Die Krippe der Familie Iacona wächst Jahr für Jahr. Eine Ruine aus dem Aquarium ist genauso verbaut wie ein Trachtenzimmer aus einer Puppenstube.
Recycling in PorzKrippe entstand aus Teilen vom Flohmarkt

Santina Iacona ist stolz auf ihre Krippe, die fast nur aus Teilen vom Flohmarkt zusammengestellt wurde.
Copyright: Stefan Villinger
Man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Überall gibt es etwas zu entdecken. Das Jesuskind mit Josef und Maria in der Krippe gerät da fast zur Nebensache. Sie thronen zwar ganz oben, aber links und rechts sowie eine Etage tiefer tobt das Leben. Und viele Szenen der liebevoll gestalteten Krippenlandschaft in Porz-Eil spiegeln nicht unbedingt das Leben zurzeit von Christi Geburt in einem Stall in Bethlehem wider.
Diese Besonderheit hat mit der Entstehung der Krippe zu tun. Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist Santina Iacona auf Flohmärkten in Köln und der Region auf der Suche nach Teilen. Erstaunlich, was sie in dieser Zeit alles zusammengetragen hat. Und noch erstaunlicher ist, dass alles so scheint, als ob es schon immer zusammengehört hat.
Für zehn Euro wurde ein handgemachter Stall auf einem Flohmarkt in Köln-Porz gekauft
Eine Krippe gab es schon immer zur Vorweihnachtszeit im Wohnzimmer ihrer Familie in Ravanusa auf Sizilien. Und als Santina Iacona im Alter von 17 Jahren zusammen mit ihren Eltern nach Köln kam, wurde diese Tradition weitergeführt.
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In die Schrankwand hinein ist die Krippe vom Flohmarkt gewachsen.
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So richtig los ging es dann aber im Jahr 1996, als die Familie von Höhenberg nach Porz zog. Ehemann Francesco sowie die beiden Kinder Marco und Sonja kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, was dort langsam im Keller entstand. Das ursprüngliche Krippenhaus, das 1972 erworben wurde, war irgendwann zu klein. „Für zehn Euro habe ich im Jahr 2010 auf dem Flohmarkt beim ehemaligen Autokino in Porz einen neuen Stall gekauft“, berichtet Iacona. Der Verkäufer hatte sich gefreut, dass die Krippe, in echter Handarbeit hergestellt, in so gute Hände gekommen sei.
Weihnachtskrippe in Eil wächst
Ins Auge fällt eine alte Ruine oben links. Sie hatte früher ihren Platz in einem Aquarium, bunte Fische schwammen durch sie hindurch. „Für zwei Euro habe ich sie erstanden“, so Iacona. Zweimal 1,5 Meter Grundfläche hat die Krippe inzwischen. „Ich baue ein, was ich finde“, so die 72-Jährige. Und das können durchaus Teile sein, die früher in Puppenstuben Verwendung gefunden haben. So ist ein kleines Trachtenzimmer zu entdecken, mit einem Bierfass in der Ecke und einer rot-weiß-karierten Decke auf dem Tisch.

Die Trachtenstube ist im Laufe der Jahre hinzugekommen.
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Im Oktober werden die Kisten im Keller geöffnet, in denen die Figuren und Bauteile das Jahr über gut verstaut sind. Zu Maria Lichtmess am 2. Februar, wenn die Weihnachtszeit nach dem Kirchenjahr offiziell endet, wird die Krippe wieder abgebaut.

Aus der Hand von Santina Iacona stammen die Stühle mit Korbgeflecht und weitere Accessoires der Krippe.
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Doch nicht nur Teile vom Flohmarkt finden sich in der Krippe. Knorrige Wurzeln aus dem Wald oder auch selbst hergestellte Möbelstücke haben einen festen Platz in dem Kunstwerk. Lampen und Lichterketten verbreiten heimelige Stimmung.
Die Figuren sind übrigens alle aus Plastik. „Ich hatte mal ganz früher einige Kamele aus Gips, die sind aber langsam zerbröselt. Plötzlich standen da nur noch Drahtgestelle“, berichtet sie. Außerdem könnte man diese Figuren besser anfassen. Insbesondere Kinder würden sich darüber freuen. Und so fand ein Musiker mit einem Dudelsack für zwei Euro eine neue Heimat in Eil, eine orientalische Mokkabar ist ebenfalls Teil des Bauwerkes. Auch ein Obststand mit vielfältigem Angebot hat dort seinen festen Platz.

Ein Musiker mit einem Dudelsack auf dem Oberschenkel gehört auch zur Krippe.
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Rechts außen ist die Pappe einer Küchenrolle zu entdecken, die jetzt als Säule eine neue Aufgabe hat. „Man braucht Ideen, Zeit und Geduld“, verrät Iacona das Geheimnis zum Bau ihrer Krippe. Die ist selbstverständlich noch lange nicht fertig. Mit prüfendem Blick geht sie über jeden Flohmarkt und findet eigentlich fast immer ein neues Teil bei den zahlreichen Hobbyhändlern. „Die Suche endet eigentlich nie.“
Wer sich so gut mit Krippen auskennt, der hat bestimmt einen Favoriten. „In Sankt Michael in Eil steht eine schöne Krippe, die bei der Schwarzen Madonna in Köln in der Kupfergasse ist ebenfalls sehenswert. Die Krippe im Dom gefällt mir allerdings weniger“, so Iacona, die jedoch ausdrücklich betont, dass das nur ihre Sicht sei. Andere würden dies bestimmt anders sehen.

