Faire Kleidung in NippesSchick sein mit gutem Gewissen

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Die gelernte Maßschneiderin Nina Höbelheinrich verkauft in ihrem Laden Kleidungsstücke aus der eigenen Kollektion neben Produkten anderer Labels.

  • Nina Höbelheinrich verkauft fair gehandelte und biologisch hergestellte Kleidung

Köln-Nippes – Eigentlich hatte Nina Höbelheinrich nie geplant, ein eigenes Geschäft mit fair gehandelter und biologisch hergestellter Kleidung zu eröffnen. Doch nach einem Studium zur Diplomsozialpädagogin, einer Reise durch Indien, einem Anerkennungsjahr in Mexiko und mehreren Jahren in Barcelona zog es die 46-Jährige zurück nach Köln.

Einen gewissen Bezug zu Kleidung hatte Höbelheinrich schon lange. Denn ihre Mutter führte im Sauerland früher einen Stoffladen, und sie absolvierte eine Ausbildung zur Maßschneiderin. Früher habe sie sich allerdings selbst kaum Gedanken über Nachhaltigkeit gemacht, so Höbelheinrich.

„Als ich in Barcelona gelebt habe und nach Hause nach Deutschland wollte, habe ich natürlich den billigsten Flug genommen, den ich finden konnte“, gibt sie zu. Das habe sich allerdings schlagartig geändert, als sie ihren inzwischen sieben Jahre alten Sohn zur Welt brachte. „Wenn man das eigene Kind im Arm hält, denkt man auf einmal, dass doch nur saubere, gesunde Kleidung an diese zarte Haut kommen sollte“, erzählt sie. Als dann im Wohnhaus ein Ladenlokal frei wurde und ein anderes nachhaltiges Bekleidungsgeschäft in Nippes zumachte, war ihr klar: Sie wollte ihren eigenen Shop eröffnen. Aufgehört zu nähen hatte sie schließlich nie, und als Sozialpädagogin wollte sie nicht mehr arbeiten. "Das hat mich zu sehr mitgenommen. Was ich in Indien gesehen habe, war heftig", sagt sie. In Bangalore hatte sie ein Straßenkinder-Projekt begleitet.

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Nach einigen Monaten Renovierung eröffnete sie schließlich den eigenen Laden namens „Wertstoff" in der Florastraße 7. Ein altes Motorrad schmückt das Schaufenster, auf dem Boden ist echtes Eichenparkett verlegt worden, die Kleiderstangen und den Verkaufs-Tresen hat ein Freund selbst hergestellt. In den Regalen stehen weiße Sneakers, Lederschuhe, die ohne Chrom hergestellt wurden. An den Kleiderbügeln hängen bunte Oberteile, teilweise aus ihrer eigenen Kollektion. Sogar T-Shirts aus Holzfasern findet man in dem kleinen Geschäft. „Das hier ist keine verstaubte Ökokleidung“, ist sie sich sicher. Zwar kostet eine Jeans 80 Euro, dafür halte die aber wesentlich länger.

Familienunternehmen liefern Kleidung

Die Inspiration für ihre eigene Kollektion nimmt Höbelheinrich vor allem von Schnitten, die sich bei ihr bewährt haben. Selbst wenn die einer Kundin mal nicht so gut passen sollten, sei das kein Problem. Denn als gelernte Schneiderin kann sie die Klamotten schnell kürzen oder umnähen. Höbelheinrich ist realistisch und weiß, dass nicht jede Marke, die angibt nachhaltig zu sein, es tatsächlich auch ist. Aber den zwölf angebotenen Labels in ihrem Geschäft vertraut sie. Die meisten Anbieter habe sie auf der Fashionweek in Berlin kennengelernt. „Das sind meist Familienunternehmen, bei denen man die Herstellung der Kleidung sehr gut nachvollziehen kann. Ich bin im ständigen Kontakt mit ihnen“, erzählt sie.

Selbst stellt sie außerdem nur Kleidung aus Gots-zertifizierten Stoffen her. Der Global Organic Textile Standard (Gots) ist als Standard für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern anerkannt. Wer das Siegel für seine Produkte verwenden will, muss sich an viele umwelttechnische Anforderungen und Sozialkriterien halten.

Öffnungszeiten

Das Geschäft Wertstoff liegt an der Florastraße 7. Den Namen hat sich Nina Höbelheinrich ausgedacht, weil sie Kleidung wieder einen Wert geben will. Der Laden hat von Dienstag bis Freitag zwischen 11 und 13 sowie von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Samstags öffnet Höbelheinrich ihr Geschäft von 11 bis 16 Uhr. Montag ist Ruhetag. 

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