Der Verkauf des Otto-Langen-Quartiers scheiterte. Aufgegeben werden soll das Gelände in Köln-Mülheim aber nicht.
Otto-Langen-QuartierSo könnten in Köln-Mülheim Wohnungen mit Fokus auf Gemeinwohl entstehen

Die Gebäude an der Deutz-Mülheimer-Straße von Hausnummer 147, 149, 151 und 153 gehören der Stadt. Hier ensteht unter anderem das Otto-Langen-Quartier.
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Der Initiativkreis Otto-Langen-Quartier sieht eine neue Chance, das Gelände am Mülheimer Hafen so zu einer Wohnsiedlung zu entwickeln, dass es dem Gemeinwohl entspricht. Am Mittwoch stellten der frühere Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank und Bodo Marciniak, die dem Kreis angehören, ein Nutzungskonzept vor, mit dem sie an Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) und die demokratischen Ratsfraktionen herantreten wollen.
Zwei Gründe nannte Frank für den Vorstoß. Zum einen ist das Bieterverfahren zum Verkauf des Landesgrundstücks, das den größten Teil des Areals ausmacht, gescheitert, weil sich dem NRW-Bauministerium zufolge nur ein Bieter fand. Zum anderen hat sich die kommunalpolitische Lage geändert: Es gibt einen neuen Verwaltungschef, und der Stadtrat setzt sich anders zusammen.
Die Überlegung für eine gemeinwohlorientierte Entwicklung ist nicht neu: In einer „Zukunfts Werk Stadt“ hatte das Künstlerkollektiv Raum 13 in ihrem im Otto-Langen-Quartier angesiedelten Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste von 2018 bis 2020 in einem „Reallabor“ ein auf Gemeinwohl fokussiertes Nutzungskonzept für das gesamte Quartier erarbeitet.
Alles zum Thema Ina Scharrenbach
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Schwierige Eigentumsverhältnisse
Seit langem wird um die Industriebrache zwischen Auenweg und Deutz-Mülheimer-Straße gerungen. Eine große Schwierigkeit liegt in den Eigentumsverhältnissen. Der Landestochter NRW-Urban gehören rund 45.600 Quadratmeter, die sie veräußern will, der Stadt gut 6000 und dem Entwickler Gateway Real Estate fast 7000 Quadratmeter.
Im Februar 2021 hatte der Stadtrat beschlossen, das gesamte Otto-Langen-Quartier, auf dem etliche alte Industriegebäude stehen, zu einem „gemeinwohlorientierten, gemischten urbanen Quartier mit einem Nutzungsmix aus Kultur, Gewerbe und Wohnen“ zu machen.
Der Initiativkreis bemängelt, der Rat habe es versäumt, die Verwaltung zu beauftragen, dafür geeignete Vorgaben zu entwickeln. Die bisherigen Vorgaben seien untauglich, weil sie „auf das Bieterverfahren und eine renditeorientierte Entwicklung zugeschnitten“ seien. Daher fordern die Initiatoren Rat und Oberbürgermeister zum Umsteuern auf.
Initiativkreis will Kauf durch Stadt Köln
Der Erwerb des Landesgrundstücks durch die Stadt sei notwendig, denn nur unter Einbeziehung aller Teile des Geländes sei eine „sinnvolle Quartiersentwicklung“ möglich. Mit dem Land sollten wieder Gespräche aufgenommen werden.
Die alten Vorgaben müssten durch ein Nutzungs- und Planungskonzept von der Art ersetzt werden, wie es die Initiatoren mit Blick auf das Gemeinwohl vorschlagen; danach ist es im gesamten Areal möglich, circa 600 Wohnungen „mit langfristiger Sozialbindung“ zu schaffen.
Das Grundstück, das Gateway Real Estate gehört, solle wieder in die baurechtliche Quartiersentwicklung integriert werden. Schließlich fordert der Initiativkreis, die weitere Entwicklung solle „in kommunaler Regie“ erfolgen, entweder durch eine städtische Projektentwicklungsgesellschaft oder dadurch, dass NRW-Urban als Dienstleister beauftragt wird.
Otto-Langen-Quartier: Nicht nur Wohnungen geplant
Das Konzept sieht nicht nur Wohnungen vor, sondern auch Kultur-, Bildungs- und soziale Einrichtungen sowie Gewerbe. Allerdings hatte NRW-Bauministerin Scharrenbach voriges Jahr in einer Antwort an Kölns Baudezernent Greitemann mitgeteilt, die Stadt könne das Landesgrundstück im Direktverkauf nur bekommen, wenn es zu 100 Prozent für kommunale Zwecke oder geförderten Wohnraum genutzt werde – also ohne gewerbliche Nutzung. Dazu sagte Frank, Zusatzbestimmungen im Haushaltsgesetz ließen einen Spielraum für „Interpretationen“.
Marciniak ergänzte, zu einem „urbanen Quartier“ gehörten nun einmal Geschäfte und kleine Betriebe. Hinzu kommt, dass an der Seite zum Mülheimer Hafen ohnehin kein Wohnraum entstehen darf, weil ein Sicherheitsabstand zu den Liegestellen für Gefahrgutschiffe eingehalten werden muss.
Kann die Stadt es sich in Zeiten der Haushaltssperre überhaupt leisten, das Landesgrundstück zu kaufen? Die Sperre betreffe vor allem die konsumtiven Ausgaben, sagte Frank. Zudem stehe bei einer Investition in eine Immobilie deren Wert auf der Habenseite. In jedem Fall müsse sich Burmester daran messen lassen, dass er dem Thema Wohnraum höchste Priorität einräume.

