Wir stellen in unserer Serie „Ziemlich beste Leute“ Menschen vor, die Köln zusammenhalten. Diesmal: Dirk Brunneke, Hauptfeuerwehrmann in Longerich.
„Ziemlich beste Leute“Dirk Brunneke ist seit 28 Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr

Dirk Brunneke engagiert sich seit 28 Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr in Longerich.
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Das ist er: Dirk Brunneke engagiert sich seit 28 Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr in Longerich. Hauptberuflich arbeitet der Familienvater als leitender Angestellter beim Kölner Entsorgungsunternehmen Zentek. „Bei mir in der Familie ist niemand böse, wenn der Piepser geht. Meine Frau wusste, dass sie einen Feuerwehrmann heiratet.“ Selbst an Heiligabend musste der 49-Jährige schon ausrücken, zur Feuerwehrwache braucht er nur drei Minuten und ist meist bei Einsätzen am Nachmittag oder in der Nacht dabei. Er reist gerne, fährt Fahrrad und boxt.
Das sagen andere über ihn: Organisationstalent. Einen Spitznamen hat er auch – wie alle in der Feuerwehr: „Mich nennen sie ‚Lang‘, ich bin über zwei Meter groß.“
Was er macht: Dirk Brunneke ist Kassier und Hauptfeuerwehrmann im Arbeitsdienst. Das bedeutet, dass er ganz vorne mitarbeitet bei den Einsätzen. Bei einem Brandeinsatz sorgt er zum Beispiel dafür, dass das benötigte Material bereitliegt und genügend Wasser vom Hydranten zum Fahrzeug gelangt. Bei umgefallenen Bäumen oder herabgefallenen Ästen kommt er als Kettensägenführer zum Einsatz. „Ich bin ganz froh, dass ich bei der Feuerwehr keine Chefposition habe und hier andere Fähigkeiten gefragt sind als bei meiner Arbeit. In der Feuerwehr kann ich abschalten und mich auf das Handwerkliche konzentrieren“, sagt er.
Für die Freiwillige Feuerwehr engagierte er sich, statt des damaligen verpflichtenden Wehrdienstes, für acht Jahre und zog dafür von Pesch nach Longerich. Es gefiel ihm so gut, dass er blieb. „Ich habe auch mal mit dem Gedanken gespielt, zur Berufsfeuerwehr zu gehen“, sagt er. Doch es blieb beim Ehrenamt.
Wöchentlich investiert er im Schnitt drei bis fünf Stunden in die Feuerwehr. Zweimal im Monat übt die Longericher Feuerwehr am Feuerwehrhaus und ein Mal machen die Einsatzkräfte eine Grundreinigung, putzen das Gerätehaus und reinigen die Ausrüstung. Die letzte Übung fand Brunneke besonders spannend: Sie übten, den Rettungswagen selbst einzuweisen und unterstützten die Rettungssanitäter aktiv – zum Beispiel beim Umlagern eines Patienten.
Allein von Januar bis Juli dieses Jahres sei die Longericher Feuerwehr schon zu rund 85 Einsätzen ausgerückt, Brunneke war ungefähr bei der Hälfte mit dabei. Brennt es beispielsweise in Longerich, wird die Freiwillige Feuerwehr zusätzlich zur Berufsfeuerwehr gerufen. Auch zu Verkehrsunfällen, bei Hochwasser und Sturmschäden rückt Brunnekes Truppe aus.
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Einsatz vor 20 Jahren, als ein Fahrradfahrer bei einem Unfall mit einem Auto ums Leben kam. „Ich war ganz vorne mit dabei. Das hat mich lange beschäftigt.“ Die Feuerwehrleute werden bei Bedarf auch professionell betreut. „Im Team können wir uns sehr gut unterstützen und uns aussprechen. Ein offener Dialog hilft“, sagt Brunneke.
Er schätzt seine Kameraden und die Teamarbeit, auch außerhalb der Einsätze. „Bei einem Umzug fragt man mal kurz in die Gruppe und es helfen gleich 20 Mann.“ Die Feuerwehr bildet einen Querschnitt der Gesellschaft ab – Handwerker und Geschäftsführer, Ältere und Jüngere, Frauen und Männer. Im vergangenen Jahr haben sie gemeinsam eine neue Wache gebaut, gerade bauen sie eine Jugendfeuerwehr auf.
Innerhalb der Gesellschaft bringen andere ihnen viel Wertschätzung entgegen – bis auf wenige Einzelfälle. „Manche denken, in der Freiwilligen Feuerwehr würde man nur Bier trinken und Feste feiern. Die Leute, die uns wirklich brauchen, wissen, was wir leisten.“ Sie haben auch ein Ritual: Nach jeder Übungseinheit und den meisten Einsätzen grillt die Truppe gemeinsam.
Das würde er als Erstes tun, wenn er Oberbürgermeister wäre: Die Stadt vom Müll befreien. Ein Wir-Gefühl aufrechterhalten und stärken. Als konkrete Maßnahme würde er dafür das Ehrenamt noch mehr in den Mittelpunkt rücken, denn dort ist das Wir-Gefühl selbstverständlich.
Sein persönliches Grundgesetz: Hauptsache, es sieht gut aus, denn der Mensch glaubt, was er sieht. Das klingt vielleicht so, als ginge es nur um Schein, aber gemeint ist: In Gefahrensituationen brauchen Menschen sichtbare Struktur und Professionalität. Nur wenn es nach außen geordnet wirkt, entsteht Vertrauen und Sicherheit. Chaos und Hektik hilft niemanden weiter – weder im Einsatz noch im Alltag.