„Ein Stück Stadtreparatur“ im ZeitplanEnde 2025 soll das neue Wohnquartier in Köln-Riehl stehen

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Visualisierung des „Viva Agrippina“-Quartiers

So soll die „Viva Agrippina“ Ende 2025 aussehen.

Am Freitagnachmittag feierten die Projektleiter der „Viva Agrippina“ Richtfest. Das Quartier trägt eine lange Historie in sich. 

Der Freitagnachmittag ist verregnet, Anett Barsch ist trotzdem bester Laune. „Ich bin sehr stolz, dass wir in diesen grauen Zeiten ein Richtfest feiern. Denn viele Richtfeste werden in diesem Jahr nicht gefeiert“, sagte Barsch, Projektentwicklerin bei „Swiss Life Asset Managers“. Denn grau ist nicht nur die Wetterlage, sondern auch die der Immobilienwirtschaft: Immer mehr Kräne stehen still, in Köln vermelden fast alle Branchenunternehmen massiv gesunkene Zahlen bei der Bautätigkeit. Die Finanzierung von Großprojekten wird schwieriger, die Marktlage ist infolge der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine diffus.

Für das Quartier „Viva Agrippina“ an der Riehler Straße, bei dem die Verantwortlichen am Freitag das Richtfest gefeiert haben, gilt das nur eingeschränkt. Denn die Verträge mit den Bauunternehmen, allen voran Bauwens, sind bereits vor Kriegsbeginn geschlossen worden. Nun ist man in Riehl sogar einen Monat vor dem Zeitplan. In Rhein-Nähe entstehen 286 Wohnungen für rund 500 Menschen. Singles, Paare, Familien und Rentner sollen hier auf bis zu sieben Etagen ein Zuhause finden. Zwei Drittel der Wohnungen sollen als Eigentumswohnungen auf den Markt gehen, ein Drittel ist gefördert. „Wir bauen in einer erstklassigen Lage im Gerichtsviertel, von hier aus sind Dom, Zoo und Rhein fußläufig zu erreichen. Das Quartier ist in urbaner Lage und mit einer sehr guten Infrastruktur ausgestattet.“

Köln-Riehl: Erster Bauabschnitt soll Ende 2024 abgeschlossen sein

Zurückhaltend spricht Barsch nicht über ihr Projekt, der Bau sei „ein Stück Stadtreparatur“, nachdem das Gelände zuvor unstrukturiert bebaut gewesen sei. Jahrzehntelang befand sich die Zurich-Versicherung auf dem Gelände, die es im Zuge des Wechsels nach Deutz aber im Jahr 2016 verkaufte. Ab 2019 begann die Unternehmergruppe um „Swiss Life“ dann, die neuen Nutzungen zu definieren und mit Politik und Verwaltung abzustimmen. „2020 haben wir dann mit dem sehr komplexen Tiefbau begonnen, der etwa anderthalb Jahre gedauert hat.“ Nun steht auch der oberirdische Rohbau, der Abschluss des ersten Bauabschnitts ist für Ende 2024 geplant. Ein Jahr später soll das neue Quartier dann stehen.

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Der Rohbau steht: In Riehl entsteht gerade ein neues Wohnquartier.

Der Rohbau steht: In Riehl entsteht gerade ein neues Wohnquartier.

Der Name „Viva Agrippina“ bezieht sich auf den historischen Ursprung des Areals. Dieses gehörte der Agrippina-Versicherung, bis diese im Zurich-Konzern aufging. Die Agrippina-Versicherung ging zurück auf die 1817/18 gegründete Rheinschiffahrts-Assecuranz-Gesellschaft, knapp 30 Jahre später entstand aus dem Kölner Zweig die nach der antiken Kölner Stadtgründerin benannte Agrippina See-, Fluß- und Landtransport-Versicherungs-Aktiengesellschaft, die im Lauf der Jahrzehnte einen enormen Aufschwung erlebte. Über dem Haupteingang hängt eine lebensgroße Figur der Kölner Stadtgründerin, gestaltet in den 1910er Jahren von dem Schweizer Bildhauer Hermann Haller.

„Viva Agrippina“: Projektleiter wollen dem historischen Erbe gerecht werden

Diesem Erbe wolle man gerecht werden, betonten die Projektleiter am Freitag. „Es gab 2016 keine Möglichkeit, die Nachkriegsstruktur zu erhalten“, sagte Architekt Juan Pablo Molestina. Er habe sich für den Bau an der Vielfalt der Villen in der Umgebung orientiert. Das Ziel einer hohen Lebensqualität sollte auch mit Spielplätzen im Innenhof und vor den Häusern erreicht werden. „Um der Gefahr der Homogenität zu entkommen, haben wir zwei Architekturbüros ins Boot geholt“ so Molestina weiter. Die Baufelder sind aufgeteilt worden, das Verfahren sei kooperativ gewesen.

Mit Domblick: Die Wohnungen in den Obergeschossen des neuen Riehler Quartiers.

Mit Domblick: Die Wohnungen in den Obergeschossen des neuen Riehler Quartiers.

Udo Girke, Konstruktionsleiter bei „Swiss Life Asset“, betonte auch die nachhaltige Dimension des Projektes: In der Garage besteht künftig die Möglichkeit, E-Autos zu laden. Außerdem sind rund 600 Fahrradstellplätze in der Tiefgarage untergebracht. Versorgt wird das Quartier mit „sauberer Fernwärme“ der Rhein-Energie, wie Girke betont. Eine hundert Jahre alte Platane soll erhalten werden, auch wenn in ihrem Wurzelbereich beim Bau ein geheimer Tunnel gefunden wurde. Auch eine vier Meter lange Bodenplatte erschwerte die Umsetzung. Beim Rhein-Hochwasser 2022 floss Wasser auf die Baustelle, im Zeitplan blieb man dennoch. Für Anett Barsch bedeutet Nachhaltigkeit auch, dass „die Lage auch in 30 Jahren noch nachgefragt sein wird“. In rund zwei Jahren werden die ersten Menschen im neuen Riehler Quartier einziehen. Dann ist ohne Zweifel von einer hohen Nachfrage auszugehen.

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