Steinmeier in der Villa HahnenburgIslamverband feiert in Köln 50-jähriges Bestehen

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Mona Neubauer, Frank-Walter Steinmeier, Henriette Reker und Ali Yilmaz im Park der Villa Hahnenburg

Mona Neubauer, Frank-Walter Steinmeier, Henriette Reker und Ali Yilmaz (vorne von links) im Park der Villa Hahnenburg

Vor 50 Jahren wurde der Verband islamischer Kulturzentren in Köln gegründet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kam zum Festakt.

Der frisch verlegte Rollrasen hatte Golfplatz-Qualität, die Fleißigen Lieschen leuchteten um die Wette. Schick gemacht hatte man den Park der Villa Hahnenburg für den Besuch des Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier war gekommen, um zum 50-jährigen Bestehen des Verbandes islamischer Kulturzentren (VIKZ) zu sprechen. Der VIKZ mit der Verbandszentrale Villa Hahnenburg in Mülheim ist mit über 300 Moscheegemeinden und Bildungseinrichtungen einer der drei großen muslimischen Dachverbände in Deutschland. Er wurde 1973 in Köln gegründet. Während in der Anfangszeit die Errichtung von Moscheegemeinden im Mittelpunkt stand, wurden mit der zunehmenden Zahl von Familienzusammenführungen die Themen berufliche und schulische Bildung immer wichtiger. Der VIKZ bildet auch das religiöse Personal aus.

Imam-Ausbildung in Deutschland

„Unsere Imame sind hier sozialisiert, beherrschen die deutsche Sprache und besitzen zudem zusätzliche Qualifikationen im pädagogischen Bereich. Wir eröffnen muslimischen Jugendlichen neue Horizonte nicht nur durch die Imam-Ausbildung, sondern auch durch Förderung der Schulbildung in Form von Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe, die seitens unserer Schüler- und Studentenwohnheime angeboten werden“, sagte Ali Yilmaz, Präsident des VIKZ, bei der Begrüßung der Gäste.

Der Bundespräsident erinnerte an die Gründung des VIKZ: „Auf dem Papier war diese Verbandsgründung ein Organisationsakt, aber für viele Muslimas und Muslime in unserem Land bedeutete sie viel mehr: Der Islam bekam nun eine weitere Heimat in Deutschland.“ Die bestehe weiter: „Auch heute ist der VIKZ ein Ort, an dem man sich umeinander kümmert, füreinander da ist: sei es, um die religiösen Feste des Lebens zu feiern, Trauung wie Beerdigung; sei es, um sich bei Alltagsproblemen zu unterstützen; sei es beim gemeinsamen Gebet. Die religiöse Gemeinschaft gibt Halt.“

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Es gebe eben für die fünf Millionen Muslime in Deutschland nicht den einen Islam. „Deutschland ist ein weltanschaulich neutraler Staat. Aber Religionsfreiheit heißt eben gerade nicht, dass unser Land frei von Religion ist – nein, es heißt, den Religionen Raum zu geben und die Freiheit der Gläubigen, aller Gläubigen zu schützen.“ Aus der ökumenischen Annäherung der christlichen Kirchen stamme der Begriff der „versöhnten Verschiedenheit“ – der sich auch größer denken ließe: „Dass wir in unserer Gesellschaft der religiösen Vielfalt die Eigenständigkeit und Einzigartigkeit der verschiedenen Religionen würdigen. Dass wir versöhnt, mit Respekt, mit Hochachtung, im Dialog einander gegenübertreten.“ Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker warf einen Blick in die Geschichte: „Ohne die Arbeiter aus anderen Ländern hätten wir damals das Wirtschaftswunder niemals geschafft.“ Und seitdem gelte: „Die Menschen, die zu uns kamen, gehören untrennbar zu Deutschland. Sie sind für uns eine Bereicherung und eine Chance.“

OB Reker: Klare Absage an Rassismus

Eine klare Absage erteilte Reker Rassismus und Ausgrenzung in Köln. „15 Prozent der Menschen in Köln sind Muslime.“ Entsetzt sei sie gewesen angesichts des Hasses, der ihr entgegengeschlagen war, als sie sich dafür stark gemacht habe, dass in Köln Muezzine öffentlich zum Freitagsgebet rufen dürfen. „Wir stehen auch bei uns vor einem gesellschaftlichen Kipp-Punkt. Wir dürfen nicht immer nur auf die Wahlergebnisse in Ostdeutschland schauen. Auch in Köln müssen die Demokraten fest gegen die Extremisten zusammenstehen.“

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