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Psychische KrisePlan 27 ist ein niederschwelliges Hilfsangebot für junge Menschen

4 min
Plan 27

Uwe Armbruster, Dorothea Stender und Timo Leisten (v.l.).

Der eine hat die ganze Nacht am Computer oder an der Spielekonsole durchgezockt und verpennt den Tag. Die andere hat auf ihre Bewerbungen ständig Absagen bekommen, findet keinen Job, ist deprimiert und verkriecht sich in ihrem Zimmer. Lebenssituationen, die Dorothea Stender, Timo Leisten und Uwe Armbruster wohl bekannt sind. Sie sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Träger, die sich bei „Plan 27“ um Jugendliche und junge Erwachsene kümmern, im Leben wieder Fuß zu fassen.

„Plan 27“ richtet sich an Menschen von 17 bis 27 Jahren, die beispielsweise in eine psychische Krise geraten sind oder nicht mehr wissen, wie sie ihre Probleme bewältigen können. Oder aber selbstständig leben möchten und dabei Unterstützung wünschen. Die Hilfe reicht von Ämter- und Behördenangelegenheiten, über die Suche nach einem Facharzt- und Therapeuten bis hin zur Suche nach einer passenden Wohnform oder Tagesstruktur.

Wenn die Kinder nicht mehr auf die Eltern hören

Auch gibt es Unterstützung bei schulischen, Studien- und Ausbildungsthemen. „Viele Jugendliche, auf die wir treffen, haben einen verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus. Es wird eher die Nacht genutzt, um zu zocken, sich mit Freunden zu treffen und tagsüber, wenn das Leben der Gesellschaft stattfindet, wird geschlafen“, sagt Uwe Armbruster.

Oft seien es verzweifelte Eltern, die sich bei ihm melden. Aber auch Schulsozialarbeiter, die bei dem einen oder der anderen sehen, dass der Übergang von der Schule ins Berufsleben zum Problem zu werden droht. „Viele junge Menschen lassen sich ungern von den Eltern etwas sagen“, sagt Timo Leisten. Da könne ein Gespräch mit jemand anderen besser helfen. Dafür sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Plan 27“ da.

Plan 27 ist ein niederschwelliges Angebot in Köln

Und die treffen die jungen Erwachsenen nicht unbedingt in einem Büro. „Wir treffen uns dort, wo sich die Menschen wohl fühlen“, sagt Dorothea Stender. Oftmals seien am Anfang auch Freunde oder andere Bezugspersonen dabei. „Plan 27“ sei ein niederschwelliges Angebot, das zu den Menschen hinkommt.

Und das nicht eine einmalige Terminsache ist. Regelmäßigkeit sei wichtig, sagt Stender. „Wir bleiben so lange an der Seite der jungen Leute, wie es nötig ist“, betont Armbruster. Das können drei Monate sein oder auch mal anderthalb Jahre.

Projekt für Jugendliche wird auch die nächsten Jahre fortgesetzt

Ins Leben gerufen wurde das Projekt im Jahr 2017. Anfangs vom Europäischen Sozialfond gefördert, später vom Land NRW. Doch diese Förderungen sind immer zeitlich begrenzt. Bei „Plan 27“ handele es sich um ein Projekt, „das sich bewährt hat“, sagt Sozialdezernent Harald Rau. Um es für die nächsten zwei Jahre fortsetzen zu können, hat die Stadt Geld in die Hand genommen.

Den Löwenanteil der 380.000 Euro übernimmt allerdings das Jobcenter Köln mit 250.000 Euro. Es sei besser jetzt Geld in die Hand zu nehmen, als später, sagt Marina Würker, Geschäftsführerin des Jobcenter Köln. „Was wir später einsparen, das rechnet man häufig nicht gegen.“

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Seitdem das Jobcenter und die Stadt im Frühjahr 2022 die Finanzierung für zwei Vollzeitkräfte übernommen haben, „begleiten wir 47 Personen“, sagt Stender nach einer Erhebung der ersten beiden Monate. Doch der Bedarf sei groß. So groß, dass er im Kölner Norden schon Wartelisten hat, erzählt Timo Leisten. Auch Armbruster, der für das Rechtsrheinische und Porz zuständig ist, kennt das.

Damit den jungen Menschen aber auch geholfen werden kann, sucht er möglichst schnell ein Beratungsgespräch. Bei dem könne sich auch herauskristallisieren, dass den Betroffenen auch außerhalb von „Plan 27“ geholfen werden kann. Da sei es von Vorteil, dass drei Projektträger am Start sind, die auch weitere Hilfsangebote anzubieten haben, so Dorothea Stender, die für den linksrheinischen Kölner Süden zuständig ist. Das sind federführend die Alexianer Köln GmbH, das Sozialpsychiatrische Zentrum Nippes und Chorweiler sowie Der Sommerberg AWO Betriebsgesellschaft mbH.

Ansprechpartner von Plan 27 in Köln

Das Angebot Plan 27 ist für die Hilfesuchenden kostenfrei. Das Jobcenter Köln und die Stadt finanzieren für zwei Jahre zwei Vollzeitstellen, die drei Träger untereinander aufteilen.

Für die linksrheinischen Stadtbezirke sind die Alexianer Köln und das Sozialpsychiatrische Zentrum (SPZ) Nippes und Chorweiler zuständig. Das SPZ hat die Rufnummern 0221/888 21 30 und 0157/80 67 37 62. Die Alexianer sind telefonisch unter den Rufnummern 0221/170 50 78 21 und 0171/291 19 30 oder per E-Mail erreichbar.

plan27-proberaum@alexianer.de

Für das rechtsrheinische Köln fungiert als Partner „Der Sommerberg AWO Betriebsgesellschaft“. Diese ist telefonisch unter der Rufnummer 0178/390 59 96 sowie per E-Mail erreichbar. (rde)

plan27@awo-der-sommerberg.de