Wochenlang hatten die Bewohner in ihren vernässenden Wohnungen ausgeharrt. Nach einem Brand beginnen nun die ersten Mietparteien auszuziehen.
Brand erschwert AuszugFeuchtigkeit und Schimmel – Mieter verlassen undichte Häuser in Flittard

Nachdem die Arbeiten am Dach der Häuserzeile vor gut zwei Jahren abgebrochen wurden, blieb auch das Baugerüst schlicht stehen.
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Die Tage werden kürzer, das Wetter kühl und nass, doch für die Bewohner der Häuserzeile Nr. 5 bis 9 der Eduard-Heis-Straße zeichnet sich kein Licht am Ende des Tunnels ab: Seit gut drei Monaten dringt über das unvollständig ausgebaute Dach des Mehrfamilienhauses bei Regen ungehindert Feuchtigkeit ins Mauerwerk ein, schädigt die Haustechnik und sorgt in den Wohnungen für massiven Schimmelbefall.
Nachdem die Stromleitungen Schaden genommen hatten, war in den Häusern bereits der Strom abgestellt und die Bewohner von der Stadt Köln aufgrund von „Gefahr im Verzug“ zur Räumung aufgefordert worden. Eine Notunterkunft wurde bereitgestellt, doch diese befindet sich in Rodenkirchen – zu weit weg für viele der Betroffenen, vor allem für die Familien mit Kindern, die eine Schule in der Umgebung besuchen. Zuletzt hatten manche gehofft, dass die Insolvenzverwalter kurzfristig veranlassen könnten, die Dachgerüsthaube wieder auf das Dach setzen zu lassen, die im Juli nach der Insolvenz der Hauseigentümer abmontiert worden war.
Haus nach Brand versiegelt – Bewohner suchen neue Wohnungen
„Die sehen sich allerdings auch nicht in der Lage zu helfen, weil das Haus nicht mehr Teil der Insolvenzmasse sei, sagen sie“, so Christiane Klingenburg-Steinhausen, die als Patin eines Schülers aus dem Haus in engem Kontakt zu den Bewohnern steht und diese nach ihren Möglichkeiten unterstützt.

Das Haus Nummer 9 ist inzwischen aufgrund eines Brandes geräumt und versiegelt.
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Inzwischen kann das Haus Nr. 9 überhaupt nicht mehr betreten werden, denn dort war zu allem Überfluss in einer Wohnung ein Brand ausgebrochen – seitdem ist das Gebäude polizeilich versiegelt. Mehr und mehr der Betroffenen beginnen, auf eigene Faust nach neuen Wohnungen zu suchen.
Razet Khadzhieva und ihre Familie sind bereits dabei, auszuziehen. Zu sechs Personen lebten sie im obersten Stockwerk der Hausnummer 5 – der offenliegende Dachstuhl befindet sich direkt über ihren Köpfen. Betritt man die Wohnung, fällt der Blick auf eine Tapetenbahn, die sich von der Wand abrollt, in allen Zimmern blüht der Schimmel an Decken und Wänden. Die Wohnung ist von einem modrigen Geruch erfüllt, den man aus Kellern kennt.

In Razet Khadzhievas Wohnung sorgt die Feuchtigkeit dafür, dass sich die Tapete von der Wand löst und Schimmel ausbreitet.
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Nun kommen sie in einer Wohnung unter, die ihnen von einem „Gönner“ zur Verfügung gestellt wurde, wie es Klingenburg-Steinhausen ausdrückt. „Etwas Festes ist das noch nicht, aber es ist trocken und man hat Strom“, sagt sie. Wochenlang hatte es die Familie in der klammen Wohnung ausgehalten, bis sie Besuch vom sozialpsychologischen Dienst der Schule ihrer Kinder bekam. „Die hatten sie sehr eingeschüchtert: Sie müssten sofort raus, als Mutter sei sie verpflichtet, für die Sicherheit ihrer Kinder zu sorgen“, so Klingenburg-Steinhausen. „Das hat mir mehr als nur ein bisschen Angst gemacht“, sagt Khadzhieva.
Gerne geht sie nicht. „Es war eine sehr schöne und helle Wohnung“, sagt sie: gut geschnitten, für Familien ausgelegt und obendrein bezahlbar. Nachdem das Gebäude vor zwei Jahren bereits massive Feuchtigkeitsschäden erlitten hatte, hatte die Familie die Wohnung noch auf eigene Kosten renoviert und dabei eigens schimmelresistente Tapeten verwendet – doch gegen die neuerliche Durchfeuchtung der Bausubstanz hilft das auch nicht viel.
Einer weiteren Familie mit einem Neugeborenen ist es derweil gelungen, in einer Wohnung in fußläufiger Entfernung unterzukommen, gut fünf Minuten entfernt. Eine weitere aus der Nr. 9 hingegen möchte nach Krefeld ziehen, wo ihr Freunde eine neue Wohnung vermittelt haben – doch ihre Möbel und Habseligkeiten befinden sich noch in dem versiegelten Haus. Eine weitere Familie mit vier Kindern aus dem Erdgeschoss der Nr. 5 hat noch überhaupt nichts Neues in Aussicht, berichtet Klingenburg-Steinhausen.
Das Amt für Wohnungswesen versucht, die Bewohner bei der Suche zu unterstützen, lotet Verbindungen zu Anbietern wie der Vivawest GmbH oder der Köln AG aus und schickt den Bewohnern die eintrudelnden Angebote. „Meist geht es dabei aber um kleine Wohnungen für ein bis zwei Personen“, sagt Klingenburg-Steinhausen, „es fehlen Angebote für fünf- und sechsköpfige Familien“.