Premiere Scala Theater„Scheidung op Kölsch" ist Hommage an Trude Herr

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Ein Tänzchen mit Kirstin Hesse, Sophie Russel, Ralf Borgartz und Arne Hoffmann (v.l.)

Köln – Um es vorweg zu nehmen: Am Ende der Premiere von „Scheidung op Kölsch“ im Scala-Theater treiben die minutenlangen stehenden Ovationen den Akteuren Tränen in die Augen. Sophie Russel, die in dieser Hommage an Trude Herr gerade in der Rolle der Katharina Engel geglänzt hat, weiß gar nicht wohin mit sich und ihrer fulminanten Figur. Und der redegewandte Ralf Borgartz, Theaterleiter, Regisseur und Darsteller des Ehemanns Hubert, gerät gar ins Stottern vor lauter Glück, endlich wieder die Bude voll zu haben und dann auch noch so enthusiasmiert. „Sie dürfen gerne noch fünf, sechs Mal wieder kommen.“

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Sophie Russel.

Aber zurück zum Anfang: „Scheidung op Kölsch“ ist ein Schwank in drei Akten, den Trude Herr 1973 geschrieben hat, der später überarbeitet wurde und mehr als 200 mal in ihrem Theater im Vringsveedel aufgeführt wurde. Eine klassische Boulevardkomödie mit viel „Tür auf, Tür zu“, überzeichneten Charakteren, hanebüchenen Sprüchen und zahllosen Irrungen und Wirrungen.

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Barbara Nöske und Ralf Borgartz

Borgartz hat zahlreiche Songs hinzugefügt und den Text aktualisiert, auch wenn Kölsch-Experten wie Premierengast Wicky Junggeburth sagen, die Inszenierung sei zu 80 Prozent nah am Original. Die Story ist verwickelt: Katharina Engel, Inhaberin eines Miederwarengeschäftes, engagiert einen Privatdetektiv (Beka Bediana), weil ihr zugetragen wurde, dass Hubert, ihr Gatte, fremdgegangen sei.

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Wer schön sein will muss leiden: Katharina Engel (Sophie Russel) lässt den Kosmetiker (Beka Bediana) kommen.

Minutenlange Ovationen in der Kölner Scala

Auf einmal ist nichts mehr wie es 20 Jahre lang war zwischen „Männilein“ und „Möppi“, obwohl Hubert, der sich bei der Unteren Fischereibehörde der Stadt durch den Alltag schnarcht, eigentlich gerne ein Kind von seinem Kättche hätte. Auf keinen Fall ein Kind will dagegen Fensterputzer Karl Salewski (Arne Hoffmann), der aber gerade aus Versehen die Angestellte des Ladens, Anneliese Kolvenbach (Kirstin Hesse), geschwängert hat: Die Kondome hatten Löcher.

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Premeierenjubel und stehende Ovationen für ein hoch motiviertes Ensemble.

Um das Chaos komplett zu machen, gibt es noch Adele Köhler (Barbara Nöske), die beste Freundin der Frau Engel, eine ältliche, bigotte Jungfer, ein dauertratschendes Schandmaul, das seinesgleichen sucht.

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Wer jetzt noch dabei ist, der muss sich dieses Stück unbedingt ansehen. Denn dann wird man einen großartigen, unterhaltsamen Abend verbringen, Tränen lachen, keine Stimme mehr haben vom Mitsingen, und glücklich nach Hause gehen. Denn auch bei „Scheidung op Kölsch“ hält das Scala, was es verspricht: trashiges Entertainment vom Feinsten, derbe Witze mal über, mal unter der Gürtellinie, kölschen Klamauk , getanzte Revueeinlagen, irrwitzige Situationskomik, etwa wenn Katharina und Adele beim viel zu trockenen Streuselkuchen aneinander vorbeireden und -spucken. Das Timing sitzt, und das Publikum liegt am Boden vor Lachen.

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Kirstin Hesse.

"Scheidung op Kölsch" hält was es verspricht 

Um kurz darauf wieder mitgerissen zu werden, etwa wenn die zierliche Kirstin Hesse ihre fast schon gewaltige Stimme einsetzt und „Raderdoll verschosse in dich“ schmettert – „Hopelessly devoted to you“, einen Song der kürzlich verstorbenen Olivia Newton-John aus „Grease“. Da ist viel Liebe drin. Ein toller Abend, wenngleich mit mehr als drei Stunden etwas zu lang. Karten und Termine auf der Website.

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