Mutter vor GerichtBulldogge Bonez rettet ausgesetztes Baby in Köln vor dem Tod

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Bulldogge Bonez.

Bulldogge Bonez rettet ausgesetztes Baby.

Vor dem Landgericht Köln ist der Prozess um ein ausgesetztes Baby in Porz gestartet. Ein Zeuge schilderte, wie sein Hund zum Retter wurde.

Der quirlige Bulldoggen-Mischling Bonez hat für die Rettung eines ausgesetzten Säuglings in Köln-Porz gesorgt. 30 bis 60 Minuten später und das Baby wäre nach Angaben der Staatsanwaltschaft erfroren oder verblutet. Viereinhalb Jahre ist das jetzt her, aufgrund einer überlasteten Kölner Justiz startete aber erst diese Woche der Prozess. Der Mutter des Kindes wird versuchter Totschlag vorgeworfen.

Köln-Porz: Bulldogge machte auf Baby aufmerksam

Im Zeugenstand schilderte der im Einzelhandel tätige Onur C. (25) seine Erinnerungen an den Tattag, jenen 29. September 2018. Wie so häufig sei er mit seinem Hund im Bereich der Genter spazieren gegangen. „Ich habe telefoniert und von der Umgebung wenig mitbekommen“, sagte der Hundebesitzer. Doch dann habe Bonez gebellt und ihn auf ein weißes Bündel aufmerksam gemacht.

Verdächtig lange hatte die Bulldogge an dem Bündel geschnuppert, das sich bei genauem Hinsehen leicht bewegt und Laute von sich gegeben habe. „Ich habe zunächst an ausgesetzte Hundewelpen gedacht“, sagte Onur C. im Zeugenstand. Er habe das Laken aufgewickelt, da sei ein Säugling zum Vorschein gekommen. „Ich habe Blut gesehen und die abgetrennte Nabelschnur war noch dran.“

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Panisch wickelte der damals 20-Jährige den Säugling in seine Jacke ein, es herrschten damals recht frische Temperaturen um die zehn Grad. „Dann habe ich erst mal meinen Onkel angerufen und gefragt, was ich machen soll“, schilderte der Zeuge. „Ruf die Polizei“, war die Antwort und schnell machten sich die Beamten und ein Notarzt auf den Weg. Der Säugling kam ins Krankenhaus.

Köln: Kind lebt in einer Pflegefamilie

„Darf ich auch etwas fragen?“, so wandte sich Onur C. nach seiner Aussage an die Vorsitzende Richterin Sabine Kretzschmar. Die bejahte. Er habe inzwischen selber zwei Kinder, das dritte sei unterwegs. „Ich frage mich, hat die Mutter das Kind dort abgesetzt oder wurde sie gezwungen? Das Kind hätte ja sterben können“, sagte Onur C. Für solche Fälle gebe es doch auch Babyklappen.

„Das versuchen wir hier herauszufinden“, entgegnete die Vorsitzende, sie dankte dem Zeugen für sein beherztes Handeln. „Und wie geht es dem Kind?“, fragte der Zeuge noch. „Soweit bekannt, gut“, antwortete die Richterin. Bis heute habe er nicht gewusst, ob das Kind womöglich doch nicht überlebt habe, sagt Onur C. Dem Vernehmen nach lebt der Junge seither in einer Pflegefamilie.

Neugeborenes laut Kölner Anklage in Rucksack gesteckt

Die Mutter des Kindes schwieg zum Prozessauftakt auf Anraten ihrer Verteidigerin Harriet Krüger. Laut Anklage soll die 36-Jährige das Baby in einem Gäste-WC zur Welt gebracht, es dann im Bettlaken eingewickelt zunächst auf dem Balkon der Wohnung abgelegt haben. Später habe sie das Kind in einen Rucksack gesteckt und sei zu dem Pfad gegangen, wo das Baby letztlich entdeckt wurde.

Eine Psychiaterin soll über eine mögliche verminderte Schuldfähigkeit Auskunft geben. „Mütter wissen, dass man sich bei einer Geburt in einem absoluten hormonellen Ausnahmezustand befindet“, sagt Anwältin Krüger. Auch bestehe bei der Mandantin ein Drogenproblem. Beim nächsten Verhandlungstag am Donnerstag will sich die Angeklagte zu den Hintergründen äußern.

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