Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

JubiläumGesamtschule Holweide feiert 50-jähriges Bestehen

3 min
An der Fassade eines Flachbaus steht in großen Lettern Gesamtschule Holweide.

Gesamtschule Holweide feiert 50-jähriges Bestehen. Zehn Jahre später führte sie das Konzept des Gemeinsamen Lernens ein.

Die Gesamtschule Holweide wurde 1975 gegründet. Zehn Jahre später führte sie das Konzept des Gemeinsamen Lernens ein. 

Bereits 1975 prägte die Gesamtschule Holweide die Stadt Köln: Gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler und der Willy-Brandt-Gesamtschule in Höhenhaus wurden damals die ersten Gesamtschulen der Stadt gegründet. 1985 nahm die Gesamtschule Holweide dann maßgeblich eine Pionierrolle in Köln und auch bundesweit ein, als sie das Konzept des Gemeinsamen Lernens einführte.

„Damals waren noch ganz andere Zeiten, selbst Förderschulen waren noch ganz jung“, erzählt Britta Klostermann, Koordinatorin für das Gemeinsame Lernen, „schlussendlich haben Eltern der Rosenmaarschule den Impuls für das Gemeinsame Lernen an unserer Gesamtschule gegeben“. An der Grundschule in Köln-Höhenhaus wurde schon früh Inklusion gelebt. 1981 wurde mit einem Schulversuch offiziell das Gemeinsame Lernen eingeführt.

Gesamtschule Holweide feiert 40 Jahre Gemeinsames Lernen

„Die Eltern waren überzeugt von dem Konzept und wollten diesen Schulversuch gerne in der Sekundarstufe I weiterführen, also fragten sie bei Gesamstschulen an und haben uns gefunden“, sagt Klostermann. Seit 1985 lernen also Schülerinnen und Schüler mit und ohne Förderbedarf an der Gesamtschule zusammen. 

In jedem der neun Klassen pro Jahrgang sind Kinder mit Förderbedarf – insgesamt 30 pro Jahrgang. So vermischen sich auch die Rollen. Sonderpädagoginnen und -pädagogen und Lehrerinnen und Lehrer seien nicht statisch in diese Rollen einzuteilen, sondern übernehmen beides. Heute feiert die Schule also bei einem Festakt nicht nur ihr 50-jähriges Bestehen, sondern vor allem die 40 Jahre Gemeinsames Lernen. Das sei das Wichtige, was die Schule ausmache, ist Schulleiterin Christa Dohle überzeugt. „Wenn man einmal hier war, dann bleibt die Schule bei einem“.

Gesamtschule Holweide war eine von dreien, die 1975 gegründet wurden

Das Gemeinsame Lernen ist laut Klostermann und Dohle in jeglicher Form förderlich – für Kinder und Lehrkräfte. „In erster Linie lernen alle miteinander und voneinander“, sagt Klostermann, „und niemand wird ausgeschlossen“. Das spiegele sich in Ergebnissen wie Abschlüssen an der Schule wider, aber sei vor allem im sozialen Umgang spürbar. „Die Kinder gehen anders aufeinander zu“, sagt Dohle. „Sie lernen hier nicht nur die Fächer, sondern auch wie sie miteinander umgehen und welche Herausforderungen und Vorteile Behinderungen bedeuten können“, sagt Klostermann. 

Eine Frau mit grünem Hut und eine jüngere Frau mit langem braunem Haar sitzen nebeneinander auf einer Bank.

Schulleiterin Christa Dohle (l.) und Britta Klostermann, Koordinatorin für das Gemeinsame Lernen, stehen hinter dem Erfolgskonzept ihrer Schule.

Sie erinnere sich an diverse Momente, in denen sichtbar geworden sei, wie sensibel und offen die Kinder sind. „Wir hatten zum Beispiel in einer Klasse einen mehrfach schwerstbehinderten Jungen, der auf den Rollstuhl angewiesen ist“, erinnert Klostermann sich, „wir wollten gemeinsam in den Lentpark und die Kinder waren ganz entsetzt, dass es keine Möglichkeit gibt, ihren Mitschüler im Rollstuhl auf die Eisfläche zu kriegen, also haben sie das Gespräch mit dem Geschäftsführer gesucht“. 

An der Gesamtschule Holweide lernen Kinder mit und ohne Förderbedarf

Durch das Gemeinsame Lernen entstehe automatisch viel mehr Austausch. „Das miteinander und voneinander Lernen bezieht sich nicht nur auf die Kinder sondern auch auf uns Lehrkräfte“, sagt Christa Dohle, „letztens ist ein Kind recht aggressiv geworden und dann sind die anderen Kinder auf mich zugekommen und meinten ‚Nimm das nicht persönlich Kiki, das hat nichts mit dir zu tun‘“.

Auch das die Kinder die Schulleiterin und das gesamte Kollegium duzen gehört zum Konzept der Gesamtschule Holweide. „Wir sind überzeugt, dass es zum Lernen wichtig ist, dass man sich kennt und dass man eine Bindung hat“, sagt Christa Dohle. Die Schule arbeitet deshalb mit dem „Team-Kleingruppen-Modell“.

Das heißt, dass jeweils drei Klassen zusammen mit einer Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern ein Team, bilden. Die Lehrerinnen und Lehrer des Teams unterrichten ihre Klassen in fast allen Fächern und begleiten sie bis zum Ende der Sekundarstufe I. „Wir bilden so ein Zuhause für die Kinder“, sagt Klostermann, „und da gehört jeder dazu“.