Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommentar

Pro und Contra
Ein Badeverbot für den Rhein ist nicht umsetzbar

Ein Kommentar von
2 min
13.08.2025 Köln. Wetter, Feature: Sommer. Derzeit ist es heiß und sonnig. Auch an den Sandstränden des Rheins, der Rodenkirchener Riviera, suchen die Menschen Abkühlung im Wasser. Baden und Schwimmen im Rhein ist dort lebensgefährlich. Das Achtung Lebensgefahr-Schild. Foto: Alexander Schwaiger

An der Rodenkirchener Riviera suchen die Menschen Abkühlung im Wasser. Baden und Schwimmen im Rhein ist dort lebensgefährlich.

Düsseldorf hat ein Schwimmverbot für den Rhein erlassen. Ist das sinnvoll? Nein, findet unser Redakteur Uli Kreikebaum.

Es ist schrecklich, wenn Menschen im Rhein ertrinken. Jeden Sommer geschieht das, jeden Sommer erscheinen auch in dieser Zeitung Texte darüber, wie gefährlich es ist, in dem Fluss zu baden. Jedes Jahr warnen Polizei, DLRG, Ordnungskräfte und Politiker vor den Gefahren. Seit Donnerstag ist in Düsseldorf das Baden im Rhein verboten, um die Gefahren zu minimieren und Menschen davon abzuhalten, sich bei Hitze im Strom abzukühlen. Auch Köln prüft ein entsprechendes Verbot intensiv.

Was nach schrecklichen Unglücken wie dem Ertrinken eines sechsjährigen Jungen, der in Düsseldorf abtrieb und tot geborgen wurde, wie folgerichtig klingt, ist auf den zweiten Blick aktionistisch, heißt: nicht durchdacht und in der Praxis nicht durchführbar.

Forderung nach Badeverbot verdeckt eigentliche Probleme

Wie soll eine Stadtverwaltung, die ihre Stellen beim Ordnungsamt seit Jahren nicht besetzt bekommt, über immer mehr Aufgaben und viel zu wenig Geld klagt, flächendeckend kontrollieren, dass Menschen im Hochsommer nicht im Rhein baden? Wäre das nicht trotz Lebensgefahr auch unverhältnismäßig? Sind wir, wenn auf Gefahren hinreichend hingewiesen wird, nicht selbst dafür verantwortlich, ob wir Motorrad fahren, ohne Helm Rad fahren oder uns an der Rodenkirchener Riviera abkühlen?

Die Forderung nach einem grundsätzlichen Badeverbot verdeckt die eigentlichen Probleme: Jedes fünfte Grundschulkind zwischen sechs und zehn Jahren kann nicht mehr schwimmen, im Jahr 2017 waren das laut einer Studie des DLRG lediglich zehn Prozent. Die Hälfte der Kinder in diesem Alter schwimmt nicht sicher. Auch unter Jugendlichen und Erwachsenen steigt die Zahl der Nichtschwimmer.

Es braucht mehr Schwimmbäder und Schwimmkurse

Gleichzeitig sind die Preise für die Köln-Bäder für viele Menschen inzwischen kaum mehr erschwinglich: Ein Tagesticket fürs Agrippabad kostet für Erwachsene 12,70 Euro, für Kinder und Jugendliche 7,80 Euro. Die Preise schrecken nicht nur Menschen mit geringem Einkommen ab. Es braucht also mehr Schwimmkurse, mehr Schwimmbäder – und eine höhere Subventionierung der Kulturtechnik Schwimmen, die den Staat letztlich entlasten würde, weil kein Sport die Gesundheit nachhaltiger fördert als das Schwimmen.

Statt nach generellen Badeverboten im Rhein zu rufen, sollte die Stadt Köln über Strandbäder am Fluss – natürlich mit Bademeisterinnen und Bademeistern – nachdenken. Die Sommer werden heißer. Köln braucht Strandbäder. Und nicht noch mehr Verbote.