Psychisch kranker Kölner belästigt NachbarnAnwohner halten Behörden für untätig

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Köln – Mit dem Hammer eingeschlagene Scheiben, üble Beschimpfungen und Bedrohungen: Ein offenbar psychisch kranker Mann verbreitet in einem rechtsrheinischen Stadtteil Angst und Schrecken. Die Anwohner sind es leid, dauernd von dem Mann belästigt zu werden. Und sie fragen sich, warum Behörden nicht konsequent eingreifen. Doch die Hürden für eine dauerhafte Unterbringung in einer Klinik sind hoch, wie ein Kölner Richter erklärt.
Immer wieder kommt es zu mitunter schweren Übergriffen auf Nachbarn oder deren Eigentum. Der Mann, Anfang 40, ist nach Angaben der Anwohner schon seit mehr als zwei Jahren eine Gefahr für sich und andere. So schildert Fabian K. (35, Name geändert), der mit seiner Familie im direkten Umfeld des dem Vernehmen nach psychisch kranken Mannes aus Köln lebt, seine Erlebnisse.
Familienvater: „Der Mann braucht Hilfe“
„Kürzlich hat er einen Gully-Deckel durch ein Fenster einer Nachbarin geworfen. Da stand ein kleines Kind, das der Mann mit dem Tod bedroht hat. Auch läuft der Mann durch unsere Gärten und schaut in unsere Wohnungen. Einmal hat er auch mit einem Hammer die Scheiben eines anderen Nachbarn eingeschlagen. Vor zwei Jahren brabbelte er noch wirres Zeug vor sich hin. Mittlerweile schreit er rum und beleidigt alle auf übelste Weise. Die ganze Nachbarschaft ist total aufgelöst und wir fragen uns, warum der Mann immer wieder freigelassen wird. Er braucht Hilfe“, schildert der Familienvater.
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Aufnahmen einer Überwachungskamera dokumentierten die Angriffe des Mannes. In einem Video ist zu sehen, wie er mit einem Hammer ein Fenster einschlägt. In den vergangenen zwei Jahren sei die Situation schlimmer geworden. Seit 2018 habe es mehr als 30 Vorfälle gegeben, und es werde immer drastischer.
Die Polizei sei schon häufig gekommen. Auch, weil er laut der Nachbarn seine Medikamente nicht nehme, dafür aber harte Drogen wie Kokain.
„Er ist immer wieder für ein paar Wochen in Behandlung und kommt dann wieder zurück. Dann geht das ganze Spiel von vorn los. Wir haben wirklich große Angst“, erklärt der Nachbar. Er ist frustriert, dass die Behörden nicht konsequent eingreifen: „Was muss noch alles passieren?“, fragt er sich.
Aktuell sei der Mann wieder in der Merheimer Klinik. „Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis er wieder zurückkommt. Wir würden nicht zu Hause schlafen, wenn der Mann jetzt hier wäre.“ Für den Nachbar ist klar: „Der Mann gehört in die Forensik.“
Doch darüber muss ein Richter entscheiden. Losgelöst von diesem Fall, erklärt Richter Maurits Steinebach, Pressesprecher am Amtsgericht Köln, wann eine Unterbringung in eine psychiatrische Klinik in einem Strafverfahren in Betracht kommt. „Das Landgericht kann entscheiden, ob die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik notwendig ist. Dafür sind die Hürden sehr hoch. Das regelt der Paragraf 63 im Strafgesetzbuch. Die Richter entscheiden dann mit Hilfe von Sachverständigen, ob eine Person untergebracht werden muss oder nicht. Dabei muss im Rahmen einer Prognoseentscheidung festgestellt werden, ob von der Person erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind“, erklärt der Richter.
Zu erheblich rechtswidrigen Taten könnte etwa zählen, wenn eine psychisch kranke Person völlig unvermittelt fremde Personen körperlich angreift. Der Richter weiter: „Eine Unterbringung erfolgt dann auf unbestimmte Zeit. Nach der Unterbringung wird regelmäßig geprüft, ob sich der Zustand der Person verändert hat und ob noch eine Gefahr von ihr ausgeht.“
Darüber hinaus können Richter auch bei psychischen Krankheiten anordnen, dass eine Person kurzfristig in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird. Die Unterbringung ist zulässig, wenn und solange durch ein krankheitsbedingtes Verhalten gegenwärtig eine erhebliche Selbstgefährdung des Betroffenen oder eine erhebliche Gefährdung bedeutender Rechtsgüter anderer besteht. Den Antrag stellt in Köln ein Notarzt der Berufsfeuerwehr, erklärt der Richter.
Fabian K. jedenfalls hat genug, er sorgt sich um seine Familie: „Wir werden bald umziehen, weil wir es nicht mehr aushalten.“