Kommentar nach Razzia im Erzbistum KölnDer Papst hätte im Fall Woelki schon längst handeln müssen

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Der Kölner Kardinal Woelki im Dom.

Der Kölner Kardinal Woelki im Dom.

Im Fall Woelki sieht man, wohin absolutistische Machtfülle und das Fehlen wirksamer Kontrolle führen.

Niemand bezweifelt das hohe Gut der Unschuldsvermutung, auf das Kardinal Rainer Woelki sich nach der spektakulären Razzia beim Erzbistum Köln beruft. Nur fallen die Segnungen von Rechtsstaat und Demokratie manchen Kirchenmännern immer dann ein, wenn sie davon zu profitieren hoffen. Ansonsten gefallen sie sich darin, gegen „Parlamentarismus“ in der Kirche zu polemisieren und so etwas wie Machtbegrenzung oder Gewaltenteilung für absurde Ideen zu halten.

Selbstherrliche Geringschätzung von Autoritäten außerhalb des katholischen Universums

Dabei sieht man gerade in Woelkis Fall, wohin absolutistische Machtfülle und das Fehlen wirksamer Kontrolle führen. Sein Auftritt vor Gericht, der ihm die Ermittlungen wegen Meineid-Verdachts eintrug und ihn damit noch weiter in die Bredouille brachte, war auch Ausdruck einer selbstherrlichen Geringschätzung jeglicher Autorität außerhalb des katholischen Universums.

Überdeutlich wird jetzt aber auch der Totalausfall eines regulativen Gegenübers. Längst hätte der Papst in einem der wichtigsten – und reichsten – Bistümer der Welt eingreifen müssen, statt der Kölner Tragödie seit anderthalb Jahren tatenlos zuzusehen.

Kirchenmitglieder halten Kölner Verhältnisse nicht mehr aus

In Kürze werden die Kirchenaustrittszahlen für 2022 veröffentlicht. Dem Vernehmen nach sind sie desaströs wie nie. Die Kirchenmitglieder nehmen in Scharen Reißaus – auch weil sie die Kölner Verhältnisse nicht mehr aushalten. Ein Bischof, der sich juristisch damit zu retten versucht, dass er wichtige Briefe zwar unterschrieben, aber nicht gelesen haben will, ist aber auch schwer erträglich.

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