150 Jahre JubiläumTierheim Köln-Zollstock feiert großes Fest am Samstag

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Auch Hühner leben im Zollstocker Tierheim.

Auch Hühner leben im Zollstocker Tierheim.

  • Die Leiterin des Zollstocker Tierheims nimmt lieber Tiere direkt von ihren Haltern entgegen als ausgesetzte

Köln-Zollstock – Es ist ein echtes Idyll im Grünen, einen „Katzensprung“ von der Innenstadt entfernt – trotz der manchmal traurigen Geschichten, welche die Vierbeiner und Nagetiere begleiten, die im Konrad-Adenauer-Tierheim an der Vorgebirgsstraße 76 einziehen; jene sind auf den Steckbriefen zu den Tieren an den Zwingern und Stallungen zu lesen.

Denn außerhalb der Öffnungszeiten, bevor Besucher, Abgabewillige und Adoptions-Interessenten eintrudeln, ist es auffallend ruhig auf der Anlage; statt stürmischen Bellkonzerten, wie man es vielleicht erwarten würde, hört man nur Vogel-Gezwitscher. Auf dem rund 5000 Quadratmeter großen Areal kümmern sich Heimleiterin Petra Gerigk und die Hunde-Revierleiterin Claudia Bauer mit weiteren Tierpflegern und ehrenamtlichen Helfern um das Wohl der ihnen anvertrauten Tiere. Bald steht eine „tierisch“ große Party an: Der Träger des Heims, der Kölner Tierschutzverein von 1868, feiert am 9. Juni von 11 bis 18 Uhr auf der Anlage sein 150-jähriges Bestehen. Mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprach Petra Gerigk über die Arbeit mit den Tieren und die Geschichte des Heims.

Frau Gerigk, 150 Jahre Tierschutzarbeit sind eine lange Zeit. Wie hat damals alles angefangen?

Unser Verein wurde 1868 vom Kölner Fabrikanten und Kaufmann Otto Hartmann gegründet, der auch für den deutschen Tierschutz eine wichtige Rolle spielte. Den Kölner Tierschutzverein richtig vorangebracht hat jedoch Lisbeth Adenauer, die Frau des Kölner Oberbürgermeisters und späteren Bundeskanzlers Konrad Adenauer; die Adenauers waren selbst Hundehalter und stark im Tierschutz involviert. Frau Adenauer arbeitete sogar ehrenamtlich bei uns. Unser Heim lag 1929 zunächst an der Escher Straße 127 im heutigen Bilderstöckchen, das Heim wurde jedoch im Krieg zerstört. Unseren jetzigen Platz bekamen wir in den Nachkriegsjahren.

Zwei ehrenamtliche Helferinnen kehren vom Gassigehen zurück; zusammen posieren sie vorm Eingangstor fürs Foto.

Zwei ehrenamtliche Helferinnen kehren vom Gassigehen zurück; zusammen posieren sie vorm Eingangstor fürs Foto.

Wie viele Tiere leben derzeit im Heim?

Im Schnitt haben wir rund 300 Tiere im Bestand; neben Hunden, Katzen, Nagetieren, Reptilien und Vögeln haben wir auch 40 Hühner und sogar drei Minischweine. Unser Durchlauf – das heißt, die Gesamtsumme der abgegebenen, eingelieferten, vermittelten oder in Urlaubspension gegebenen Tiere – lag 2017 bei 1400 Tieren. Wir sind natürlich sehr bestrebt, die Tiere schnellstmöglich in ein neues Zuhause zu vermitteln.

Wie groß ist der Anteil der Tiere, die letztendlich ein neues Zuhause finden können?

Das ist sehr stark tier- und rasseabhängig. Wir haben sowohl Langzeithunde als auch -katzen bei uns wohnen; wenn eine Verhaltensauffälligkeit dazukommt, wird es natürlich nochmals schwieriger. Was uns besonders freut ist, dass einige Leute gezielt Tiere mit Handicaps adoptieren, um etwas Gutes zu tun. Die würden schon überhaupt gar nicht zum Züchter gehen. Und ein Hund aus zweiter Hand muss nicht schlechter sein; meist hat er schon eine gute Grund-Erziehung.

Auch Hühner leben im Heim; mit den Schweinen verstehen sie sich gut.l.). 

Auch Hühner leben im Heim; mit den Schweinen verstehen sie sich gut.l.). 

Was sind die häufigsten Gründe, weshalb sich Menschen von ihrem Tier trennen?

Die Gründe sind sehr vielfältig. Zu den häufigsten gehören Trennungen, Wohnungswechsel, aber oft mittlerweile auch, dass die Leute die Tierarztkosten nicht mehr tragen können. Den Besitzern tut es dann besonders leid. Es kommt natürlich auch schon mal vor, dass Halter sterben. Und natürlich bekommen wir viele Fundtiere herein. Das heimliche Aussetzen von Tieren ist besonders ärgerlich: Es macht die Vermittlung viel einfacher, wenn man schon die Geschichte und den Hintergrund des Tieres kennt, anstatt dass man alles erst mühsam herausfinden muss. Und schließlich bekommt hier niemand den Kopf abgerissen, wer ein Tier abgibt.

Hat sich der Umgang mit Tieren, und das Verantwortungsbewusstsein, ihrer Besitzer aus Ihrer Sicht verbessert?

Leider entwickelt sich die Gesellschaft in Richtung einer Wegwerf-Mentalität – wenn etwas nicht funktioniert wie gedacht, entsorgt man es eben. Dieses Verhalten überträgt sich leider auch zunehmend auf den Umgang mit Tieren. Gerade der Tierhandel über Online-Auktionshäuser ist fatal – da melden sich Leute, die eigentlich nicht geeignet sind, ein Tier zu halten. Es gibt Hunde, die bereits sechs oder sieben Mal weiterverkauft wurden. Das ist für diese natürlich sehr traumatisch.

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Sie bekommen auch Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer. Wie viele machen bei Ihnen mit?

Wir haben ungefähr 18 Kräfte, die regelmäßig hier sind und mehrmals pro Woche kommen. Sie helfen uns bei der Tierpflege, führen die Hunde aus und streicheln die Katzen. Es kommen aber noch viel mehr Leute dazu, die uns gelegentlich helfen, etwa bei den Gassigängen.

Der Hahn im Zollstocker Tierheim

Der Hahn im Zollstocker Tierheim

Vor einigen Jahren hatte der Verein große finanzielle Sorgen. Hat sich die Lage inzwischen verbessert?

Wir haben zum Glück, wie die Kollegen aus dem Tierheim Dellbrück, einen neuen Vertrag mit der Stadt bekommen. Dieser stellt die Kostenbeteiligung für Fundtiere sicher, und es wird mehr übernommen. Obwohl nun ein bisschen mehr Geld als vorher da ist, sind wir jedoch auf Unterstützung angewiesen. Von unserem jährlichen Etat in Höhe von 800 000 Euro bekommen wir nur rund die Hälfte von der Stadt erstattet. Das Heim wird eben von einem privaten Verein getragen. Außerdem haben wir natürlich auch eine leichte Sorge, ob wir im Zuge der Entwicklung der „Parkstadt Süd“ hierbleiben dürfen – aber bei allen Architekten-Entwürfen waren wir bisher mit drin, das freut uns sehr.

Nun wird aber zunächst groß das Jubiläum gefeiert. Worauf können sich Besucher freuen?

Wir haben da eine Menge geplant. Es gibt verschiedene Stände, einen Flohmarkt für Tierzubehör und diverse Vorführungen – etwa von den „Man-Trailern“, Teams aus Mensch und Hund, die vermisste Personen aufspüren. Sie zeigen in einer Show, wie das funktioniert. Und auch die Maus kommt zum Besuch vorbei. Und fürs leibliche Wohl haben wir ein großes vegetarisches Buffet vorbereitet.

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