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„Ziemlich beste Leute“Josef Terfrüchte verbessert die Kölner Friedhofskultur

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Josef Terfrüchte auf dem Melatenfriedhof in Lindenthal.

Josef Terfrüchte auf dem Melatenfriedhof in Lindenthal.

Wir stellen in unserer Serie „Ziemlich beste Leute“ Menschen vor, die Köln zusammenhalten. Diesmal: Josef Terfrüchte, Erfinder des „Friedhofmobils“.

Das ist er: Josef Terfrüchte, 74 Jahre alt, geboren in Borken, hat nach einer Ausbildung zum Gärtner Agrarwissenschaften in Münster studiert und zog für den Job als Geschäftsführer des Kölner Blumengroßmarktes nach Köln. Einige Jahre später wurde er Geschäftsführer der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner (bis 2014) - und machte sich daran, die Kölner Friedhofskultur zu verbessern.

Was er macht: Terfrüchte ist Erfinder des „Friedhofmobils“, wofür er nun mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet wurde. Es bringt Menschen, die aus körperlichen oder finanziellen Gründen, ihre verstorbenen Angehörigen nicht auf dem Friedhof besuchen können, kostenlos dorthin. Das Friedhofsmobil holt sie zu Hause ab, fährt mithilfe einer Sondergenehmigung bis zum Grab und wieder zurück. Zwei festangestellte Fahrkräfte unterstützen ihre Fahrgäste auch beim Blumenkauf oder stellen für sie eine Kerze auf.

Ein Anruf im Jahr 1999 brachte die Friedhofsmobile ins Rollen: Eine ältere Bekannte schilderte Terfrüchte verzweifelt, dass sie das Grab ihres verstorbenen Mannes nicht besuchen konnte, weil sie nicht wusste, wie sie den langen Weg zum Friedhof bewältigen sollte. „Mir wurde klar, dass in unserer Millionenstadt sehr viele ältere Menschen in der gleichen Situation sein müssen“, erzählt Terfrüchte. Die langen Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln würden sich viele Hochbetagte nicht mehr zutrauen. Selbst, wenn sie ein Taxi bezahlen könnten, würde das sie nur bis zum Friedhofstor bringen und dann stünde zumeist noch ein langer Fußmarsch bis zum Grab an.

So machte er sich selbst an die Lösung des Problems, gründete 2000 den Verein Senioren Servicedienste Köln und brachte das erste Friedhofsmobil an den Start. Die Nachfrage war riesig. So schaffte der Verein 2019 das zweite Mobil an, ein Elektrofahrzeug, das auch Rollstuhlfahrer problemlos befördert. Möglich waren die Anschaffungen nur durch großzügige Spenden der Kölner Wirtschaft, von Stiftungen und mit finanzieller Unterstützung der Stadt. Die Mobile sind täglich im Einsatz und befördern über 1600 Menschen pro Jahr zu allen 59 Friedhöfen in Köln, in Bergisch Gladbach und Pulheim.

Sie sind mehr als ein reines Transportmittel: „Eine ältere Dame sagte mir einmal“, erinnert sich Terfrüchte, „ihr sei es wichtig gewesen, das Grab ihres Mannes zu besuchen, aber schön fand sie vor allem die Fahrt über die Zoobrücke und den Blick auf den Dom.“ Der Besuch des Friedhofs als sozialer Ort und Kulturort der Trauer und Erinnerung gehöre zum Lebensinhalt eines Menschen, findet Terhöfe, und zum Recht auf Teilhabe.

Als Oberbürgermeister würde ich als erstes: „Den Dialog mit Bürgern und Ehrenamtlichen stärken, Beteiligung erleichtern, indem bürokratische Hürden abgebaut werden, Ehrenamt fördern und sichtbar machen für mehr Mut und Kreativität. Zudem würde ich soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt stärken, beispielsweise durch gezielte Projekte für benachteiligte Stadtteile sowie Mitmenschen und nachhaltige Stadtentwicklung mitgestalten.“

Sein persönliches Grundgesetz: „Initiieren, organisieren, durchsetzen“ Als Westfale habe er eine angeborene Hartnäckigkeit, sagt Terfrüchte. Die hinterließ Spuren in der Stadt: Terhöfe initiierte den Kölner Arbeitskreis Friedhof, das Kölner Friedhofsgebührenmodell, die freie Friedhofswahl und den Tag des Friedhofs. Manchmal setzte er auch Wünsche anderer um: den des verstorbenen Oberbürgermeisters Nobert Burger, dass alle Kölner und Kölnerinnen angemessen bestattet werden, und den des Direktors des Instituts für Rechtsmedizin, Markus Rothschild: So werden auch Leichenteile der Pathologie bestattet.