Vor 50 Jahren, im Mai 1975, wurde die erste Bezirksvertretung von Nippes gewählt. Dies wurde jetzt im Rahmen einer Feierstunde gewürdigt.
50 Jahre BezirksparlamentIn Nippes wird das Jubiläum mit einer Ausstellung gewürdigt

Gruppenbild mit Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert (4.v.r.) und einigen aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der Nippeser Bezirksvertretung.
Copyright: Bernd Schöneck
Aller Anfang ist schwer – das galt auch und gerade für die Bezirksvertretung (BV) Nippes, die 1975 als Parlament des Stadtbezirks an den Start ging. „Wir waren eine Art Wanderzirkus, alles war noch sehr improvisiert“, erinnerte sich Franz Irsfeld, Mandatsträger der allerersten Stunde. Von 1975 bis 1979 saß der heute 86-Jährige für die SPD in der Nippeser BV, danach langjährig im Rat. Zudem ist er seit Jahrzehnten in der Arbeiterwohlfahrt (Awo) engagiert, 1983 gab der Historiker das Buch „Nippes gestern und heute“ zur Geschichte der sieben Nippeser Bezirks-Stadtteile heraus. „Unsere Sitzungen fanden in der Turnhalle der Schule Turmstraße statt, der damalige Bezirksvorsteher residierte im Nippes-Tower gegenüber vom Golde Kappes.“
Im Zuge der Gebiets- und Kommunalreform in NRW 1975 mussten die kreisfreien Städte fortan Stadtbezirke bilden. Bei der Kommunalwahl am 4. Mai wurden die ersten Bezirksvertretungen gewählt. In Nippes fand deren erste Sitzung am 6. Juni statt. „Die Stadt war nicht begeistert, auf Landesgeheiß die Bezirksvertretungen einrichten zu müssen“, erinnert sich Irsfeld. „Man hat uns viele Steine in den Weg gelegt.“ Ganz zu Beginn sei ihm als Nippeser Longerich noch völlig unbekannt gewesen, selbst Riehl stellte eine Art „Terra incognita“ dar – und Niehl kannte er nur von einem dortigen Kino. Auch Erich Hermans, ebenfalls in der ersten BV vertreten und heute Vorsitzender des Geisterzug-Vereins „Ähzebär un Ko“, teilte seine Erinnerungen, darunter den Kampf um mehr Fahrradfreundlichkeit.
Lift an der Hochbahn erkämpfte die Bezirksvertretung Nippes
Zum Jubiläum ist im Atrium des Bezirksrathauses an der Neusser Straße 450 die Ausstellung „50 Jahre Bezirksvertretung“ zu sehen. Die interessante Schau, vom Nippeser Archiv für Stadtteilgeschichte konzipiert und erstellt, zeigt am Beispiel der 2014 um Lifte und direkte Treppen-Aufgänge ergänzte Hochbahn-Haltestelle Neusser Straße/Gürtel, dass sich die Beharrlichkeit der ehrenamtlichen Bezirkspolitiker oft lohnt. Im Rahmenprogramm teilten die Veedelschronisten Harald Niemann vom Nippeser Stadtteilarchiv, Joachim Brokmeier (Riehl), Robert Christ (Niehl) und Hermann-Josef Rehbach, früherer Leiter der Florianschule, der bald ein Buch zur Weidenpescher Veedelsgeschichte herausgibt, einige Erinnerungen. Dazwischen servierte die Combo „Jamaika Jupp“ kölsche Klassiker im Reggae-Stil.
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Auch heute noch ist das Verhältnis der Bezirksvertretung zum Stadtrat und Verwaltung nicht immer ungetrübt: Der Streit um Kompetenzen, sowie die mitunter lange Umsetzungszeit von Beschlüssen, sind Dauerthemen. „Es geht darum, immer wieder neue Brücken zwischen Politik und Verwaltung zu bauen“, merkte der Nippeser Bürgeramtsleiter Franz Dillmann an. „Ein Innenstadt-Bezirksvertreter nannte das Bezirks-Jubiläum eine Goldene Hochzeit. Mir kommt es dagegen manchmal vor wie eine 50-jährige Scheinehe“, so Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert. Das Engagement in den Bezirken sei etwa hinsichtlich Brauchtum, Denkmalpflege, Sport oder kleineren Verkehrsthemen nicht mehr wegzudenken. „Wir kümmern uns um Themen, für die es im Rathaus kein Gehör gibt. Und wir haben immer ein offenes Ohr für Sie – es sei denn, wir schlafen gerade.“
Die Ausstellung ist noch bis Montag, 23. Juni, im Foyer des Bezirksrathauses Nippes, Neusser Straße 450, zu sehen. Geöffnet ist montags und donnerstags von 8 bis 15 Uhr, dienstags von 9 bis 18 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8 bis 12 Uhr.