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Europäisches ZuchtprogrammIm Wildpark Dünnwald ist ein Wisentkalb geboren

Lesezeit 4 Minuten
Ein junges und ein erwachsenes Wisent stehen auf einer eingezäunten Wiese.

Im Wildpark Dünnwald ist ein Wisentkalb geboren.

Der kleine Wisentbulle Ricky hält sich im Wildpark Dünnwald noch stark an seine Mutter Hoima. Bald könnten sie weiteren Zuwachs bekommen.

Aufgeregt und vorsichtig läuft das Wisentkalb Ricky neben seiner Mutter Hoima her und hält sich dicht an ihr, lässt sie nicht aus den Augen. Es ist ein herzlicher Anblick, die beiden Wisente im Wildpark Dünnwald zu sehen. Der kleine Ricky wirkt aufgeweckt und munter, Hoima beschützend und fürsorgend.

Am 20. Mai ist der kleine Wisentbulle im Wildpark geboren. Es war ein besonders schönes Ereignis, denn am 21. März verstarb sein Vater Borat im Alter von 19 Jahren an Leberkrebs. Vielleicht auch deshalb beschützt Mutter Hoima ihr Kalb seit der Geburt sehr stark.

„Sie hat Ricky anfangs so sehr beschützt, dass niemand dazwischen kommen konnte“, erzählt Peter Salbert vom Förderverein Dünnwalder Wald und Wildpark, der sich zusammen mit der Forstverwaltung um den Wildpark Dünnwald kümmert. Die notwendigen Impfungen und das Setzen der Ohrmarken konnten aufgrund von Hoimas Beschützerinstinkt erst einige Wochen nach Rickys Geburt durchgeführt werden.

Ein junges und ein erwachsenes Wisent stehen auf einer eingezäunten Wiese.

Der kleine Wisentbulle Ricky hält sich stark an seiner Mutter Hoima.

Wisentkalb im Wildpark Dünnwald geboren

Hoimas Verhalten sei ganz natürlich. „Wisente sind sehr gutmütig und auch ein Stück weit zutraulich, außer wenn ein Kalb dabei ist“, sagt Salbert. Dann müsse man sich vor dem kräftigen, schweren Tier in Acht nehmen, denn Wisente sind nicht nur stark, sondern können auch sehr schnell sein. 

Seit 1970 gibt es Wisente im Wildpark Dünnwald. Damals hatte der Kölner Zoo heimische Wildtiere ausgelagert und später an den Forstbetrieb übergeben. Die Wisente sind jedoch noch immer Eigentum des Zoo. Gefüttert und gepflegt werden sie zwar von dem Forstbetrieb und dem Förderverein, aber wenn etwas ist, wird immer der Zoo informiert und bei Krankheiten, Verletzungen oder Ähnlichem komme der Tierarzt vom Zoo, erklärt Peter Salbert. 

Und so ist der Kölner Zoo auch in den Gesprächen zu der Zukunft der Wisente im Tierpark involviert. Denn der Förderverein sei sehr bemüht, mehr Wisente im Wildpark aufzunehmen. Sie sind Teil eines Europäischen Wisentzuchtprogramms.

Wisente galten lange als bedroht, Anfang des 20. Jahrhundert sogar als ausgestorben, weshalb es das Programm gibt. „Es soll natürlich immer eine genetische Farmung vermieden werden“, erklärt Salbert, „deshalb war es immer schon üblich, dass wir Wisente abgeben und neue bekommen haben, teilweise auch aus dem Ausland“. 

Köln-Dünnwald: Wisente im Wildpark gehören zum Kölner Zoo

Der Transport sei also kein Problem, dafür sei der Zoo gut ausgestattet, doch das Geld sei ein Problem. „Wir haben genug Platz für drei bis vier mehr Tiere“, erklärt Salbert, „aber wir müssten die Stallung auf den neuesten Stand bringen und einzelne Boxen für jedes Tier bauen“.

Außerdem solle der Zaun erhöht werden, um sicherzustellen, dass das Damwild nicht ins Gehege kommen kann. Denn das Wisentgehege liegt innerhalb des Damwildgeheges. Die beiden Arten sollen jedoch zur Sicherheit getrennt werden.

Die Finanzierung sei jedoch noch nicht geregelt. In Gesprächen zwischen dem Förderverein, der Forstverwaltung und dem Kölner Zoo soll das nun geklärt werden. „Wir wollen alle gerne, dass wieder mehr Wisente hier sind, denn sie sind natürlich ein Anziehungspunkt für die Bevölkerung“, sagt Salbert. 

Die neuen Wisente könnten dann aus Bad Berleburg übernommen werden. Die Stadt hatte ein Auswilderungsprogramm gestartet, gegen das jedoch stark protestiert wurde, weil Wisente viel Natur um sich herum kaputt machen. So schälen sie beispielsweise Rinden von Bäumen ab. Im Wildpark Dünnwald wurden deshalb um Bäume herum Zäune gebaut, in der Natur könnte so ein Schutz nicht gewährleistet werden. Das Auswilderungsprogramm in Bad Berleburg wurde beendet und die Wisente sollen umgesiedelt werden.

Ein Wildschwein mit drei Frischlingen.

Auch die Wildschweine haben gerade Frischlinge bekommen.

Wisente im Wildpark Dünnwald sind Teil eines Zuchtprogramms

„Es ist die große Aufgabe aller Menschen, die irgendwie in der Natur unterwegs sind, eine Balance zwischen Natur, Tieren und Menschen zu schaffen“, sagt Salbert, „und dann muss man immer abwägen, was am besten für alle ist“. Für den Wildpark wäre das bestimmt die Anschaffung von mehr Wisenten. „Es ist uns ein großes Anliegen, den Menschen Zugang zu unterschiedlichen Tieren zu schaffen und ihnen diese näherzubringen“.

Neben den Wisenten werden im Wildpark Dünnwald noch weitere Wildtiere gehalten. Neben den Wisenten gibt es Damwild, Mufflons und Wildschweine sowie viele freie Tiere. Zuletzt konnten außerdem Bienenvölker im Wildpark einziehen. Kürzlich hat der Förderverein auch Wildblumenautomaten angebracht, aus denen man für 50 Cent Samen für bienenfreundliche Blumen ziehen kann.

Alle zwei Monate veranstaltet der Verein Helfertage. „Das ist ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Vereinslebens und dient dem Zweck des Wildparks ganz besonders – nämlich dem Instandhalten und Verschönern des Wildparks“, sagt Peter Salbert. Der nächste Helfertag ist am 21. Juni. Vielleicht wird dann schon etwas für einen möglichen Wisentzuwachs gemacht.