Das Comeback des Feuerwerk-Spektakels Kölner Lichter verdankt die Stadt vor allem Groß-Sponsor Anton Mertens, der im Interview auch kritische Worte findet.
Nach sechs Jahren PauseRetter der Kölner Lichter kritisiert fehlende finanzielle Unterstützung der Stadt

2019 erleuchteten Feuerwerkskörper im Juli den Kölner Himmel (Archivbild)
Copyright: Matthias Heinekamp
Sechs Jahre sind die Kölner Lichter ausgefallen. Doch in diesem Jahr findet das Musik- und Feuerwerksspektakel endlich wieder statt – am 30. August. Zum 20. Mal wird dann ab 22.30 Uhr vor dem Tanzbrunnen das Höhenfeuerwerk von einem Schiff gestartet. Die Resonanz auf das Comeback des Pyro-Events ist gigantisch. Nahezu alle Schiffe, die abends auf dem Rhein unterwegs sein werden, sind bereits ausgebucht. Auch die Tickets für die Tribünen am Ufer sind sehr gefragt.
Dass es in diesem Sommer wieder die Kölner Lichter gibt, grenzt fast schon an ein Wunder. Nachdem die Veranstaltung von 2001 bis 2019 jährlich stattgefunden hatte, sorgten erst die Corona-Pandemie und schließlich große Finanzierungslücken für eine Absage. Auch die 2025er-Ausgabe hing am seidenen Faden.

Der Rösrather Immobilienunternehmer Anton Mertens
Copyright: Marcel Schwamborn
Doch dann meldete sich Anton Mertens (63) und bot seine Hilfe an. Seine Osmab Holding AG, ein Immobilienunternehmen aus Rösrath, fungiert als offizieller Präsentator der Veranstaltung. Warum sich der Kölner, der auch Förderer der Roten Funken ist, eine Loge im Rheinenergie-Stadion besitzt und Viktoria Köln unterstützt, so für die Kölner Lichter einsetzt, erzählt er im Interview.
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Warum engagieren Sie sich für die Kölner Lichter?
Anton Mertens: Zu dem Ereignis kommen eine halbe Million Menschen nach Köln und feiern ein riesiges Fest. Sie sitzen stundenlang am Rhein, grillen, musizieren und haben einen tollen Familien-Tag. Wer nicht hin kann, schaut es sich im Fernsehen an. In der Zeit, in der wir gerade leben, ist das Zusammenkommen von Menschen aus allen Bereichen ein gutes Zeichen. Wir sind für dieses Ereignis berühmt, sogar in Japan wird es im Fernsehen übertragen. Billiger kann man den Menschen kein Geschenk machen. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei der Oberbürgermeisterin Henriette Reker für ihre Schirmherrschaft bedanken.
Der Etat beläuft sich auf über eine Million Euro. Wie viel davon zahlen Sie?
Das kann ich noch gar nicht sagen. Ich habe zugesagt, dass ich alles bezahle, was notwendig ist, damit das wirtschaftlich funktioniert. Abgerechnet wird erst nach dem Event. Die Lücke, die dann offenbleibt, die schließe ich.
Für wie viele Jahre besteht diese Zusage?
Ich habe garantiert, dass wir in diesem Jahr unterstützen. Danach hoffe ich, dass es durch diese Initialzündung weitergeht. Vor Corona hat das ja auch funktioniert.
Welchen Vorteil versprechen Sie sich für Ihre Firma durch das Engagement?
Darum geht es mir nicht. Wir sind ein Unternehmen, das keine PR-Arbeit in diesem Sektor braucht, weil wir nichts an den Endverbraucher verkaufen. Aber natürlich hoffen wir auf eine positive öffentliche Wahrnehmung unseres Unternehmens. Wir fühlen uns mit Köln verbunden und wollen den Menschen der Stadt etwas zurückgeben. Tue Gutes und sprich darüber.
Könnte es sogar negative Effekte haben, weil es auch schon mal Kritik am Feuerwerk gibt?
Ich finde, es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Rumböllern und einem systematischen, künstlerisch wertvollen Feuerwerk mit Musikuntermalung. Wir leben nicht in einer Gesellschaft, wo alle einer Meinung sind. Es gibt auch genug Leute, die etwas gegen den Karneval haben. Und wer denkt, man könne stattdessen eine Drohnen-Show machen: So einfach ist das technisch und rechtlich nicht umsetzbar.
Kümmert sich die Stadt genug um den Erhalt solcher Veranstaltungen?
Wenn die Stadt darauf aus gewesen wäre, dieses Format zu retten, hätte es genug Möglichkeiten der Unterstützung gegeben. Im Karneval gibt es auch genug Probleme, die großen Umzüge zu finanzieren. Köln-Tourismus freut sich über die vielen Gäste aufgrund der Großevents. Wegen Klagen aufgrund der Lärmbelästigung darf nur selten etwas nach 22 Uhr stattfinden, in anderen Städten geht das. Adele hat in München zehnmal gespielt und 800.000 Menschen in die Stadt gebracht.
Wie sehen Sie die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt?
Das ist der eine Faktor, der mich wirtschaftlich bei unserem Sponsoring interessiert. Die Leute suchen Unterhaltung und daher müssen wir diese Stadt auch über die Grenzen hinaus attraktiv machen, dann kommen Gäste aus der ganzen Welt. Köln braucht Zuzug von internationalen Firmen, die sich hier niederlassen wollen. Frankfurt und Düsseldorf gelingt das, Köln nicht. Wir machen nicht auf uns aufmerksam, obwohl wir große Städtepartnerschaften mit Rio de Janeiro, Istanbul oder Peking haben.
Haben Sie Hoffnung, dass sich nach der Kommunalwahl im September etwas ändert?
Ich hoffe, dass es wieder zu einer bürgerlicheren Politik kommt. Diskutieren ist das eine, machen das andere. Die Kölner Lichter schenkt die Stadt den Menschen, will dafür aber kein Geld ausgeben. Auch die Reinigung durch die AWB wird uns in Rechnung gestellt.
Das neue Sessionsmotto „Mer dun et för Kölle“ scheint Ihre Einstellung perfekt wiederzugeben.
Aus diesem Geist heraus handele ich. Wir machen im Stillen und Kleinen ganz viel, indem wir den Karneval oder Sportvereine auf den Dörfern fördern. Wenn das vor der Haustür stirbt und die jungen Leute nicht mit dem Brauchtum aufwachsen, wird es auch irgendwann schwierig, in Köln Nachwuchs zu finden.
Da klingt mehr der Familienmensch als der Unternehmer durch.
Wenn man die Jugendlichen verliert, braucht man sich um die Erwachsenen nicht mehr zu kümmern. Ich habe sieben Kinder, bald vier Enkel. Wir möchten in einer ordentlichen Welt leben. Es kann auch nicht sein, dass alle Grünanlagen montags mit Hundertschaften geräumt werden müssen, weil keiner seinen Müll wegräumt. Wir haben einen Sittenverfall in der Gesellschaft, der ist erschreckend. Viele Jugendliche verlassen heute das Schulsystem, ohne richtig lesen und schreiben zu können. Was machen wir mit ihnen? Welche Schicksale entstehen daraus? Das sind Themen, die mich umtreiben.