügt wurde.

Opfer von Betrugsmasche sollen Anzeige erstatten

Patrick Lohmar ermutigt alle Opfer, Anzeige zu erstatten. Er sagt: „Kunden sollten hellhörig werden, wenn Arbeiten ausschließlich gegen Barzahlung ausgeführt werden.“ Zwar arbeite seine Firma schon mal mit anderen Unternehmen zusammen, aber Sanitärarbeiten, betont er, erledige man selbst.

Auch die Polizei empfiehlt, sich eine Rechnung schicken zu lassen und möglichst nicht vor Ort zu bezahlen. Außerdem solle man das Impressum auf der Website des Unternehmens auf Vollständigkeit prüfen. 

Seien die Monteure schon in der Wohnung, sagt Patrick Lohmar, empfehle er im Zweifel einen Kontrollanruf in der Firma. Am besten lässt man sich dann über die Telefonauskunft verbinden. Roger Schick von der Firma Rokis betont, seine Kollegen legten dem Kunden immer einen „vernünftigen“ Leistungsnachweis in dreifacher Ausfertigung vor – „und keine schlechte Schwarz-Weiß-Kopie.“ 

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