Nähe, die aus Not entstehtDurch freiwilliges Engagement lernen sich Nachbarn kennen

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Gerda Hertzog (Mitte) wird unterstützt von Berit Blümel und André Burghardt.

Gerda Hertzog (Mitte) wird unterstützt von Berit Blümel und André Burghardt.

Rodenkirchen – So seltsam es klingt, aber gerade wegen der Kontaktbeschränkungen in Zeiten von Corona lernt Berit Blümel viele neue Menschen kennen – Nachbarn, an deren Haus sie sonst nur vorbei geradelt ist, oder auch ganz fremde Seniorinnen und Senioren. Anfang März hat sie sich ehrenamtlich bei den „Helfenden Händen“ der Diakonie Michaelshoven gemeldet, um für ältere und andere gefährdete Mitmenschen einzukaufen oder um Medikamente zu besorgen. Für sie ist das mehr als eine Bürgerpflicht – sie empfindet es als Bereicherung.

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„Manche sind außer sich vor Freude, dass jemand kommt“, erzählt Berit Blümel. Sie erlebt viel Vertrauen und Dankbarkeit, mitunter aber auch eine gewisse Zurückhaltung. Für einige ist es ungewohnt, sich helfen zu lassen. „Jede Begegnung ist eine neue Geschichte“, sagt die 53-jährige Controllerin und Betriebswirtin, die auch Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rodenkirchen, Weiß, Hahnwald ist.

Helfende Hände

Über eine zentrale Schaltstelle der „Helfenden Hände“ erhält sie ihre Aufträge und vereinbart dann telefonisch einen Termin mit den Klienten im Kölner Süden. Da ist zum Beispiel das ältere Ehepaar mit Vorerkrankungen, das sich zur freiwilligen Isolation entschlossen hat. Für zehn Tage soll sie einkaufen. Sie bekommt eine Liste mit den benötigten Lebensmitteln, das Portemonnaie mit dem Geld sowie mehrere Taschen ausgehändigt. Oder da ist die allein lebende Frau, die viel jünger aussieht als sie ist und sich fast schämt, dass sie um Hilfe bittet.

Ulla Hintze kauft für Nachbarn ein.

Ulla Hintze kauft für Nachbarn ein.

„Es entsteht ein absolutes Vertrauensverhältnis, und das bedeutet für mich auch viel Verantwortung“, meint Blümel. Manchmal wird sie von ihrer Tochter unterstützt oder von einigen Jusos und anderen hilfsbereiten SPD-Mitgliedern. Angst vor dem Virus hat die verheiratete Mutter von zwei Kindern nicht. „Risiken gehören zum Leben“, betont sie. Mundschutz und Abstand sind selbstverständlich.

Einkäufe und Medikamentenabholung

Normalerweise unterstützen die „Helfenden Hände“ bedürftige Menschen im Alltag, führen etwa kleinerer Reparaturen im Haushalt durch. Aufgrund der aktuellen Entwicklung wurden die Hilfen auf Einkäufe und Medikamentenabholung beschränkt. Darüberhinaus gibt es zahlreiche andere Corona- und Nachbarschaftshilfen, etwa „Kölsch Hätz“ der Caritas oder die Freiwilligen-Hilfen der Stadt Köln. Und auch Freunde und Nachbarn unterstützen sich gegenseitig und ganz privat.

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Ulla Hintze etwa kauft seit Corona für ein älteres Ehepaar und eine allein stehenden Seniorin in der Nachbarschaft ein. „Wir leben schon jahrelang in der gleichen Straße, aber bisher wechselten wir höchstens ein paar belanglose Worte“, sagt die 60-jährige Erzieherin. „Jetzt kommen wir regelmäßig ins Gespräch; manchmal reden wir zwei Minuten, manchmal eine Viertelstunde“, erzählt sie und merkt, dass die Kontakte und das Engagement richtig gut tun.

c.stemmerich@diakonie-michaelshoven.de

www.koeln-freiwillig.de

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