Positive Nebenwirkung von CoronaKriminalität in NRW so niedrig wie 1985

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NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)

Düsseldorf – Das ist der positive Begleiteffekt der Pandemie: Die Kriminalität in NRW ist so niedrig wie zuletzt im Jahr 1985. Im Jahr 2021 registrierte die Polizei 1.201.472 Delikte, das sind 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Minus an Straftaten sei ein Plus an Sicherheit, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul vor Journalisten in Düsseldorf: „Fertig sind wir aber noch lange nicht.“

Aufklärungsquote kleibt im Keller

Denn: Die Aufklärungsquote liegt lediglich bei 53,6 Prozent. „Ich mache kein Geheimnis daraus, dass es uns nicht zufriedenstellen kann, wenn nur etwas mehr als jedes zweite Delikt aufgeklärt wird“, sagte de CDU-Politiker. Sein Ziel sei eine Aufklärungsquote von 60 Prozent.

So haben sich die Fallzahlen im Einzelnen entwickelt:

Einbruch Beim Wohnungseinbruchdiebstahl sind die Fallzahlen um 25 Prozent gesunken. Viele Menschen arbeiten im Homeoffice, das macht es den Einbrechern schwer. Mit 18.576 Fällen wurde in NRW der niedrigste Wert seit mehr als 40 Jahren registriert. 2015 hatte es noch mehr als 60.000 Fälle gegeben. Reul sagte, auch die Schließung der Balkanroute habe dazu beigetragen, Tätergruppen die Einreise zu erschweren.

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Gewaltkriminalität 2021 wurden in NRW 308 Mord- und Totschlagsfälle verfolgt, das ist im Vergleich zu 2020 ein Minus von 17,2 Prozent. Auch bei der Straßenkriminalität gab es einen Rückgang. Die Polizei ermittelte in 273.267 Fällen, das ist ein Minus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 8242 Mal wurden Opfer in NRW ausgeraubt, weniger Taten wurden zuletzt 1988 gezählt.

Bei den Straftaten, die mit einem Messer begangen wurden, gab es einen Rückgang von 5,8 Prozent auf 4397 Fälle. Bei den Attacken kamen 30 Menschen ums Leben, sieben weniger als 2020. Neun von zehn Tatverdächtigen waren unter 30 Jahre alt. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger liegt laut Statistik bei 42,6 Prozent.

Senioren als Opfer von Straftaten Die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen gingen mit 2119 Fällen um 19,2 Prozent zurück. Oft gaben sich die Täter als falsche Polizisten aus. Die Täter suchen im Telefonbuch nach Vornamen, die auf ältere Menschen hindeuten und behaupten zum Beispiel, es gebe Hinweise auf einen geplanten Einbruch. Um Wertgegenstände zu sichern, sollen diese der angeblichen Polizei ausgehändigt werden. Trotz des Rückgangs bei den Fallzahlen ist der Gesamtschaden mit 25 Millionen Euro unvermindert sehr hoch.

Drogenkriminalität Weil es der Polizei gelang, die Kommunikation von organisierten Banden zu entschlüsseln, konnten die Fahnder große Erfolge verbuchen. Bislang wurden 1035 Ermittlungsverfahren wegen Betäubungsmittelkriminalität eingeleitet, 193 Haftbefehle konnten vollstreckt werden. Die Ermittler beschlagnahmten unter anderem 47,8 Kilogramm Kokain, rund 1,6 Tonnen Marihuana und 17.000 Marihuana-Pflanzen.

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Kinderpornografie Im Bereich Kinderpornographie gab es einen starken Anstieg von 137,2 Prozent. Auch bei den Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch nahmen die Fallzahlen weiter zu, diesmal um 23,2 Prozent. Diese Zuwächse seien „ungeheuer erschreckend“, sagte Reul. Jedoch wäre es wohl nicht so, dass es mehr Pädophilie geben würde als früher. Die Polizei ermittle aber deutlich intensiver. „Jeder Fall, den wir aufdecken, führt uns zu weiteren Tätern. 90 Prozent der Fälle werden aufgeklärt“, sagte Reul.

CDU sieht Regierungskurs bestätigt

Die CDU-Fraktion wertet die rückläufige Kriminalität als Erfolg für die Null-Toleranz-Strategie der schwarz-gelben Landesregierung. „Wir werden auch weiterhin für mehr Polizisten sorgen, Ausstattung und Einsatzmittel weiterhin modernisieren und polizeiliche Liegenschaften konsequent weiter sanieren“, sagte Innenexperte Christos Katzidis.

Hartmut Ganzke, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, sieht die Polizei-Bilanz kritisch. „Dass die in der Kriminalstatistik erfassten Zahlen zurückgegangen sind, ist bei einigen Deliktsarten mit Vorsicht zu betrachten. Die Corona-Pandemie hat zu einer Sondersituation geführt."

Zudem werde ein großes Dunkelfeld, nicht von der Statistik erfasst. „Der Innenminister und die schwarz-gelbe Koalition ruhen sich auf einer Faktenlage aus, die unvollständig ist", so Ganzke. 

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